Genauer Blick

Im Gespräch Anlässlich der Tagung hat Wolfgang Held für die anthroposophische Wochenschrift "Das Goetheanum" ein Gespräch mit den beiden Organisatorinnen Christiane Haid und Ariane Eichenberg geführt
Foto: Charlotte Fischer
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Das Ende des Menschen?

Die Herausforderungen transhumanistischer Zukunftsvisionen. Gespräch mit Christiane Haid und Ariane Eichenberg anlässlich der gleichnamigen Tagung vom 7. bis 9. September am Goetheanum

Was bedeutet Transhumanismus?

Ariane Eichenberg: Das Wort selbst sagt es: es geht bei dieser Idee darum, die Grenzen des Menschen auf allen Ebenen zu überschreiten. Die Überschreitung erfolgt durch die Technik. Genetik, Nanotechnologie und Robotik sollen den Menschen so erweitern und optimieren, dass seine Beschränkung aufgrund seiner biologischen Verfasstheit aufgehoben, Alter, Krankheit und Tod überwunden und in letzter Konsequenz abgeschafft werden. Die Spielarten dieser Idee reichen von noch moderaten Formen bis zu ganz radikalen. So vertritt Stefan Lorenz Sorgner – Professor für Philosophie in Rom – die Auffassung, dass der Mensch mit größeren Fähigkeiten auch glücklicher werde, man ihm also um seiner Würde willen die technischen Hilfen auch geben müsse. Ray Kurzweil hingegen, Chefingenieur bei Google, arbeitet daran, die Unsterblichkeit des Menschen technisch zu erreichen. Mensch und Maschine würden in naher Zukunft verschmelzen, die Technik letztlich zu einer Art Bewusstsein gelangen, das Universum erwachen und über eine fantastische Intelligenz verfügen.

Hier heißt es, wir werden erst durch die Maschine ganz Mensch?

Eichenberg: Gewissermaßen ja. Organe können ersetzt werden, Nanobots produzieren die notwendigen Stoffe und Hormone, eine künstliche Haut umgibt alles und das Gehirn wird auf eine große Festplatte hochgeladen – ein Traum, der die fehlerhafte Evolution, so Kurzweil, endlich korrigieren wird.

Diese Szenarien haben Sie interessiert, weil hier Technisches zur Religion erhoben wird?

Christiane Haid: Wir haben gemeinsam seit drei Jahren ein Forschungsprojekt zur Humanisierung des Menschen durch Literatur. Dabei beschäftigen wir uns auch mit der Geschichte der Idee des Humanismus seit der Renaissance. Das hat uns zum Transhumanismus geführt, der an die Philosophie der Renaissance anknüpft, diese aber gewissermaßen verdreht. Die Sehnsucht nach Unsterblichkeit, nach der Befähigung jedes Menschen zu einem besseren Menschen existieren, seit es die Menschheit gibt. Die Umsetzung dieses Ideals allerdings steht mit dem Transhumanismus an einem Wendepunkt. Die Frage, was den Menschen zum Menschen macht, stellt sich angesichts der technischen Entwicklungen heute neu und dramatisch. Mit künstlicher Intelligenz, Nanotechnik und Gentechnik scheint manches bald realisierbar, was vor wenigen Jahren noch als Utopie galt. Das bisher nur Denkbare wird machbar, deshalb sind die Fragen, die hier entstehen, nicht theoretisch, sondern existenziell und die Antworten, die wir als Gesellschaft hier finden, werden unser Leben prägen.

Jede technische Entwicklung hat ethische Implikationen. Warum ist die Frage nach dem Menschsein in Bezug auf den Transhumanismus so brisant?

Haid: Bisher hat die Technik den menschlichen Organismus unterstützt. Sie hat ihn schneller sich bewegen lassen, hat ihn mit Teleskop und Mikroskop weiter und detaillierter schauen lassen. Jetzt geht es darum, Techniken zu entwickeln, die den menschlichen Organismus ersetzen. Dabei steht die Sehnsucht nach Unsterblichkeit im Zentrum. Diese Sehnsucht ist so alt wie das menschliche Bewusstsein und jede Religion hat ihre Antworten darauf gegeben. Dabei geht es immer um eine innere Entwicklung, die aus dem rein leiblichen Dasein in eine geistige Dimension führt. Der Geist im Menschen ist es, der den Menschen erhebt. Das Neue ist nun, dass durch die Technik Werkzeuge geschaffen werden, so die Idee und auch schon Wirklichkeit des Transhumanismus, die an diese Stelle treten. Wir geben damit die Verantwortung vollkommen ab. Dabei stellt sich weiter die Frage, was es bedeutet, wenn wir als Menschen etwas aus uns heraus setzen und dieses dann so Fremde, weil ohne den geistigen Zusammenhang Gedachte, den Weg in eine «bessere, angeblich menschengemässere» Welt bestimmen soll. Dies ist allerdings eine Welt, die rein irdisch ist, ein technisch erzeugtes Gedankenkonstrukt, das gleichsam eine neue Welt bildet.

Das schafft den Menschen ab, wie wir ihn kennen und führte zum entsprechenden Titel eurer Tagung im September.

Eichenberg: Richtig, wobei die Transhumanisten nicht von einer solchen Abschaffung sprechen, sondern im Gegenteil: Sie sind der Überzeugung, dass erst mit diesem technischen Brückenschlag der Mensch ganz Mensch werden könne, eben als Cyborg.

Als die creatio secunda, die zweite Schöpfung?

Eichenberg: Hier verstehen sich die Transhumanisten in einer Tradition, die über die Renaissance bis in die Antike reicht. Es bringt einen durchaus ins Schleudern, wenn man in diesen technischen Utopien liest, dass sie sich auch auf eine Schrift, wie diejenige von Pico della Mirandola ‹Über die Würde des Menschen› berufen. In dieser Rede lässt Pico della Mirandola Gott einen Hymnus auf den sich entwickelnden freien Menschen anstimmen. «Du sollst dir deine [Natur] ohne jede Einschränkung und Enge, nach deinem Ermessen, dem ich dich anvertraut habe, selber bestimmen.» Weiter heißt es dann: «Weder haben wir dich himmlisch noch irdisch, weder sterblich noch unsterblich geschaffen, damit du wie dein eigener, in Ehre frei entscheidender, schöpferischer Bildhauer dich selbst zu der Gestalt ausformst, die du bevorzugst.» Diese Selbsterschaffung interpretieren die Transhumanisten rein technisch. Dass der Mensch sich nach seinen eigenen Wünschen und Zielen gestaltet, das ist das Ziel und zwar auf physischer seelischer und geistiger Stufe. Wir Menschen sollen also durch Technik moralisch eine neue Stufe erreichen und auch geistig über uns selbst hinaus wachsen.

Wie kann man sich das vorstellen?

Eichenberg: Dass ich beispielsweise so vernetzt bin, dass jeder Gedanke, den ich fasse, sogleich Wirklichkeit wird. Oder, dass ich durch pharmakologische Eingriffe so optimiert bin, dass ich keine moralisch verwerflichen Handlungen mehr vollziehe usw. Diese Ermächtigung bekomme ich ohne eigene Anstrengung und eigenen Willen, ohne eigene innere Entwicklung.

Ob Brille oder Auto – die Technik steigert die Fähigkeiten, es bleibt aber etwas auf der Strecke. Wir bezahlen unsere Steigerung. Wie hoch darf der Preis sein?

Haid: Was da als Self-Enhancement beschrieben wird, das bezieht sich immer auf das Individuum. Es geht um die Bedürfnisse des Einzelnen, die besser erfüllt werden sollen. Der andere Mensch, also die soziale Dimension wird dabei ausgeblendet und noch mehr, jede Beziehung zum Ganzen, zum Kosmos. Das gilt übrigens auch für alle Kulturleistungen wie Kunst und Religion: Aus Perspektive der Transhumanisten sind sie überflüssig und illusionär. Ich glaube, hier nimmt der Transhumanismus die Maske vom Gesicht: Religion und Kunst stellen uns in den Zusammenhang mit einer göttlich-geistigen Welt. Sie rechnen mit dem Unverfügbaren. Wer also Kunst und Religion als Irrtum ablehnt, der verneint auch diese höhere Sphäre.

Der Transhumanismus rühmt sich doch der Entgrenzung und jetzt setzt er hier Grenzen?

Haid: Ja, die grenzenlose Selbstverwirklichung ist das Programm und dem läuft natürlich jeder übergeordnete Kontext entgegen. Die Kunst ist wesentlich durch ein unsichtbares Gegenüber bestimmt, das inspirierend wirkt. Religion eröffnet dem Menschen einen Raum, in dem die Zurücknahme der eigenen Wünsche und die Hingabe an ein Höheres, Göttliches im Zentrum stehen. Hier gibt sich der Mensch machtlos an eine ihm nicht verfügbare Instanz hin, nach deren Gesetzen er sich freiwillig richtet. Schicksal und Tod können so zu Lebensereignissen werden, an denen der Mensch im Überwinden eigener Grenzen reift und sich innerlich entwickelt. Das steht dem Transhumanismus entgegen. Denn hier wird der Tod nicht als Durchgang verstanden, sondern als etwas, was ein Fehler ist, den es, ebenso wie den Zufall abzuschaffen gilt. Denn nur eine Welt vollständiger Planbarkeit, ist eine Welt grenzenloser Selbstverwirklichung.

Eichenberg: Es ist eine Allmachtsfantasie über Glück und Wohlbefinden der gesamten Menschheit – verwaltet von nur wenigen großen Servern. Das Buch Menschheit 2.0. Die Singularität ist nah von Ray Kurzweil kulminiert dann auch in dem Satz, dass es darum gehe, das «ganze Universum in den Händen zu halten». Hier zeigt sich die Hybris, aber vor allem auch einer der Widersprüche dieses Denkens. Denn etwas in den Händen zu halten, ist eine zutiefst menschliche Geste.

Das ist das Missverständnis von «macht euch die Erde Untertan».

Haid: Der Transhumanismus fordert uns auf, die Frage, was das Leben lebenswert macht, was den Menschen überhaupt ausmacht, neu und gründlicher zu stellen. In Japan wurden Kuscheltiere entwickelt, die auf Mimik und Gebärden ihrer Besitzer reagieren und so scheinbar seelisch interagieren, um die Einsamkeit zu lindern. Das ist technisch machbar, abgründig wird es dann, wenn wir auf diese technischen Impulse nun seelisch reagieren, denn unsere Seele läuft dann ins Leere, findet keinen Widerhall in einem anderen Menschenwesen. Wenn Martin Buber schreibt: «Der Mensch wird am Du zum Ich», so ist mein Menschsein konstitutiv von einem lebendig-menschlichen Gegenüber abhängig. Die Begegnung zweier Menschen als ein Moment, indem ich in der Seele eines anderen lebe und er oder sie in meiner Seele, sind Augenblicke geistiger Schöpfungen, Zeugung, die keine Maschine je wird leisten können. Handeln muss immer situativ, geistesgegenwärtig sein und das bedeutet, dass Erfahrungen und aktuelle Inspiration zusammenkommen. In der Maschine können vergangene Erfahrungen von Millionen von Menschen in ihren Speichern gesammelt werden. Wie dieses Wissen mit einem aus der Zukunft kommenden Ahnen sich verbindet, um daraus Neues hervorzubringen, das bleibt die urmenschliche Aufgabe. Dabei lohnt es sich, Rudolf Steiners Gedanken aufzunehmen, dass die menschliche Kultur sich in Sprüngen entwickelt, dass es Unvorhersehbares, Neues gibt, was aus dem Alten nicht fortgedacht werden kann. Hier kommen wir also zur Frage nach dem Menschenbild und damit zum eigentlichen Motiv unserer Tagung. Dass künstliche Intelligenz unseren Alltag erobern wird, wie vor 100 Jahren das Auto, das stellt niemand infrage. Die Herausforderung besteht darin, die ethischen und sozialen Schritte zu unternehmen, dass wir diese Technik beherrschen und nicht sie uns beherrscht.

Eichenberg: Die Geschwindigkeit, mit der sich die digitale Technik und Nanotechnik entwickelt, kann von der ethischen Entwicklung nicht eingeholt werden. Ob Pränataldiagnostik oder Organtransplantation, computergestütztes Lernen oder künstliche Eiweißnahrung: technisch Mögliches führt zu immer mehr Grenzfragen, die wir kaum lösen können. Wir bemerken, dass uns die ethischen Grundlagen fehlen, um damit angemessen umgehen zu können. Es kann weniger darum gehen, einfach auszusteigen, gegenzusteuern oder Entwicklungen einholen zu wollen, als vielmehr andere Qualitäten zu entwickeln. Ein ganz einfaches Beispiel hierfür: Wenn ich lese, dann vollbringe ich eine außerordentliche Leistung auf einer ganzen Reihe verschiedener Ebenen. Es entsteht eine Welt, die ich selbst hervorbringe, eine Welt, in der ich verknüpfe, imaginiere und auch neu schöpfe. Das kann keine Maschine mir abnehmen. Durch diese Vorgänge werden geistige Kräfte frei, die mir dann helfen, gegenüber der Maschinenwelt souverän zu bleiben.

Haid: Jede Technik nimmt uns Arbeit ab und befreit uns von einer Mühe, einer Gebundenheit. Dadurch gewinnen wir Freiräume. Nutzen wir diesen Freiraum nun für die Freiheit, für höhere, geistige Tätigkeiten, für Soziales und Kulturleistungen, wie durch die bildschaffende, zusammenhangsstiftende Tätigkeit beim Lesen oder werden wir passiv und faul? Wie kompensieren wir die Erleichterung, die beim Gebrauch der Technik auf uns zukommt? Von dieser Kompensation reden die Vertreter des Transhumanismus nicht, wie auch nicht von einem ewigen Wesenskern im Menschen. Er manifestiert sich ja, so Rudolf Steiner, indem sich das Ich mit und durch die Sinne mit der Welt verbindet. Diese wahrnehmende und empfindende Seite des Menschen negieren die Transhumanisten – ein ‹Ich› existiert für sie nicht. Wenn die Verbindung zur Welt vollständig durch technische Geräte ersetzt wird, verliert das Ich sein Betätigungsfeld, es kann sich nur durch seine Sinne in der Welt erleben. Das Abgründige dabei ist, dass das, was die Transhumanisten voraussetzen, sich dann erfüllt: in dem Geschaffenen verschwindet das Ich. Zugleich ist dieses Szenario, diese Bedrohung eine Möglichkeit, sich dieser Tätigkeit des menschlichen Wesenskerns bewusst zu werden, also für das Ich aufzuwachen und sich dabei klar zu werden, dass wir selbst es ja sind, die diese Dinge hervorbringen. Diese technische Entwicklung fällt ja nicht vom Himmel, wir selbst sind die Tätigen.

Hans Ammann, Schauspieldirektor von Solothurn, prägte den Satz, dass für jeden Menschen heute täglich die Selbstabschaffung seines Ichs drohe. Wo sind wir also selbst gegen uns tätig?

Haid: Das fängt ganz harmlos an: Man sagt «Ich stehe dort um die Ecke» und man meint das eigene Auto. Oder all die technischen ‹Metaphern›, die sachlich ganz unsinnig sind: «Das habe ich nicht auf dem Schirm, das muss ich abspeichern». Da werden die Grenzen diffus und wir kommen in eine verschlafene Haltung herein. Das Aufwachen beginnt überall dort, wenn wir von dem technischen reflexartigen Gebrauch zu einem bewussten Gebrauch kommen, also nicht mehr fortlaufend auf das Handy schauen, sondern dann, wo wir uns entschließen, jetzt zu kommunizieren. Die Souveränität gegenüber der Technik kann durchaus an diesen kleinen alltäglichen Dingen beginnen.

Wie stellt sich die Tagung in diesen Zusammenhang?

Eichenberg: Da sich unsere Frage auf beinahe alle Lebensfelder erstreckt, wollen wir das Thema interdisziplinär angehen. Ethische, kulturelle und spirituelle Perspektiven sollen in Vorträgen, Gesprächen und Lesungen versucht werden aufzuzeigen. Mit René Madeleyn haben wir einen Mediziner eingeladen, der den Schwierigkeiten und Grenzfragen, die sich durch die technische Entwicklung in Bezug auf Schwangerschaft und Geburt ergeben, nachgeht. Christian Kreiß war Investmentbanker und ist Wirtschaftswissenschaftler, er engagiert sich für eine ‹menschengerechte› Wirtschaft. Ob mit «Werbung – nein danke» oder «Geplanter Verschleiß» entwirft er alternative Wirtschaftsformen. Roland Benedikter als international tätiger Politikwissenschaftler und Soziologe beschäftigt sich seit langem mit den Fragenstellungen, die der Transhumanismus aufwirft.

Haid: «Mythologies of Transhumanism» und «Better Humans» so heißen zwei der letzten Bücher des Philosophen Michael Hauskeller. Er lehrt in Liverpool und ist in der deutschen und englischen Philosophie und deren typischer Nähe zum Leben zuhause. Von ihm versprechen wir uns, genauer zu verstehen, welche Mythologien und welches Menschenbild diesen Ideen zugrunde liegen. Yaroslawa Black-Terletzka haben wir gefragt, die pseudoreligiöse Leidenschaft, mit der der Transhumanismus erscheint, besser zu verstehen. Das Zwiespältige liegt ja hier darin, dass er Erlösung verspricht, aber, das was in jeder Religion dazu gehört, das Opfer, ablehnt.

Mit Philip Roth, Sibylle Lewitscharoff und Galsan Tschinag nehmen preisgekrönte Schriftsteller und Schriftstellerinnen an der Tagung teil – wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Haid: Wir wollen mit der Tagung einen Raum öffnen, um zu verstehen, wie diese Frage heute in der Kultur lebt und wie wir diese Frage in ihrer Tiefe und Weite ausschöpfen können. Alle drei Autoren haben sofort auf unsere Anfrage reagiert, da dies Themen sind, die sie selbst sehr beschäftigen. Galsan Tschinag kommt extra vier Wochen früher aus der Mongolei, um an der Tagung teilnehmen zu können. Das sei sein Anliegen, dafür kämpfe er. Er ist verwurzelt in der mongolischen schamanischen Tradition und zugleich vertraut mit den Herausforderungen unseres 21. Jahrhunderts. Mich beeindruckt in seinen Büchern, wie er beschreibt, dass er nur mit Visionen in die Zukunft kommen kann. Sein Volk, das ja durch Stalin deportiert wurde, konnte er mit dem Erlös seiner Literaturpreise wieder zurückführen. Es ist ein fast mythisches Bild, wie er mit 150 Kamelen in einer Karawane durch die Wüste Gobi zieht, um sein Volk an dessen Ursprung zuführen. Es ist ein Weg in der Zeit zurück und doch in die Zukunft.

Eichenberg: Man könnte auch für Patrick Roth formulieren, dass er eine Art Vision hat, den Menschen durch seine Texte, die allesamt biblische Themen auf neue Weise aufgreifen, zu sich selbst zu führen. Sibylle Lewitscharoff, die in ihrem letzten Roman «Pfingstwunder» den Bogen zu Dantes Göttlicher Komödie schlägt, hat einen mehr ironisch-zweifelnden Ton. Alle drei haben aber eine besondere Beziehung zur Sprache und sind der Überzeugung, dass Sprache und Literatur die Menschen bewegen können.

Am Goetheanum wird viel darüber nachgedacht, wie sich dieser Ort entwickeln soll – ist diese Tagung eine Antwort auf diese Frage?

Haid: Viele unser aktuellen Konferenzen und Tagungen sind Teil der Antwort. Ich bin auch froh, dass wir mit dieser Tagung im September ein Gesprächsfeld zu diesem brisanten Thema eröffnen können. Die Reaktion der Vortragenden auf unsere Einladung, ihre Freude, sich gerade am Goetheanum darüber austauschen zu können, zeigt, dass das Goetheanum ein solcher Ort ist und noch mehr werden kann, an dem wir Zeitfragen mit Menschen teilen, die in einer ähnlichen Suchbewegung sind.

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Das Gespräch führte Wolfgang Held, Das Goetheanum, Wochenschrift für Anthroposophie, Ausgabe 2. August 2018

24.08.2018, 11:58

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