Prägende Karriere

Biographie Seit Anfang der 60er-Jahre im Musikgeschäft, gilt Bob Dylan heute als einer der einflussreichsten Musiker der letzten fünfzig Jahre. Neben seiner Tätigkeit als Sänger und Songwriter trat er zudem als Lyriker in Erscheinung
Prägende Karriere

Foto: Mandel Ngan/AFP/Getty Images

Bob Dylan (* 24. Mai 1941 in Duluth, Minnesota; eigentlich Robert Allen Zimmerman) ist ein US-amerikanischer Folk- und Rockmusiker und Lyriker. Der Sänger spielt Gitarre, Mundharmonika, Orgel und Klavier. Er gilt als einer der einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts.

Bob wurde als erstes Kind von Abraham "Abe" Zimmerman (1911–1968) und seiner Frau Beatrice "Beatty" Stone (1915–2000) in Duluth, Minnesota, im Mittleren Westen der USA geboren. Seine Eltern waren Nachfahren ukrainisch-jüdischer Immigranten, die 1905 aus Odessa in die USA übergesiedelt waren.

Von seinen Eltern wurde sein musikalisches Talent gefördert. Unter der Anleitung eines Cousins lernte er zunächst Klavier spielen, bevor er zur akustischen und später zur elektrischen Gitarre wechselte. In dieser Zeit spielte er häufig Blues-Standards nach, die er im Radio hörte. Besonders beeindruckt war er von Elvis Presleys ersten Stücken, er brachte sich dessen Version von Blue Moon of Kentucky auf der Gitarre bei. Dieses Stück spielte er noch bis 1999 auf seinen Konzerten.

Als Student besuchte er Ende Dezember 1960 seine Eltern und teilte ihnen mit, er wolle eine Karriere als Musiker einschlagen. Die reagierten zunächst verärgert, denn sein Vater wollte ihn eigentlich in sein Geschäft aufnehmen. Sie gaben Bob schließlich ein Jahr Zeit; so lange konnte er machen, was er wollte. Sollte sich danach kein Erfolg einstellen, müsse er zurück an die Universität und "etwas Richtiges" lernen.

Seinen ersten professionellen Auftritt absolvierte Dylan am 11. April 1961 im Gerde's Folk City als Support Act für John Lee Hooker. Nachdem er zunächst erfolgreich in kleinen Clubs aufgetreten war, machte er erste Schallplattenaufnahmen als Mundharmonikaspieler auf einem Album von Harry Belafonte. Am 29. September erschien in der New York Times ein sehr wohlwollender Artikel über ihn. Der legendäre Impresario John Hammond wurde auf ihn aufmerksam und nahm ihn am 25. Oktober 1961 für das Major-Label Columbia unter Vertrag. Nach den Konditionen des Vertrages, der zunächst auf fünf Jahre angesetzt war, standen ihm ein kleiner Vorschuss und lediglich fünf Prozent der Einnahmen aus den Plattenverkäufen zu. Dies kümmerte ihn aber nicht, da er nach eigenen Aussagen froh war, überhaupt einen Plattenvertrag zu erhalten.

Mitte der 60er Jahre begann Dylan, seine bis dahin fast ausschließlich solo und auf der akustischen Gitarre gespielte Musik elektrisch zu verstärken und sich von einer Band begleiten zu lassen. Der Markstein dieses Wechsels war sein Auftritt beim Newport Folk Festival 1965, der bei den puristischen Freunden der Folkmusik heftige Kritik auslöste. Nachdem ein Teil des Publikums nach den Nummern jeweils lautstark mit Buhrufen reagiert hatte, ging Dylan mit der Band von der Bühne ab, wurde aber vom Moderator Peter Yarrow zurückgebeten und spielte noch zwei Stücke in gewohnter Manier solo mit Akustikgitarre und Mundharmonika. Auf der darauffolgenden Europa-Tournee, bei der er sich von den Musikern begleiten ließ, die später unter dem Namen The Band bekannt werden sollten, stieß seine elektrisch verstärkte Musik teils auf heftige Ablehnung, vor allem in England: 1966 wurde er bei einem Konzert für seinen vermeintlichen "Verrat" an der Folkmusik gar als "Judas" beschimpft (zu hören auf The Bootleg Series Vol. 4: Live 1966 (1998), zu erleben in der Filmdokumentation No Direction Home: Bob Dylan). Während dieser Tournee entwickelte es sich beinahe zum Ritual, dass das Publikum Dylan und seine Band ausbuhte. Als Reaktion darauf forderte Dylan im besagten Konzert seine Band auf, besonders laut zu spielen.

Dylan wurde zum Rockstar, der Millionen von Schallplatten verkaufte und von Teilen der sich zunehmend politisierenden Gegenkultur als Sprachrohr betrachtet wurde. Er begann jedoch zunehmend unter dem Druck des Erfolges zu leiden. Viele seiner alten Fans nahmen ihm seine Hinwendung zur Rockmusik übel und reagierten geradezu feindselig. Andere versuchten, ihn für sich zu vereinnahmen. Die Presse begann einerseits, ihn auf die Rolle des Idols einer Generation festzulegen, andererseits des Verrats an den Idealen der Folkbewegung zu beschuldigen. Wenn Journalisten ihn auf Pressekonferenzen durch suggestive Fragen in die Enge zu treiben versuchten, gab Dylan meist schlagfertig und leicht arrogant wirkend absurde Antworten und ließ sie ins Leere laufen. Gleichwohl war ihm die Anspannung aufgrund der Belastung durch das Tourneeleben und die Reaktion von Presse und Publikum deutlich anzumerken. Paradoxerweise werden viele der spontanen Aussagen Dylans aus dieser Zeit (etwa seine ironisch gemeinte Selbsteinschätzung als "Song and Dance Man") bis heute angeführt.

Bob Dylan hat die Entwicklung der Popmusik seit den 1960er Jahren wie kaum ein anderer Musiker beeinflusst. Er schöpft aus dem riesigen Fundus traditioneller, populärer amerikanischer Musik von Folk über Country bis zu Gospel, Blues und Rock ’n’ Roll. Dieses Erbe der sogenannten Americana bildet über seine gesamte Karriere den Nährboden seines Werks. Obgleich er sich diese Idiome teilweise erst im Laufe seiner Karriere angeeignet hat, ist es ihm immer wieder gelungen, diese entscheidend zu transformieren und zu erweitern. Eines seiner größten Verdienste ist hierbei, dass er mit einer starken Hinwendung auf die Texte seiner Lieder der modernen Rockmusik eine sprachliche Komplexität gegeben hat, wie sie bis dahin kaum denkbar war.

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Teile dieses Textes basieren auf dem Artikel Bob Dylan aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung).

07.09.2012, 09:39

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