Zaz wurde am 1. Mai 1980 in Tours als Isabelle Geffroy geboren. Als sie im Herbst 2010 mit ihrem Debütalbum "Zaz" erstmals in den deutschen Charts (Platz 51) auftauchte, ahnte hierzulande kaum einer, wie sensationell sich die Dinge für die hochcharismatische Newcomerin in den folgenden zwei Jahren entwickeln würden. Der Longplayer hatte sich zwar zuvor an die Spitze der französischen Charts gesetzt - diese Nachricht erreichte in Deutschland jedoch lediglich eingefleischte frankophile Pop-Connaisseure. Einen Massen-Hype wie in ihrer Heimat vermochte die aus dem westfranzösischen Department Indre-et-Loire stammende Sängerin - wie so viele Frankreich-Exporte vor ihr - auf der rechten Rheinseite nicht zu entfachen. Jedenfalls vorerst nicht.
Doch im Fall von ZAZ sollte vieles anders laufen als bei so vielen ihrer Landsleute zuvor. Ob es nun an der anrührenden Vita der talentierten Weltenbummlerin lag (die ihren Lebensunterhalt zuvor u.a. als Straßenmusikerin im Pariser Künstlerviertel Montmartre verdient hatte) oder einfach nur an der musikalischen Qualität, darüber lässt sich rückwirkend vortrefflich spekulieren. Tatsache ist, dass sich in den Wochen nach Album-Release die Songs, allen voran die fulminante Single "Je Veux", rasend wachsender Beliebtheit erfreuten, sowohl unter Musikfans als auch bei Medienvertretern. Die Folge: im Januar schoss "Zaz" an die Spitze der deutschen iTunes-Charts, im April knackte das Album die Top Ten der Media Control Charts und im September 2011 peakte das Debüt der "neuen Piaf" schließlich auf Position drei. Bilanz nach insgesamt 105 Chartwochen: knapp eine halbe Million verkaufte Alben und damit Doppelplatinstatus (!) in Deutschland. Edelmetall gab es überdies für "Je Veux": mehr als 150.000 verkaufte Exemplare bescherten ZAZ ihr erstes Single-Gold. Auch die Tourneen durch die Bundesrepublik, die mit jeder Konzertreise in größeren Hallens stattfinden mussten, gerieten zum Triumph: in den vergangenen zweieinhalb Jahren strömten mehr als 80.000 Zuschauer zu ihren Konzerten. Das ZAZ-Phänomen blieb allerdings nicht auf Deutschland beschränkt. Auch die Musikfans in der Türkei, Russland, Italien, Griechenland, Serbien, Kanada und Japan lagen der Französin mit der beeindruckenden Stimme in kürzester Zeit zu Füßen.
Im Mai 2013 erscheint nun mit "Recto Verso" ihr mit Spannung erwartetes Follow-Up-Album, das u.a. die Single "On Ira" enthält, die vom Songwriter und Produzenten Kerredine Soltani geschrieben wurde. Das Uptempo-Stück schlägt die musikalisch-stilistische Brücke zwischen dem ersten und zweiten ZAZ -Album, folgt dabei dem neorealistischen Geist von "Je Veux" und dient gleichzeitig als Einladung zu einer Reise, es erzählt eine wunderschöne, farbenfrohe und grenzüberschreitende Geschichte, die (glaubt man den französischen Kollegen) in ihrer Art und Weise an das Werk des Post-Impressionisten Paul Gauguin erinnert.
In dem elektrisierenden Song "Nous Debout" ("Aufrecht stehen") hält ZAZ der Menschlichkeit einen Spiegel vor - für sie ist es unumgänglich, den freien Willen zu ergreifen und zum Einsatz zu bringen. Den Song "T'attends quoi" ("Auf was wartest Du?") nahm sie zusammen mit Volo and Soltani auf. Er soll die Menschen ermutigen, aus ihren festgefahrenen Spuren auszubrechen und den Blick zu den Gipfeln Afghanistans zu richten, die Klagen der gefolterten Menschen im Irak, in Syrien und überall auf der Welt wahr zu nehmen. Mit rauer Stimme fordert sie uns auf, das Leben in seiner ganzen Fülle auszuleben, unterstützt von dem transzendeten rockingen Titel "Déterre" ("Grab aus"), der von der Ausnahmekünstlerin Buridane geschrieben wurde. "Widerstand" könnte ZAZs Parole und Ode lauten. Stilistisch verwandt mit Jean-Jacques Goldmann und ausgestattet mit einem einzigartigen, lyrischen Talent ermahnt sie uns bei dem Song "Si" ("Wenn"), unsere Muskeln anzuspannen, sie erinnert die Schwachen daran, dass sie gemeinsam stark sein können und sogar in der Lage sind, eine Kraft zu entwickeln, um der Erde zu ihrem Recht zu verhelfen.
Wohin ZAZs Energie sich richtet, war uns bereits klar - nun wissen wir auch, wo sie herstammt. In dem Song "Toujours" ("Immer"), das ihrer Freundschaft zu Volo entstammt, zaubert sie Erinnerungen an ihre wertvolle, zerbrechliche Kindheit hervor. Sie erinnert sich an die Zeiten, als sie wie wildes Gras durch die Welt schwebte und überall dort Wurzeln schlug, wo der Wind sie hintrug - ein umherstreifendes Kind, das sich natürliche Wege durch die Stadt bahnt und unbestellte Felder zurücklässt, auf denen ihrer Wildheit wuchern kann. Dann schweift ihr Blick zurück in die Zeit, in der sie aufwuchs und diese ersten Empfindungen erlebte, diese ersten Gefühle - und teilt diese Magie mit Mickaël Furnon bei dem Song "Gamine" ("Mädchen"), in dem sie exakt die richtigen Noten freudvoller Schwerkraft trifft. Am Ende dieser Abfolge von Erinnerungen taucht schließlich "Si je perds" ("Wenn ich verliere") auf, in dem die Erinnerungen allmählich wie unter Farbschichten von Alzheimer verschwinden. ZAZ taucht in den Geist einer Leidenden ein, bevor sie alles vergisst und schaut in die Zukunft - in ein Meer von Gesichtern, das verblassende Panorama.