"In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind die Autorentheatertage am Hamburger Thalia Theater und am Deutschen Theater in Berlin ein klug ausgeweitetes Festival geworden, das neben eigenen Aufführungen der von der Jury ausgewählten Texte auch Gastspiele präsentiert, in denen herausragende Gegenwartsstücke gezeigt werden. Das Festival konkurriert heute mit anderen Uraufführungsfestivals und Schreibworkshops. Was aber nicht verlorengegangen ist, trotz aller neuen Modalitäten, trotz wechselnder Jurorinnen und Juroren, trotz aller Theatermoden, die zum Beispiel dafür gesorgt haben, dass man heute sehr viel mehr Kino- oder Romanstoffe auf den großen Theaterbühnen zu sehen bekommt als noch vor 20 Jahren: der leidenschaftliche Wille, Menschen zusammenzubringen, die davon überzeugt sind, dass genuin für die Bühne geschriebene Texte der Kraftstoff sind, den ein lebendiges Gegenwartstheater braucht." (Wolfgang Höbel, Redakteur beim Spiegel, war 1997 Juror der Autorentheatertage.)
Das Programm der Autorentheatertage 2018, die im Juni am Deutschen Theater Berlin über die Bühne gehen, ist komplett. Schon im November hat die Jury - der Journalist, Theaterkritiker und Vorsitzende der JuryBernd Noack, die Schauspielerin Bettina Stucky und der Schriftsteller Saša Stanišić – aus 143 eingesandten Theatertexten die drei Stücke gekürt, die am Ende des Festivals in der Langen Nacht der Autor_innen am 22. Juni ihre Uraufführung erleben werden.
Erstmals starten die Autorentheatertage 2018 mit einem internationalen Auftakt. Mit Blick auf die eigene Geschichte und die wachsende Zusammenarbeit mit Künstler_innen aus Osteuropa und Russland fanden wir es an der Zeit, einen Schritt weiter zu gehen und auch bei den Autorentheatertagen ein Fenster nach Osten zu öffnen. Vom 1. bis 3. Juni sind im Deutschen Theater vier Gastspiele neuer Stücke und bemerkenswerter Inszenierungen aus Georgien, Litauen und Polen zu sehen. Auf der Folie von Mythen und Klassikern untersuchen sie Vergangenheit und Gegenwart – das Gesellschaftspolitische wie das Persönliche. Wie schreiben sich historische Ereignisse, kollektive Ängste, weibliche Gewalterfahrungen und aktuelle Repression in individuelle Biografien ein? Wie lassen sie sich erzählen? Eine junge Generation von Regisseur_innen blickt zurück in eine post-kommunistische Vergangenheit, setzt sie mit einer beunruhigenden Gegenwart ins Verhältnis und formuliert radikale Utopien für die Zukunft. Einführungen, Tischgesprächen und der Stücke- und Lese-Parcours Ostwärts rahmen das Gastspielprogramm und laden ein zum direkten Austausch.
Aus der Vielzahl neuer Stücke, die in den vergangenen Monaten im deutschsprachigen Theaterraum uraufgeführt wurden, hat Bernd Noack zusammen mit der Dramaturgie des Deutschen Theaters acht herausragende Inszenierungen ausgewählt, die vom 12. bis 20. Juni vorgestellt werden.