Stéphane Hessel wurde in Berlin geboren. Seine Eltern waren der deutsche Schriftsteller Franz Hessel, der dem in Preußen assimilierten polnisch-jüdischen Bürgertum entstammte, und die aus einer deutschen protestantischen Familie stammende Journalistin Helen Grund. Sein Bruder Ulrich wurde 1914 geboren. 1924 zog die Familie nach Paris, seit 1937 ist Stéphane Hessel französischer Staatsbürger.
Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurde Hessel zunächst von den deutschen Truppen festgenommen, ihm gelang aber die Flucht nach London. Nachdem sich Hessel im Mai 1941 der französischen Résistance angeschlossen hatte, wurde er im Juli 1944 von der Gestapo in Frankreich verhaftet, gefoltert und in das Konzentrationslager Buchenwald, später nach Dora, wo u.a. Wernher von Braun seine Raketen von KZ-Häftlingen bauen ließ, deportiert. Dort lernte er den Schriftsteller Eugen Kogon kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband.
Der als Spion zum Tode verurteilte Hessel überlebte nur, weil der Kapo Arthur Dietzsch ihm die Identität des kurz zuvor verstorbenen Gefangenen Michel Boitel verschaffte. Dessen Leichnam wurde verbrannt, während Hessel unter falschem Namen in das Außenlager Rottleberode und später nach Mittelbau-Dora überstellt wurde. Am 6. April 1945 gelang ihm die Flucht aus dem Zug auf dem Weg nach Bergen-Belsen.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Hessel 1946 Büroleiter des Vize-UN-Generalsekretärs Henri Laugier und 1948 Sekretär der neu geschaffenen UN-Menschenrechtskommission, die mit der Erarbeitung der Charta der Menschenrechte der Vereinten Nationen beauftragt wurde. Er assistierte als "Co-Editor" bei der Erarbeitung, selber Verfasser oder Unterzeichner der Erklärung war er jedoch nicht.
Anschließend bereiste er im Auftrag der UNO und des französischen Außenministeriums die Welt, trieb die Entkolonialisierung voran und vermittelte in Konflikten. Entwicklungshilfe, Demokratie und Menschenrechte gehören zu den Themen, die Hessel besonders am Herzen liegen und für die er bis heute kämpft.
1962 gründete er in Frankreich die Vereinigung für die Ausbildung von afrikanischen und madagassischen Arbeitnehmern (Association de formation des travailleurs africains et malgaches, AFTAM), die sich für die Rechte von Afrikanern einsetzt, außerdem war er Mitglied der französischen Sektion der Nationalen Menschenrechtskommission. Vom französischen Staat erhielt er den Titel "Ambassadeur de France".
Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 erregte Hessel Aufsehen, als er das "Collegium international" zur Verhinderung eines Kriegs zwischen den Zivilisationen mitbegründete. Dabei forderte er auch die Regierung Israels zu einer anderen Politik auf ("Dass Juden ihrerseits Kriegsverbrechen begehen können, ist unerträglich.") und schloss sich der Forderung nach einem Boykott israelischer Produkte an.
Anlässlich der im März 2009 kurz bevorstehenden Durban-Review-Konferenz sprach er von Fortschritten bei der Verwirklichung der universellen Menschenrechtsdeklaration, da Kolonialismus, Totalitarismus oder Militärregime in mehreren Ländern ihr Ende nahmen. Zugleich warnte er vor Einschränkungen der Rede- und Meinungsfreiheit durch die Gefahr von Medienmonopolen, Übermacht von Konzernen und insbesondere das Bestreben größerer Religionen, die Kritik an der Religion zu unterbinden. Er sprach sich somit gegen ein Verbot der religiösen Diffamierung aus. Die Probleme seien durch Dialog zwischen den größeren Kulturen und Zivilisationen zu lösen.
In seinem Buch Empört Euch! aus dem Jahr 2010, das im Januar 2011 bereits mehr als 900.000 Mal gedruckt wurde, spricht er sich für die Wiederbelebung der Werte der Résistance aus. Er kritisiert im Buch außerdem den Finanzkapitalismus, die Behandlung von Minderheiten wie den Roma oder sogenannten illegalen Einwanderern, plädiert für Gewaltlosigkeit und sieht eine Lösung des Konflikts im Nahen Osten als elementar an für die Befriedung weiterer Konflikte. 2011 wurde der mit dem Prix de l'Académie de Berlin ausgezeichnet.
Stéphane Hessel lebt mit seiner zweiten Frau in Paris.
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