Im Fokus

Biographien Im Laufe ihrer langjährigen Auseinandersetzung mit den Problemen der Globalisierung haben sich Hardt und Negri zur einer Art intellektuellen Galionsfiguren der Gegenbewegung entwickelt
Foto: Werner Weltz-Rombach
Foto: Werner Weltz-Rombach

Michael Hardt (geboren am Januar 1960 in Washington, D.C.) ist ein US-amerikanischer Literaturtheoretiker der Duke University.

Sein wohl bekanntestes Werk istEmpire, das er gemeinsam mit Antonio Negri geschrieben hat. Im NachfolgebandMultitude, der im Original im August 2004 veröffentlicht wurde, legen Hardt und Negri die Idee der Multitude im Detail dar, die inEmpirenur vage und in ihrer Richtung erörtert wurde; sie sehen sie als einen möglichen Katalysator für das Entstehen einer globalen Demokratie.

Hardt ist davon überzeugt, dass die Vorstellungen des Bildungsbürgertumes von einem fairem Zugang zu Bildung und Universitäten momentan Stück für Stück zurückgenommen werden – gerade der "War on Terror" hat in den Vereinigten Staaten von Amerika ein Klima geschaffen, in dem nur ein begrenztes technisches und militärisches Grundverständnis gefördert wird. Das für die sogenannte biopolitische Ökonomie notwendige Wissen, "das Schaffen von Ideen, Bildern, Code, Neigungen und anderen immateriellen Gütern", wird in seiner Notwendigkeit noch nicht als existentielle Voraussetzung für die ökonomische Innovation erkannt.

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Antonio Negri (geboren am 1. August 1933 in Padua), auch kurz als Toni Negri bekannt, ist ein italienischer Politikwissenschaftler und ein bedeutender Vertreter der neomarxistischen Strömung des Operaismus. Negri war in jungen Jahren Mitglied der aktivistischen katholischen Jugend Gioventù Italiana di Azione Cattolica (GIAC). 1956 trat er der Sozialistischen Partei PSI bei.

Antonio Negri hatte eine außergewöhnliche akademische Karriere und wurde sehr jung Professor für Staatstheorie an der Eliteuniversität Padua. Nach einem Bruch mit M. Tronti 1966 war A. Negri 1969 Mitgründer und Generalsekretär der Gruppe Potere Operaio. Anfang der 70er Jahre verkündete er das Ende des Wertgesetzes und propagierte den bewaffneten Aufstand. Potere Operaio löste sich 1973 auf, viele Mitglieder und Sympathisanten zog es zur Prima Linea, einer bewaffneten Gruppe, andere schlossen sich der Autonomia Negris an.

Auf die aufkeimende 77er-Bewegung, die offen mit allen traditionellen Vorstellungen von Arbeiterbewegung, auch denen der 68er brach, reagierte Negri mit dem Begriff "gesellschaftlicher Arbeiter". Die Fabrik sei nicht mehr der zentrale Ort der Produktion und des Kampfes, sondern die ganze Gesellschaft. Die Konfrontationen mit den Symbolen des Staates wurden heftiger, man ging bewaffnet auf Demonstrationen und es kam zu Schusswechseln mit der Polizei. Rotbrigadisten ermordeten 1978 Aldo Moro, die folgende staatliche Repression erfasste die 77er-Bewegung und die bewaffneten Revolutionäre, ohne auf Unterschiede zu achten.

Er setzte sich intensiv mit poststrukturalistischen Denkern wie Michel Foucault und vor allem Gilles Deleuze und Félix Guattari auseinander und schrieb ein Buch über Spinoza. 1997 kehrte er nach Rom zurück und wurde verhaftet, die letzten Jahre seiner Haft hatte er jedoch nur die Nacht im Gefängnis zu verbringen. Er wurde 2003 entlassen. Negri schrieb später auch für die ZeitschriftFutur Antérieur, für die auch Paolo Virno arbeitete.

Toni Negris mit Michael Hardt geschriebener umfassender TraktatEmpire – die neue Weltordnung, gefolgt vom programmatischenMultitudeund dem dritten TeilCommonwealth (Sept. 2009, dt.Common Wealth, 2010), machten die Verfasser zu Starintellektuellen, die vor allem bei der globalisierungskritischen Linken starke Resonanz finden.

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26.04.2018, 13:43

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