Gegenwärtige Relevanz
"Das Projekt behandelt die soziologiegeschichtliche Wirkung von Marcel Mauss (1872-1950) und die in seinem berühmten Essay über die Gabe (1925) angelegte allgemeine Theorie der Verpflichtung und Besessenheit. Der Neffe und Schüler des französischen Soziologen Emile Durkheim prägte nach dem Ersten Weltkrieg nachhaltig die französische Soziologie, begründete in der Zwischenkriegszeit die Ethnologie in Frankreich und inspirierte mit seinem Werk unterschiedliche, auch gegenwärtig relevante sozial- und kulturwissenschaftliche Theorien. Die Bedeutung des Denkens von Mauss auf zentrale Theorien und Thematiken der Geistes- und Sozialwissenschaften wurde bislang weder in Frankreich noch in der internationalen Forschung umfassend untersucht." Marcelmauss.de
Begrifflichkeiten
"Der Begriff des Symbolischen, den wir in den Titel dieser Arbeit aufgenommen haben, weil er nach unserer Auffassung die Mauss’sche Anthropologie am besten charakterisiert, könnte beim Leser den Eindruck erwecken, er dürfe nun endlich eine systematische Darstellung der Mauss’schen Konzeption erwarten, anhand deren er ein definitives Urteil über die Geschlossenheit des Denkens von Mauss und über seinen Beitrag zur Wissenschaft fällen könne. Doch die Aufgabe ist nicht so einfach. Die ungeheure Fruchtbarkeit der strukturalistischen Lektüre und der Rekurrenzeffekt, den sie auf ihre eigene Vergangenheit ausübt, dürfen uns nicht dazu verleiten, den spezifischen Zeitpunkt und Ort der Mauss’schen Arbeit aus den Augen zu verlieren. Es gibt bei Mauss keine vollständige oder systematische Theorie des Symbolismus. Der Symbolismus ist bei ihm kein erschlossenes und parzelliertes Gelände, sondern unerforschtes Gebiet, ein Kontinent, der noch entdeckt und kartographiert werden muss, ein Terrain, das manchmal Grabungen erfordert, wie im Fall der Gabe." Trivium
Grundkonstanten
"Doch der Anspruch von Claus Deimel ist noch höher. Der Potlatch, jene Zeremonie des Gebens und Schenkens, ist unter anderem von Marcel Mauss als Gegensystem zur kapitalistischen Logik beschrieben worden. Nicht umsonst haben die protestantischen Missionare Ende des 19. Jahrhunderts die Geschenkorgien verboten. Wenn Deimel diese Technik nun in Verbindung setzt zum Luxusleben am barocken Hof Augusts des Starken, zum System der glanzvollen Feste und der verschwenderischen Hingabe an Schönheit und Kunst, ist das nicht nur ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Es ist die Grundfrage nach menschlichen Grundkonstanten von Machterwerb und Machterhalt, von Güterverteilung und Güterkreislauf, die beide Kulturen enger zusammenbindet, als es die geografische Weltenferne glauben ließe." Tagesspiegel