Aufs Engste verbunden
"Die größte Stärke von Graebers Parforceritt durch die Geschichte ist seine Beweisführung, dass es niemals eine Trennung zwischen Markt und Staat gegeben hat, ja gar nicht geben kann. Denn zu allen Zeiten waren und sind Herrscher und Regierungen auf der einen sowie Händler und Produzenten auf der anderen Seite aufs Engste verbunden. Die Vorstellung der Ökonomen vom Markt, der unabhängig vom Staat existiert, ist nur ein Modellkonstrukt, so wie die Sehnsucht nach einer vom Körper getrennten Seele. Tatsächlich sind Markt und Macht immer die zwei Seiten der Wirtschaft." >> Tagesspiegel Online
Schnörkellos und anschaulich
"Dass das Buch 'Schulden' auch Leser beeindruckt, die keine Anhänger der 'Occupy'-Bewegung sind, liegt nicht nur an der Aktualität des Themas. Graebers Stil ist schnörkellos und anschaulich, die Spannweite seiner Überlegungen episch breit. Brillant wirkt vor allem, wie selbstverständlich er tradiertes Wissen aufgreift und neu interpretiert. Der Islam, der Komponist Richard Wagner und die Ritterromane des Mittelalters erscheinen plötzlich in ganz neuem Licht, und der Bildungsbürger sagt sich: Ein Anarchist, der aus Goethes 'Faust' zitiert und fleißig Fußnoten schreibt, der kann gar nicht so gefährlich sein!" >> Welt Online
Nötige Erhellung
"Was folgt daraus? Graeber beschließt sein Buch mit einem vorsichtigen Plädoyer für ein Ablassjahr, in dem die Verbindlichkeiten von Staaten und Bürgern annulliert werden. Die heutigen Schulden von Privathaushalten sind nicht moralisch anrüchig – sie sind schlichtweg nötig, um ein würdiges Leben zu führen. 'Schulden' ist ebenso das aufklärende und engagierte Buch eines politischen Kopfes wie die gründlich dokumentierte Arbeit eines Wissenschaftlers, der die historische Vogelperspektive einnimmt, um ein drängendes Gegenwartsproblem zu erhellen. Das gelingt David Graeber außerordentlich gut, auch da er äußerst lesbar und zuweilen pointiert formuliert." >> der Freitag
Wesentlich wirkmächtiger
"Der andere Grund liegt tiefer in der Psyche verborgen und ist zugleich noch wesentlich wirkmächtiger. Schulden machen ist unmoralisch. Wie es der Anthropologe David Graeber in seinem bahnbrechenden Buch 'Debt - The First 5000 Years' herausgestellt hat, ist das Konzept der Schulden schon seit Jahrtausenden mit dem Stigma moralischer Verfehlung behaftet. Das hat sich bis heute nicht wirklich geändert. Die Moralfrage ist keine, die direkt als solche thematisiert wird, aber sie steht beständig zwischen den Zeilen, wirkt im tieferen Unterbewusstsein mit - auf beiden Seiten der politischen Auseinandersetzung." >> Oeffinger Freidenker
Kredit, nicht Tausch
"Große mediale Resonanz erhielt zuletzt auch der US-Anthropologe David Graeber, der eine Untersuchung über die Geschichte von Geld und Kredit vorgelegt hat (Graeber 2011). Wie viele seiner KollegInnen vor ihm weist Graeber darauf hin, dass Geld nicht aus dem Tausch entstanden ist, wie es die neoklassische Robinson Crusoe-Mythologie erzählt, sondern aus dem Kredit. Im Gegensatz zu vielen ZinskritikerInnen betont Graeber, dass sich mit Anbruch des Kapitalismus etwas an den Umständen für Geld und Kredit ändert." >> Linksnet