Vorwort
Wir selbst haben es in der Hand ...
Wir leben in Frieden. Wir leben in Wohlstand. Und wir stehen an einem Scheideweg.
Wir stehen vor der Entscheidung, ob wir, bildhaft gesprochen, auf einer Autobahn weiterrasen, die zur Zerstörung unserer Lebensgrundlagen führt, oder an der nächsten Ausfahrt rechts abbiegen, umkehren und unseren Lebensstil gründlich überdenken und wieder ins Lot bringen.
Ich möchte weder schwarzmalen noch eine Weltuntergangsstimmung erzeugen, aber wir können nicht mehr von den Problemen einer zweigeteilten, ungerechten Welt, des reichen Nordens und des armen Südens wegsehen. Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass wir selbst einen Großteil der Probleme geschaffen haben, vor denen wir jetzt stehen. Dass wir selbst die Ursache der Zerstörung sind.
Wir haben in einer Generation von fünfzig, sechzig Jahren, einer minimalen Zeitspanne für unseren Planeten, diese Welt in eine Schieflage geführt. Durch einen maßlosen Lebensstil, der rücksichtslos die Ressourcen ausbeutet, der handelt, als gäbe es kein Morgen.
Wir, die reichen Industrienationen der nördlichen Hemisphäre, haben uns in dieser Zeit in einer unvorstellbaren Weise verschuldet, Wechsel auf die Zukunft ausgestellt, die wir selbst nicht mehr verantworten müssen.
Viele Nationen, auch die USA, auch wir Deutsche, leben seit Jahren am Rande des Staatsbankrotts, und wir feiern dabei. Wir hinterlassen der nächsten Generation eine Schuldenlast, die sie nicht tragen kann. Wie soll es nach uns weitergehen?
Nein, wir können nichts mehr einfach an die Zukunft delegieren. Wir müssen die Verantwortung jetzt selbst übernehmen. Wir, unsere jetzige Generation, muss jetzt aufstehen und dafür einstehen. Es ist wie ein Gesetz: Wir müssen selbst und freiwillig handeln, bevor uns die Möglichkeit selbstbestimmten Handelns genommen wird und wir nur noch reagieren können auf das, was wir angerichtet bzw. nicht verhindert haben. Die chinesische Regierung, so war neulich zu lesen, plane ernsthaft, den Individualverkehr in den Städten radikal zu regulieren. Große Autos mit Verbrennungsmotoren sollen aus den Städten verbannt und durch Kleinwagen mit Elektromotoren ersetzt werden. In einem dirigistischen Staat wie in China wäre das möglich, aber auch bei uns?
Dieses Buch will dazu beitragen, das Bewusstsein für solche Fragen zu schärfen. Mit einer Beschreibung und Analyse unseres Status quo, des Jetzt-Zustandes, aber auch mit Denkmodellen für unseren weiteren Weg. Ich bin kein Pessimist und will kein Menetekel an die Wand malen, aber ich bin auch sicher: Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.
Wir treffen die Entscheidungen über unsere Zukunft jetzt, heute.
Beim Vorbereiten und Schreiben dieses Buches ist mir immer deutlicher geworden, wie vielschichtig der Themenkreis Nachhaltigkeit ist. Nachhaltigkeit ist inzwischen eine ethische Dimension, die sämtliche Bereiche unseres Lebens umfasst. Nachhaltigkeit betrifft unser privates Leben, und sie betrifft das Gemeinwesen, die soziale Dimension. Und sie ist dynamisch: Beim Schreiben hat mich immer wieder die Tagesaktualität überholt: Lebensmittelskandale, Fukushima, Börsen-Kursstürze ...
Ideologien helfen nicht weiter. Die Wirklichkeit ist zu komplex, und daher gibt es auch keine einfachen Lösungen.
Auf der Suche nach den tieferen Ursachen dieser Krisen, nach einem gemeinsamen Nenner, landete ich immer wieder beim Menschen: Wir selbst haben unser Schicksal, unsere Zukunft in der Hand. Wir sind die Handelnden. Wir haben die Freiheit, jeden Tag richtige oder falsche Entscheidungen über unsere Zukunft zu treffen.
Und wir sind es, die letztlich in der Verantwortung für diese Entscheidungen stehen.
Es ist die gleiche Freiheit, die uns von Gott geschenkt ist, die Freiheit des Glaubens und die der Entscheidung für oder gegen etwas. Und es geht um die gleiche Verantwotung für die Folgen unseres Handelns. Wie nachhaltig wir handeln, wie wir künftig mit den Ressourcen unseres Planeten umgehen, vor allem mit Wasser, wird das Klima auf dieser Welt, und damit meine ich vor allem das soziale Klima, entscheidend beeinflussen.
In einer offenen Mediengesellschaft wie der unseren werden wir täglich mit den Folgen unsers Handelns, unserer Lebensweise konfrontiert, mit den kleinen und den großen Katastrophen. Dabei wird vieles überzeichnet, dramatisiert. Wir werden hin- und hergerissen zwischen Weltuntergangs-Szenarien und Fortschrittsgläubigkeit. Woran können wir, gerade die Christen, uns orientieren, woraus Hoffnung schöpfen?
Dieses Buch wendet sich an ganz unterschiedliche Leser, die sich als aufgeklärte Bürger verstehen, aber in ganz verschiedenen Lebenssituationen stehen. Und es bezieht sich auf eine Fülle von Quellen. Je nach Alter und Betroffenheit, nach Erfahrung und Lebenssituation nehmen wir ganz unterschiedlich wahr, was wir für uns selber aus den Informationen herausfiltern: Bildung, Energie, Finanzen, Gesundheit, Gewohnheiten, Verhaltensweisen. Dieses Buch will möglichst viele Leser ansprechen, objektiv informieren und gleichzeitig die komplexe Thematik unter spirituellem Gesichtspunkt angehen. Der rote Faden, der uns dabei begleitet, heißt: „Freiheit durch Verantwortung, Verantwortung aus Freiheit“.
In den folgenden neun Kapiteln will ich versuchen, der Vielschichtigkeit des Zukunftsthemas Nachhaltigkeit gerecht zu werden. Ich hoffe, Denkanstöße für kritisches Hinterfragen unserer Verantwortung zu geben, Denkanstöße für den kritischen Diskurs.