Winfried Kretschmann wuchs in einem liberalen, katholischen Elternhaus auf, in dem frei gedacht und gestritten und zugleich der ganze Reichtum des Kirchenjahres gelebt wurde. Nach seiner Kindheit in einrm Dorf auf der Schwäbischen Alb besuchte er das Gymnasium in Oberschwaben und zog zum Studium noch weiter hinab ins Unterland. Es folgte die 68er Sozialisation in linksradikalen K-Gruppen an der Uni Hohenheim. Nach diesem "fundamentalen politischen Irrtum", wie er auf seiner Webseite schreibt, unterrichtete er zunächst Schüler und Schülerinnen über die fundamentalen chemischen und biologischen Zusammenhänge der Welt. Doch das Politische ließ ihn nicht mehr los.
So wurde er Mitbegründer der GRÜNEN in Baden-Württemberg und zog 1980 mit fünf anderen in den ersten Landtag eines Flächenstaates ein. 1986 holte ihn Joschka Fischer ins erste grüne Umweltministerium nach Hessen. Nach dem Bruch der Koalition mit „Dachlatten-Börner“ kehrte in den Landtag zurück. Dass Remstalrebell Helmut Palmer in meinem Wahlkreis kandidierte, kostete ihn 1992 das Mandat. Nach vier Jahren fast politikfreien Lehrerdaseins, saß er ab 1996 wieder im Landtag. Dort war er von 1996 bis 2001 umweltpolitischer Sprecher und Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt und Verkehr. Im Jahr 2000 ging Fritz Kuhn nach 12 Jahren Fraktionsvorsitz nach Berlin. Dieter Salomon wurde sein Nachfolger und Oberbürgermeister von Freiburg. 2002 wählte ihn seine Fraktion zu ihrem Vorsitzenden. Seitdem lag seine Verantwortung darin, zu integrieren und zusammenzuführen, die gemeinsamen großen Linien herauszuarbeiten. Über seine politischen Aufgaben schreibt er:
"Und natürlich wurde und wird auch jetzt von mir erwartet, dass ich zu jedem Thema sofort etwas Kluges sagen kann, das jedem wohl- und niemandem wehtut. Auf Letzteres lasse ich mich allerdings nicht ein. Auch Politiker können nicht alles wissen und schon gar nicht sofort. Und wer nie aneckt, hat keine Haltung."
Im Juni 2010 wählte ihn seine Partei zum zweiten Mal zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl und seit dem 12. Mai 2011 ist er Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg.
Seit über 30 Jahren sind die Abgeordnete der Grünen im Landtag von Baden-Württemberg vertreten. Von Beginn an hatten sie den Anspruch, nicht nur die Regierung zu kontrollieren, sondern – auch aus der Opposition heraus – mitzugestalten. Mit ihnen fanden die ökologischen Belange mehr Beachtung.
Winfried Kretschmann ist mit Gerlinde Kretschmann verheiratet, gemeinsam haben sie drei Kinder, Irene, Johannes und Albrecht.