Vom Widerspruch

Biographie Hans Küng gilt nicht nur im deutschsprachigen Raum als einer der bekanntesten Kirchenkritiker unserer Zeit. Seine Beschäftigung mit den letzten Fragen ist in gewisser Weise nur folgerichtig
Vom Widerspruch

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Hans Küng wurde am 19. März 1928 in Sursee, Kanton Luzern geboren. Er ist Theologe, römisch-katholischer Priester und Autor. Von 1960 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1996 war er Theologie-Professor, zuletzt für Ökumenische Theologie an der Eberhard Karls Universität im südwestdeutschen Tübingen. Bis März 2013 war er Präsident der von ihm mitgegründeten Stiftung Weltethos.

Küng gilt nicht nur im deutschsprachigen Raum als einer der bekanntesten Kirchenkritiker unter den akademisch herausragenden katholischen Theologen der Zeitgeschichte. Insbesondere seine Kritik am Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit führte ein Jahr nach der Veröffentlichung seines vielbeachteten Buches Existiert Gott? Antwort auf die Gottesfrage der Neuzeit im Jahr 1979 aufgrund eines von Papst Johannes Paul II. gebilligten Erlasses der Glaubenskongregation zum Entzug seiner kirchlichen Lehrbefugnis für die römisch-katholische Glaubenslehre durch die Deutsche Bischofskonferenz.

Ab 1980 wurde Küng fakultätsunabhängiger Professor für Ökumenische Theologie und Direktor des Instituts für ökumenische Forschung der Universität Tübingen. Von 1982 bis 1983 war er außerdem Präsident der Edinburgh University Theological Society. In den 1980er Jahren bemühte sich Küng darum, die Theorie des Paradigmenwechsels, wie sie Thomas S. Kuhn in seinem wissenschaftstheoretischen Werk über die Struktur der naturwissenschaftlichen Revolutionen entwickelt hatte, auf die Religionsgeschichte anzuwenden. Gemeinsam mit seinem Freund Walter Jens hielt er Studium-generale-Vorlesungen über die großen Gestalten der Weltliteratur von Blaise Pascal und Gotthold Ephraim Lessing bis Thomas Mann, Hermann Hesse und Heinrich Böll, die auch im Rundfunk übertragen wurden.

Im Februar 1989 legte Küng das Basispapier für ein Symposium an der UNESCO zum Thema "Kein Weltfriede ohne Religionsfriede" vor. Mitten während des Umbruchs in Osteuropa sprach er dann 1990 auf dem World Economic Forum in Davos zur Frage "Warum brauchen wir globale ethische Standards, um zu überleben?". Im selben Jahr erschien das Buch Projekt Weltethos. Küng ist Initiator und seit 1995 Präsident der Stiftung Weltethos mit Sitz in Tübingen. 1993 hatte das Parlament der Weltreligionen eine "Erklärung zum Weltethos" in Chicago verabschiedet, dessen Entwurf unter Federführung von Hans Küng im Institut für ökumenische Forschung der Universität Tübingen entstand. Mit dieser Erklärung haben sich erstmals Vertreter aller Religionen über Prinzipien eines Weltethos verständigt. Vier Jahre später folgte der Entwurf für eine "Allgemeine Erklärung der Menschenpflichten" des InterAction Council, ein Gremium früherer Staats- und Regierungschefs unter dem Vorsitz des früheren Bundeskanzlers Helmut Schmidt. Bis zu seiner Emeritierung 1996 blieb Küng als Direktor des Instituts für Ökumenische Forschung Professor an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Er ist weiterhin römisch-katholischer Priester.

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12.09.2014, 01:38

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