"Die Versuchung ist groß, das Phänomen anhand eines bestimmten Politikstils zu fassen zu kriegen. Sind es nicht stets die gleichen Parolen wie "Weniger Einwanderer" und "Steuern runter", mit denen Wähler geködert werden? Versprechen Populisten nicht immer einfache Lösungen für komplexe Probleme? Auf den ersten Blick leuchtet diese Logik ein – an ihren Wünschen sollt ihr sie erkennen. Aber auf den zweiten Blick lässt sich hier keine klare Abgrenzung ziehen: Mehr Netto vom Brutto wollen viele, und objektiv lässt sich nicht immer sagen, wo Politik harte Bretter bohrt und wo nicht." Die Zeit
Populismus als Relationsbegriff
"Während man außerhalb Europas seit langem mit Populismus vertraut ist, trat er in Europa in nennenswertem Umfang als überwiegend rechtes Phänomen erst seit den 1970er Jahren auf. Als Unterscheidungskriterium für linken oder rechten Populismus können die Begriffe Inklusion und Exklusion herangezogen werden. Linker Populismus strebt durch Partizipation und Ressourcenumverteilung die Inklusion unterprivilegierter Bevölkerungsschichten in ein parastaatliches, direkt an die Person des "Führers" gebundenes, parlamentarisch nicht kontrolliertes Klientelsystem an. Rechter Populismus betreibt umgekehrt die Exklusion von Menschen ("Sozialstaatsschmarotzer", Immigranten, Asylbewerber, ethnische Minderheiten) und reserviert politische und soziale Teilhaberechte nur für die eigene, autochthone Bevölkerung." bpb.de
Die "Leerformel" Populismus
"Das populistische Wortfeld umfasst nicht zuletzt auch einen intimen Zusammenhang von Öffentlichkeit und politischem Affekt. In ihm regt sich ein Register von Aufruhr und politischer Leidenschaft. Unübersehbar steigt der Populismusverdacht mit der Wallungsbereitschaft von Mitbürgern, die Zorn und Wut auf der Straße abladen, um damit zu demonstrieren, sie seien im Recht. Wir brauchen offenbar eine politische Affektenlehre, die etwa überprüfen muss, welche politischen Reserven von Aufruhr und Rebellion heute mit zornigen Statements oder Statements des Zorns beansprucht werden. Mit dem Begriff des „Populismus“ wird also eine Bereitschaft zu einem – wie auch immer begründeten – Unfrieden identifiziert." taz
Eine große Sprachverwirrung
"Mit einer geschichtsbedingten Verzögerung hat der populistische Diskurs nun mit voller Wucht auch Deutschland erreicht. Eine heftige Auseinandersetzung ist entbrannt. Die neue Polarisierung prägt die politische Auseinandersetzung, und sie beginnt die politische Kultur des Landes zu verändern. Die Debatte spaltet Deutschland. So, wie sie dies in Italien, Österreich, Frankreich, Ungarn, Polen, ja sogar Schweden schon getan hat." Tagesspiegel