Karl Wolf Biermann wurde am 15. November 1936 in Hamburg geboren. Er siedelte 1953 in die DDR über und veröffentlichte ab 1960 erste Lieder und Gedichte. Gegen den Brecht-Schüler, später dann scharfen Kritiker der SED und der DDR wurde 1965 dort ein Auftritts- und Publikationsverbot verhängt. 1976 wurde ihm eine spätere Wiedereinreise aus der Bundesrepublik Deutschland nach einer zuvor genehmigten Konzerttour verweigert, und er wurde ausgebürgert. Die Ausbürgerung Biermanns, der nach wie vor einen linken Anspruch erhob, löste in Ost- und Westdeutschland breite Proteste aus. Heute vertritt Biermann in völliger Abwendung von seinen früheren Haltungen dezidiert antilinke Positionen. Seine Gedichtbände zählen zu den meistverkauften der deutschen Nachkriegsliteratur. Biermann wurde mit zahlreichen Literaturpreisen West- und später Gesamtdeutschlands ausgezeichnet.
Für die DDR war Biermann laut Stefan Wolle ein "Skandal par excellence". Obwohl er von offizieller Seite unterdrückt wurde, gingen viele Zeilen seiner Gedichte als geflügelte Worte in den Sprachgebrauch ein, etwa die Redensart vom "sozialistischen Gang". Sein Lied Ermutigung sei "fast zum Volkslied" oder sogar zur "heimlichen Nationalhymne der DDR" geworden.
In der Bundesrepublik wurde Biermann laut einer Untersuchung Joachim Wittkowskis von 1989 häufiger als politische Person denn als Lyriker behandelt. Bezüglich der ästhetischen Qualität seiner Werke gab es überwiegend positive Bewertungen, wie etwa bei Marcel Reich-Ranicki, der seine "Verskunst, seine robuste Rhetorik, seine gewaltige Sprachkraft" schätzte, bis hin zu einzelnen negativen wie Christian Schultz-Gersteins "Wo es auf Sinn ankäme, stellt Biermann lediglich politische Gesinnungslyrik zum Mitklatschen her".
Biermanns kritische Äußerungen, die sich gegen ganz unterschiedliche politische und gesellschaftliche Gruppierungen richteten, lösten immer wieder öffentliche Debatten und Auseinandersetzungen aus. Er gilt allgemein als "eine Persönlichkeit, die provoziert". Dazu das Beobachtungsresultat aus dem Munde Marcel Reich-Ranickis: "Eintracht zu stiften ist seine Sache nicht."
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