Necla Kelek [ˈnɛdʒla ˈkɛlɛk] (* 31. Dezember 1957 in Istanbul) ist eine deutschtürkische Sozialwissenschaftlerin und Publizistin. Sie war von 1999 bis 2004 Lehrbeauftragte für Migrationssoziologie an der Evangelischen Fachhochschule für Sozialpädagogik in Hamburg und Mitglied der Deutschen Islamkonferenz. Sie gilt als Islamkritikerin und Frauenrechtlerin.
Sie absolvierte eine Ausbildung als technische Zeichnerin und studierte später Volkswirtschaft und Soziologie in Hamburg. Sie arbeitete in einem türkischen Reisebüro in Hamburg und in einem Ingenieurbüro in Wiesbaden. Sie wurde 2001 an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald mit einer Untersuchung über „Islamische Religiosität und ihre Bedeutung in der Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern türkischer Herkunft“ promoviert.
Kelek schildert ihre Familiengeschichte in dem Buch Die fremde Braut: Ihre Familie, die in Istanbul noch einen westlich-säkularen Lebensstil pflegte, gehörte in der Türkei zur tscherkessischen Minderheit und wanderte 1966 nach Deutschland aus. Dort habe sie sich dem Islam zugewandt. Der Vater habe ihr die Teilnahme am Schulsport zum Schutze ihrer Jungfräulichkeit und zur Wahrung der Familienehre verboten. Ihre beiden älteren Geschwister hätten sich noch den konservativen Ansichten ihrer Eltern gefügt. Als Jugendliche habe sie an Depressionen („Hüzün“) gelitten und eine offene Verweigerung durch Anstrengungen in Schule und Hochschule kompensiert. Es habe eine Entfremdung zu ihrem Vater stattgefunden, der die Familie schließlich verlassen habe. Sie beschreibt sich selber als Muslimin, die ihren Glauben „als Philosophie“ brauche.
In Die fremde Braut, 2005 erschienen, schilderte sie eigene Erfahrungen, recherchierte Lebensgeschichten türkischer Frauen und verglich diese mit Resultaten wissenschaftlicher Untersuchungen. Ihr Resümee war, dass türkische Tradition und islamische Religiosität ein Hindernis für Integration sein können. Ihrem Buch zufolge werden viele hier geborene Jugendliche in der Ablösungsphase von ihren Eltern mit einer Braut oder einem Bräutigam im Herkunftsort in der Türkei verheiratet und diese dann nach Deutschland geholt. So werde die Integration in Deutschland bewusst erschwert. Dies macht Kelek am Beispiel der „Import-Braut“ (türk.: "Import-Gelin") fest, der aus der Türkei geholten, für eine arrangierte Ehe nach Deutschland migrierten Frau, die dort keinerlei Voraussetzung für eine Einbindung in die deutsche Gesellschaft besitze. Zur Beschreibung dieses Sachverhalts wertete sie Interviews mit betroffenen Frauen aus, die ihr ihre Lebensgeschichten erzählten. Das Buch wurde zu einem Bestseller und im Allgemeinen auch von der Kritik gelobt. Die Emotionalität des Buches wurde von vielen Rezensenten als Stärke empfunden. Gleichzeitig monierte man jedoch pauschalisierende Urteile über die gesamte Bevölkerungsgruppe der türkischen Muslime. Ein typisches Beispiel für eine Rezension, die Lob und Kritik in dieser Weise mischt, ist die von Alexandra Senfft in der FAZ vom 31. Mai 2005. Für Die fremde Braut erhielt Kelek den renommierten Geschwister-Scholl-Preis. Die Laudatio hielt Heribert Prantl.
In ihrer Publikation Die verlorenen Söhne (2006) thematisierte sie den Einfluss des Islam auf die Kleinfamilie. Das Buch basiert auf einem Forschungsprojekt Keleks zum Thema „Parallelgesellschaft“ an der Evangelischen Fachhochschule für Sozialpädagogik in Hamburg. Auch hier fügte Kelek biografische Details, Beobachtungen, Gespräche mit türkischen Rentnern und die Ergebnisse aus Interviews mit türkischen Inhaftierten zusammen.
Keleks Hauptthema ist „die islamisch geprägte Parallelgesellschaft in Deutschland“. Sie lehnt eine Duldung einer nicht-emanzipatorischen Erziehung von Mädchen, aber auch von Jungen, in traditionalistischen islamischen Familien als „falsch verstandene Toleranz“ ab. Sie berät die Hamburger Justizbehörde zu Fragen der Behandlung türkisch-muslimischer Gefangener. In Vorbereitung des Deutschen Evangelischen Kirchentags 2005 in Hannover wurde sie zur Mitarbeit in der Projektgruppe eingeladen. Außerdem beriet sie die baden-württembergische Landesregierung bei ihrer Gesetzesinitiative, Zwangsheirat als eigenständigen Straftatbestand zu formulieren, statt als besonders schweren Fall der Nötigung. Sie war Mitglied in der von der Bundesregierung berufenen ersten Islam-Konferenz und freie Autorin, unter anderem in der Frauenzeitschrift Emma und vielen Tageszeitungen. Kelek war bis 16. Mai 2007 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Giordano-Bruno-Stiftung, einer „Stiftung zur Förderung des evolutionären Humanismus“.
Necla Kelek gibt häufig Interviews und nimmt politisch in oft polemischer Form Stellung. So plädierte sie etwa in der taz vom 16. Januar 2006 für den umstrittenen Einbürgerungstest der baden-württembergischen Landesregierung, den sie als „Pascha-Test“ bezeichnete. Zu der 2004 von Familienministerin Renate Schmidt vorgelegte Studie über Gewalt gegen Frauen in Deutschland äußerte sie sich: „Nach Untersuchungen des Bundesfamilienministeriums wird mindestens jede zweite türkische Frau auf die geschilderte Weise verheiratet. Es handelt sich also in jedem Jahr um mehrere tausend Fälle“. Sie deckt Keleks zahlenmäßige Schätzung allerdings nicht.
Necla Kelek stellte sich hinter die Bedenken Ralph Giordanos gegen den Bau einer Moschee in Köln-Ehrenfeld. Sie führte u.a. aus, dass in vielen Moscheen in Deutschland ein Islam praktiziert werde, der sich als ein Hindernis für die Integration erweise. Diese Moscheen seien Keimzellen einer Gegengesellschaft. Dort werde das Weltbild einer anderen Gesellschaft gelehrt und ein Leben im Sinne der Scharia praktiziert. Schon Kinder würden dort die Abgrenzung von der deutschen Gesellschaft lernen.
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Fragen des Standpunktes

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