Hamed Abdel-Samad wurde am 1. Februar 1972 bei Kairo als drittes von fünf Kindern eines sunnitischen Imams geboren. In seiner Biografie erwähnt er, im Alter von vier Jahren von einem 15-Jährigen vergewaltigt worden zu sein und mit elf Jahren von einer fünfköpfigen Gruppe Jugendlicher auf einem Friedhof. 1995 kam er im Alter von 23 Jahren nach Deutschland. Bald darauf heiratete er eine 18 Jahre ältere "rebellische linke Lehrerin mit Hang zur Mystik".
Abdel-Samad studierte Englisch, Französisch und Japanisch in Kairo sowie Politik in Augsburg. Er arbeitete als Wissenschaftler in Erfurt und Braunschweig sowie in Japan, wo er sich für Shintoismus und Buddhismus interessierte. In Japan lernte er seine zweite Ehefrau kennen, deren Vater Däne und deren Mutter Japanerin ist.
Er lehrte und forschte bis Ende 2009 am Institut für Jüdische Geschichte und Kultur an der Universität München (Dissertationsthema: "Bild der Juden in ägyptischen Schulbüchern").
Abdel-Samad wurde 2010 als Teilnehmer der 2. Deutschen Islamkonferenz vom damaligen Bundesinnenminister Thomas de Maizière berufen. Seit November 2011 ist Abdel-Samad im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung.
Einer breiten Öffentlichkeit wurde Abdel-Samad durch seine Autobiographie Mein Abschied vom Himmel (2009) bekannt. Es sei weder eine Abrechnung mit seiner Kultur noch ein Aufruf zum Glaubensverlust. Er wolle lediglich die Widersprüche seines Lebens verstehen. Nach der Veröffentlichung in Ägypten sprach eine Gruppe eine Fatwa gegen Abdel-Samad aus, und er stand unter Polizeischutz.
Abdel-Samad ist der Meinung, dass nur ein "Islam Light" in Europa eine Zukunft hat, ein Islam ohne Schari’a, Dschihad, Geschlechter-Apartheid, Missionierung und Anspruchsmentalität. Er kritisiert, aus Angst oder aus politischem und wirtschaftlichem Kalkül würde eine Appeasement-Politik gegenüber dem Islam betrieben, während die Ängste der eigenen Bevölkerung (vor dem Islam) aus der politischen Debatte ausgeblendet würden. Dieses Verhalten schlage in der deutschen Bevölkerung in Ressentiments um.
Im Herbst 2010 unternahm er mit dem Journalisten Henryk M. Broder für die fünfteilige TV-Serie "Entweder Broder – Die Deutschland-Safari" eine 30.000 km lange Autoreise durch Deutschland mit einem Abstecher nach Dänemark zu einem Besuch bei Kurt Westergaard. Beide erhielten dafür 2012 den Bayerischen Fernsehpreis.
Abdel-Samad ist in den deutschen Medien präsent, beispielsweise als Gast in Talkshows und durch Interviews zum Islam. Als ein aus Ägypten stammender Politologe wird er oft zur Arabellion ("Arabischer Frühling") befragt.
Während der Revolution in Ägypten Anfang Februar 2011 reiste er zurück in seine Heimat und stellte sich auf die Seite der Protestierenden. Für deutsche Medien stand er während der Berichterstattung als Interviewpartner zur Verfügung. So erwähnte er in den Tagesthemen, dass Hosni Mubarak "kein Stabilitätsfaktor für Ägypten und die Region" sei. Er hoffe, dass Mubaraks Herrschaft ein Ende finde.
Die Absetzung von Präsident Mursi durch das Militär 2013 befürwortete er deutlich. Er sagte, die Aktion "sei kein wirklicher Putsch, sondern eine Geiselbefreiungsaktion gewesen", und bezeichnete stattdessen die vorherige Machtübernahme Mursis als "Putsch".
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