Zeit und Wandel

Einblicke In den letzten Jahrzehnten hat die medikamentöse Behandlung sogenannter Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern in enormem Umfang zugenommen. Versuch einer Sammlung zum Thema
Zeit und Wandel

Foto: Andreas Rentz/Getty Images

Ruhigstellung?

"Unruhige, unaufmerksame Kinder gab es schon immer. Ob es tatsächlich mehr geworden sind, ist epidemiologisch bislang zwar nicht bewiesen. Doch die Klagen von Lehrern und Eltern über Störenfriede oder schwer erziehbare Kinder nehmen ständig zu. Auch ein Blick in die Verbrauchsstatistik von Methylphenidat (MPH) – der Wirkstoff in ADHS-Medikamenten wie Ritalin – suggeriert, dass die Zahl der impulsiven, unkonzentrierten und sozial schwer zu integrierenden Kinder steigt. Die Nachfrage nach Methylphenidat nahm laut Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel- und Medizinprodukte in Bonn in nur 13 Jahren auf mehr als das 35-Fache zu. Immer mehr Kinder werden damit behandelt, um sie ruhig zu stellen. Denn MPH, eigentlich ein Amphetamin – also ein Aufputschmittel –, ist ein Psychopharmakon, das unter das Betäubungsmittelgesetz fällt und in niedriger Dosis und oral verabreicht beruhigend statt stimulierend wirkt." Bild der Wissenschaft

Viel zu oft

"Früher sprach man einfach von Zappelphilippen. Heute geht die Medizin davon aus, dass Kinder, die sich nicht konzentrieren können, die oft verhaltensauffällig sind und außerhalb der Gruppe stehen, am Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (ADS) leiden, das meist mit Hyperaktivität (ADHS) einhergeht. Keine seelische Störung wird bei Kindern derzeit häufiger diagnostiziert. Zur Behandlung setzen Ärzte auf Verhaltenstherapie, vor allem aber auf Medikamente wie Concerta – Kritiker meinen jedoch, sie würden viel zu oft zu schnell verschrieben." Der Tagesspiegel

Schwierigste Herausforderung

"Psychisch auffällige Kinder stellen die schwierigste Herausforderung für ein gemeinsames Lernen mit anderen dar. Ihre Zahl wächst rapide." Zeit Online

Zeit und Wandel

"Trendwende bei der ADHS-Therapie? Erstmals seit 20 Jahren wurde 2013 weniger Ritalin verbraucht als im Vorjahr. Der Konsum der Arznei mit dem Wirkstoff Methylphenidat hatte sich in den zehn Jahren zuvor verdreifacht." Spiegel Online

Fluch oder Segen?

"'Die ganze Familie droht vor die Hunde zu gehen': Für Kinderpsychiater Adam Alfred käme der Verzicht auf Ritalin in manchen Fällen einer unterlassenen Hilfeleistung gleich. Ein Gespräch über ein umstrittenes Medikament und die Zukunftsaussichten der erkrankten Kinder." Süddeutsche.de

02.04.2015, 13:45

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