Ludwig Baumann wurde am 13. Dezember 1921 in Hamburg als Sohn eines Tabakgroßhändlers geboren. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten trat er weder der Hitlerjugend noch einer anderen Organisation der NSDAP bei. Als 19-Jähriger wurde Ludwig Baumann zur Kriegsmarine eingezogen. Am 3. Juni 1942 desertierte er zusammen mit Kurt Oldenburg bei Bordeaux in Frankreich. Nach dem Krieg erklärte er zu seinen damaligen Motiven: "Ich hatte erkannt, dass es ein verbrecherischer, völkermörderischer Krieg war."
Am Tag nach der Desertion wurde er von deutschen Grenzposten gestellt. Obgleich Baumann bei seiner Festnahme bewaffnet war, ließen er und Oldenburg sich – aufgrund ihrer gewaltfreien Gesinnung – widerstandslos festnehmen. Am 30. Juni 1942 wurde Ludwig Baumann wegen "Fahnenflucht im Felde" zum Tode verurteilt. Davon, dass die Todesstrafe in eine 12-jährige Zuchthausstrafe umgewandelt wurde, erfuhr er erst nach Monaten, die er in Todesangst in der Todeszelle eines Wehrmachtsgefängnisses verbracht hatte. Jeden Morgen rechnete er mit seiner Hinrichtung. Der junge Mann wurde danach Häftling im KZ Esterwegen im Emsland, und später im Wehrmachtgefängnis Torgau. In Torgau erlebte er, wie Tausende andere Deserteure hingerichtet wurden.
Insgesamt wurden ca. 30.000 Deserteure zum Tod verurteilt, rund 20.000 davon wurden hingerichtet.
Sein Schicksal teilte er im weiteren Verlauf des Zweiten Weltkrieges mit weiteren Opfern der NS-Militärjustiz, die wie er in die so genannte "Bewährungstruppe 500" gezwungen wurden, die an der Ostfront in besonders gefährdeten Abschnitten eingesetzt war. Trotzdem überlebte Baumann den Krieg. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion hatte er es schwer in einer Gesellschaft, in der Deserteure noch immer als "Feiglinge" geächtet wurden. In kurzer Zeit vertrank er sein Erbe. Als seine Frau bei der Geburt des sechsten Kindes starb, gelang es ihm, vom Alkohol loszukommen. Schließlich begann Ludwig Baumann, sich in der Friedens- und Dritte Welt-Bewegung zu engagieren.
1990 gründete er mit etwa 40 noch lebenden Wehrmachtsdeserteuren und einigen engagierten Wissenschaftlern und Historikern die Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz, um eine Aufhebung der Unrechtsurteile gegen Deserteure, "Wehrkraftzersetzer", Selbstverstümmeler und andere Opfer der NS-Militärjustiz durchzusetzen sowie deren vollständige Rehabilitation zu erreichen. 2002 wurde dieses Ziel mit dem Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege erreicht. Im Laufe der Anerkennung war er bei mehreren parlamentarischen Debatten und Beratungen in Bundestagsausschüssen aktiv.
Neben diesem Einsatz für Deserteure und andere von der NS-Gerichtsbarkeit Verfolgte setzt sich Ludwig Baumann in der Friedensbewegung ein. An jedem Einberufungstermin versuchte er, mit Einberufenen auf dem Weg in die Kaserne ins Gespräch zu kommen. Seine Botschaft: "Leistet Widerstand, wenn ihr Befehle bekommt, denen ihr im zivilen Leben nicht folgen würdet." Zur Einweihung der Installation Denkzeichen zur Erinnerung an die Ermordeten der NS-Militärjustiz am Murellenberg am 8. Mai 2002 in Berlin leitete Baumann seine Rede mit dem Zitat Hitlers ein: "Der Soldat kann sterben, der Deserteur muss sterben."
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