Bunte Mischung

Biographien Gäste sind neben vielen anderen beispielsweise Mike Banks von Underground Resistance, Mark Ernestus, der Begründer des Plattenladens Hard Wax, und Dimitri Hegemann, der Macher des Tresor Clubs
Foto: Hebbel am Ufer
Foto: Hebbel am Ufer

Olad Aden

Olad Aden ist ein in Berlin lebender afro-deutsch-amerikanischer Sozialarbeiter. Er hat bereits eine Reihe von Austauschprogrammen für Jugendliche ins Leben gerufen und ausgeführt, darunter die “BronxBerlinConnection”. Außerdem hat er mehrere Kulturprojekte kuratiert. So kokuratierte er 2010 zum Beispiel “Translating Hip Hop” für das Haus der Kulturen der Welt. Darüber hinaus initiierte und kokuratierte er zusammen mit der Literaturwerkstatt Berlin das Literatur- und Hip-Hop-Projekt “SPOKEN WOR:L:DS”, das einen Austausch zwischen Berlin und Nairobi herstellte. Kürzlich schloss er die Arbeit an DExZA ab, einem performativen Austauschprogramm zwischen Johannesburg und Berlin mit dem Schwerpunkt Lyrik, Rap und Musik. Das vom Verein No Boundaries ins Leben gerufene Projekt wurde von der Heinrich-Böll-Stiftung sowie dem Goethe-Institut und dem Deutschen Konsulat in Südafrika unterstützt.

Joshua Akers

Joshua Akers ist Assistant Professor für Geografie, Urbanistik und Regionalwissenschaften an der University of Michigan-Dearborn. Er forscht und schreibt zu Themen, die sich mit der Schnittstelle von Markt und Politik beschäftigen, und untersucht, wie sich diese Verbindung auf das tägliche Leben in innerstädtischen Bereichen auswirkt. Sein Augenmerk liegt dabei besonders auf den Veränderungen, die Immobilienmärkte nach Finanzkrisen durchlaufen. Er nimmt die ausbeuterischen Taktiken in den Blick, die in solchen Kontexten entstehen, und weist auf die Auswirkungen für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen und Minoritäten im innerstädtischen Raum hin. Seine Texte wurden unter anderem in “Environment and Planning”, “Geoforum”, “International Journal of Urban and Regional Research”, “Urban Geography”, “Derive” und “Guernica” veröffentlicht. Akers ist Gründer und Leiter des Urban Praxis Workshop, einer gemeinschaftlich organisierten Initiative, die mit Organisationen und Aktivist*innen in Detroit zusammenarbeitet und sich auf Miet- und Wohnthemen spezialisiert hat. Seine Arbeit zur Immobilienspekulation wird diesen Sommer als Teil des Programms “Diagrams of Power” am Ontario College of Art and Design in Toronto gezeigt.

Juan Atkins

Juan Atkins fing unter dem Namen MODEL 500 schon 1985 an, Musik aufzunehmen und gründete das Label Metroplex. Im selben Jahr veröffentlichte er auf Metroplex seine erste Platte “No UFO’s” und stellte damit für die Bewegung der Dance Musik die Uhr auf Null: Ähnlich wie das Modell T von Ford hatten seine neuen, maschinell hergestellten Rhythmen globale Auswirkungen, die jedoch vor allem in Europa spürbar waren, wo Dance zu einem massenkulturellen Phänomen wurde. Seitdem haben sich Juan Atkins Arbeiten zu dem vielleicht einflussreichsten Gesamtwerk im Bereich der Dance Musik entwickelt. Durch seine Eigenschaft, Maschinen sprechen zu lassen und ihnen eine Seele zu verleihen, hat er mit seinem Produktionsstil unzählige Bewunder*innen inspiriert und wird auch heute noch auf Tanzflächen überall auf der Welt gehört.

A.W.A. (African Women Arise)

Awakhiwe Sibanda ist auch unter ihrem Bühnennamen A.W.A. (African Women Arise) bekannt. 2012 begann die aus Bulawayo, Simbabwe, stammende Sängerin zu rappen und veröffentlichte Lieder in der Sprache der Ndebele, in denen es um Schwangerschaften unter Teenagern und um genderbasierte Gewalt geht. Sie stand bereits mit Künstler*innen wie Hip Hop Pantsula (Südafrika), Symbiz (Deutschland) und den Digital Rebels (Simbabwe) auf der Bühne. Außerdem war sie Mitveranstalterin des Musikkongresses und Festivals “Urban Africa – My Future in 2020”, der im September 2016 im Bahnhof Ehrenfeld Club in Köln stattfand. A.W.A. zählt zu den interessantesten weiblichen Stimmen des afrikanischen Hip-Hop. Mit beispielloser Geschwindigkeit setzt sie auch die Klickgeräusche ihrer Muttersprache als rhythmische Elemente ein und hebt den Hip-Hop so auf ein bisher unbekanntes Niveau. Ihr Debütalbum hat der Produzent Ghanaian Stallion, der sich neben seiner künstlerischen Arbeit mit avantgardistischen Hip-Hop-Jams, in die er afrikanische Sounds mit einfließen lässt und bei denen angesagte ghanaische Musiker*innen auftreten, einen Namen gemacht hat, sowohl aufgenommen als auch produziert.

Nguyễn Baly

Nguyn Baly ist eine nicht-binäre Sound- und Performancekünstler*in, lebt und arbeitet in Berlin. In seiner/ihrer Arbeit beschäftigt sich Nguyn mit postkolonialen Diskursen, Queer-Feminismus sowie Fragen der vietnamesischen Diaspora. Künstlerisch arbeitet er/sie mit Tara Transitory als Nguyn + Transitory zusammen, um Klang, Synthese, Lärm, Rhythmus und Performance aus einem weniger kolonialen Blickwinkel zu betrachten und empirisch mehr über die vietnamesische/südostasiatische Diaspora und Queer-Existenzen aus einer nicht-akademischen Perspektive zu lernen. Seit 2010 arbeitet Nguyn an der Schnittstelle zwischen Sound- und Performancekunst in unterschiedlichen Kollaborationen u.a. mit Anna Geist, Elisabeth Hampe und Katharina Hauke. Nguyns erste eigene Arbeiten entstanden am HAU Hebbel am Ufer Berlin, gefolgt von “Elegy for Television” (2016) in Zusammenarbeit mit Damian Rebgetz und “و WOW” (2017) in Kollaboration mit Tümay Kılınçel & Nuray Demir, ebenfalls am HAU.

Mike Banks

Mike Banks, auch bekannt als “Mad Mike”, ist ein Detroiter Musikproduzent und Labelinhaber, der als Schlüsselfigur des Detroit Techno der 1990er-Jahre zählt. Gemeinsam mit Jeff Mills gründete er das Musikprojekt und Label Underground Resistance (UR). Zusammen mit Robert Hood produzierten sie einen Großteil der frühen Veröffentlichungen des Labels UR und erlangten hiermit internationale Bekanntheit und Anerkennung. Die Projekte von UR und Banks waren immer auch sozialkritische Kommentare, was zuvor in dieser Form vor allem im frühen Hip-Hop, nicht jedoch im Techno bekannt war. Seitdem Mills und Hood UR verließen, leitet er das Label allein und veröffentlichte neben seinen eigenen Produktionen viele weitere Künstler*innen wie Drexciya, Suburban Knight oder Sean Deason. Seit 1992 ist er außerdem Mitinhaber von Submerge Distribution, das ähnlich wie UR als unabhängiges Plattenlabel weltweit Detroiter Techno vertreibt.

Halima Cassells

Die aus Detroit stammende Künstlerin und Community-Aktivistin Halima Cassells präsentiert ihre Arbeiten in verschiedenen Kontexten: Sie hat eine Reihe wichtiger öffentlicher Arbeiten geschaffen, darunter ein alternatives, an Rosa Parks erinnerndes Siegel für den amerikanischen Kongress. Nach einem zehnjährigen Aufenthalt an der Ostküste der USA kehrte Cassells nach Hause zurück, wo sie neue forschende Arbeiten entwickelt. So entwirft sie zum Beispiel Räume für authentische Begegnungen, interaktive Installationen und zuletzt ein gemeinsam mit ihren Töchtern geschriebenes und gestaltetes Buch. Ihre vielfältigen Rollen sind durch eine tiefe Verbundenheit zu ihrer Community und der Förderung der gemeinschaftlichen Verbundenheit geprägt. Sie arbeitet als unabhängige Künstlerin und beteiligt sich gleichzeitig aktiv an der Oakland Avenue Artists Coalition, dem Center for Community Based Enterprise, PeoplesHub.org. Cassells ist Mitbegründerin des Free Market of Detroit. Das Festival “Detroit – Berlin: One Circle” bringt sie zum ersten Mal ans HAU Hebbel am Ufer und nach Berlin.

Ché & DJ Stacyé J

Ché, Künstlerin aus Detroit, begann ihre Karriere 2014 bei den BETs Hip-Hop Awards, wo sie als erste weibliche Gewinnerin den HOT 16 Wettbewerb gewann. Seitdem hat sie drei Alben sowie die zuletzt erschienene EP “CHÉNGES” (changes) veröffentlicht. Die subtilen Strings und das melodische Tempo ihrer Musik erinnern an eine Neuinterpretation des 90er-Jahre Neos. Ché ist künstlerisch vielseitig aktiv, sie führt selbst Regie über ihre Visuals, beteiligt sich an den Produktionsprozessen ihrer Musik und spricht nicht nur über soziale Gerechtigkeit, sondern verdeutlicht auch, wie wichtig es ist, entsprechend zu handeln. DJ Stacyé J wurde in Detroit geboren, wo sie auch aufgewachsen ist. Sie hat bereits im Vorprogramm und als DJ für viele Größen im Hip-Hop performt, darunter YG, Ab-Soul, Waka Floka und Curren$y. Als DJ ist sie gemeinsam mit Ché bei BETs 106 & Park und der BET Experience aufgetreten. Stacyé J hat eine Plattform gegründet, um junge weibliche DJs zu unterstützen und hat auf diesem Weg schon einige der besten DJs an Bord holen können.

John E. Collins

John E. Collins, auch bekannt unter dem Namen John “Jammin” Collins, ist Radiomoderator, DJ, Produzent, Veranstalter – und seit Beginn wichtiger Bestandteil der Detroiter House- und Technoszene. In den 1980er-Jahren war er neben Jeff Mills Resident DJ im legendären Detroiter Club Cheeks. In den frühen 1990er-Jahren begann er, seine eigenen Radiosendungen auf lokalen Sendern wie WJLB FM 98 und WDRQ 93.1 zu moderieren. Für WJLB FM 98 sendete er zum Beispiel live aus dem Warehouse Club und unterstützte so die Musik von Künstler*innen aus Detroit. Heute arbeitet er nicht nur als Booking Agent und Manager, sondern auch als Produzent und DJ für Underground Resistance, mit denen er durch Detroit und die ganze Welt tourt. Außerdem leitet Collins Submerge, den betrieblichen Arm der Gruppe, und leitet Führungen durch ihr Technomuseum Exhibit 3000. Momentan moderiert er zweiwöchentlich die von den Detroiter Red Bull Studios initiierte Radiosendung “The Soul of Detroit”, in der er Vinylplatten aus den Bereichen House, Techno, R&B, Disco und anderen Genres vorstellt. Collins ist Kommissionsmitglied der Detroit Entertainment Commission und Vorstandsmitglied der Detroit Berlin Connection.

Bryce Detroit

Bryce Detroit ist afrofuturistischer Storyteller, Aktivist und ein Pionier der Entertainment Justice. Als Designer mit dem Schwerpunkt Kultur ist er preisgekrönter Musikproduzent, Performer und Kurator. Und als Gründer der Detroit Recordings Company hat er gezeigt, wie wirkungsvoll es sein kann, Musik, Unterhaltung, Kunst und ein gemeinschaftliches Erbe dazu zu nutzen, kulturelle Infrastrukturen zu entwerfen, um so ursprünglich afrikanische Narrative, kulturelle Bildung und eine kooperativ arbeitende Musikindustrie zu wahren, weiterzuentwickeln und zu fördern. 2014 rief er das ONE MILE Mothership ins Leben, organisierte ein Funkkonzert mit dem legendären “Butch” Jones und brachte so vier Generationen des Parliament-Funkadelic Kollektivs zusammen. 2017 wurde Bryce Detroit zum musikalischen Kurator der 10. Internationalen Design-Biennale in St. Etienne gewählt. Außerdem ist er Leiter des Center for Community Based Enterprises (C2BE), internationaler Beauftragter des East Michigan Environmental Action Council und Mitgründer des Detroit Community Wealth Fund. Als medienbasierter Veranstalter und Aktivist ist er Gründungsmitglied der Detroit Resists, der Oakland Avenue Artists Coalition und des Detroit Future Youth Network.

Tashy Endres

Tashy Endres ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte und Theorie der Gestaltung an der Universität der Künste Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Intersektionalität in der Stadt, urbane Konfliktforschung, Gentrifizierung, urbane politische Ökonomie und urbane soziale Bewegungen. Sie promoviert zu macht- und diskriminierungskritischen Bildungsansätzen für zukünftige Architekt*innen. Sie hat Architektur und Politikwissenschaft studiert und arbeitet(e) freiberuflich als Übersetzerin, Anti-Bias- und Kommunikationstrainerin. Sie übersetzte u.a. “Hollow Land. The Israeli Architecture of Occupation” von Eyal Weizman, mit dem sie auch im Rahmen von “Decolonizing Architecture” zusammenarbeitete. Als Mediatorin und Konflikttrainerin war sie in die Occupy Wall Street Bewegung in New York involviert. Sie war Teil der Mieterinitiative Kotti&Co und engagiert sich beim Berliner Mietenvolksentscheid und der Initiative Deutsche Wohnen & Co enteignen.

Mark Ernestus

Mark Ernestus ist Gründer des legendären Plattenladens Hard Wax, der 1989 zu einem Grundstein für Berlins Elektro-Musikszene wurde. Er war einer der ersten, die eine musikalische Verbindung zwischen Berlin und Detroit herstellten. Als eine Hälfte des Duos Basic Channel (alias Maurizio) fing er an, selbst Musik zu produzieren – und schuf so seine tiefe, einflussreiche Mischung aus Dub und Techno. Später umbenannt in Rhythm & Sound, verfeinerte das Duo seinen unverwechselbaren Stil mithilfe von Sänger*innen wie Tikiman (alias Paul St. Hilaire) sowie Reggae-Legenden, darunter Cornel Campbell, Jennifer Lara, Willi Williams und Sugar Minott. In den 1990er-Jahren etablierte Basic Channel das Mastering- und Vinylschnittstudio Dubplates & Mastering und rief das Chain Reaction Label ins Leben, das eine Reihe von Dub- und Reggaealben neu herausbrachte, die ursprünglich bei Wackies in der Bronx erschienen waren. In den letzten Jahren hat Ernestus Remix-Versionen von Stücken von Tony Allen, Tortoise, Friedman/Liebezeit, Konono No. 1, Shangaan Electro, Equiknoxx und vielen anderen Künstler*innen produziert. Er ist Mitveranstalter von Wax Treatment Events in Berlin und leitet das Label Dug Out mit Mark Ainley vom Honest Jon’s Label in London. Zusammen spüren sie vergessenen Vertreter*innen des Killer Reggae nach. Seit 2011 arbeitet er mit einigen der besten Schlagzeuger*innen, Musiker*innen und Sänger*innen aus dem Senegal zusammen, mit denen er die Gruppe “Mark Ernestus’ Ndagga Rhythm Force” gegründet hat (ursprünglich “Mark Ernestus presents Jeri-Jeri”). Sie veröffentlichen Musik auf ihrem eigenen Label Ndagga.

Eddie Fowlkes

Eddie Fowlkes steht für die Geschichte des Detroit Techno, und das nicht nur, weil seine Handabdrücke in den “Legends Plaza” des Historischen Museums von Detroit zementiert sind. Seit mehr als 30 Jahren bringt er Tanzflächen in Bewegung, allein seine mehr als 150 Alben umfassende Sammlung spricht Bände. Nachdem er 1978 eine Charivariparty besuchte, auf der DJ Darryl Shannon Platten auflegte, wünschte er sich ein Mischpult. Von diesem Augenblick an begann er, sich die Kunst des Auflegens anzueignen. 1986 brachte er seine erste eigene Platte heraus. Diese auf Metroplex Records erschienene Platte, “Goodbye Kiss”, ebnete den Weg für das, was später als Detroit Techno berühmt wurde. In den 1980er-Jahren trat Fowlkes mit drei Turntables, einem Mischpult, einem Wah-Wah-Fußpedal und den Drumcomputern 808 und 909 auf: Dieser bisher unbekannte Stil revolutionierte alle Vorstellungen davon, was ein DJ sein und machen konnte. 1993 gab Fowlkes seinem Sound einen eigenen Namen: Techno Soul. Dieses Genre steht für Detroit Techno, aber auch für 1970er Funk, den Motown-Sound, Parliament und für Chicago House. Fowlkes DJ-Sets verweisen auf seine eigenen Produktionen, in denen einzelne Tracks eine Entwicklung durchlaufen, beispielsweise von House zu Techno. Seine Aufnahmen und Remixe wurden auf vielen namhaften sowie unabhängigen Labels herausgebracht (u.a. auf Elektra Records, Sony, BMG, Warner Brothers, Azuli, Tresor und P.I.A.S).

Philipp Halver

Philipp Halver wurde 1984 geboren und seitdem wohnhaft in Südberlin. Geprägt durch den amerikanischen Einfluss West-Berlins und der dort vorherrschenden musikalischen und filmischen Entwicklung. Durch die Plattensammlung des Vaters und den frühen Fernsehbeiträgen über Hip-Hop-DJs wurde sein Interesse an Vinyl und DJing geweckt. Bereits in der Jugend fing er an Musik zu mixen und ist seitdem als Club- und Live-DJ aktiv. Er produziert Musikvideos für deutsche als auch für international etablierte Rap-Acts. Aktuell arbeitet er freiberuflich als Filmemacher, Produktionsleiter, Sänger und DJ.

Cornelius Harris

Cornelius Harris ist Gründer und Leiter von Alter Ego Management & Bookings und außerdem Kopf des Labels Underground Resistance Records (UR). Er ist ein wichtiger Bestandteil verschiedener Detroiter Musikszenen, von Hip-Hop, Rock, Jazz und Funk bis Techno. Unter dem Pseudonym “The Unknown Writer” illustrierte er das Artwork von UR und war seit den frühen 1990er-Jahren an mehreren Veröffentlichungen beteiligt. Alter Ego Management and Booking hat er ins Leben gerufen, um talentierte Künstler*innen aus Detroit zu repräsentieren und zu unterstützen. Heute vertritt Alter Ego nicht nur etablierte, sondern auch viele aufstrebende Künstler*innen. Darüber hinaus managt Alter Ego konkrete Projekte und Videoproduktionen sowie Lizenz- und Vertragsverhandlungen.

Dimitri Hegemann

Dimitri Hegemann versteht sich als Raumforscher und ist ein Berliner Kulturmanager sowie Gründer und Inhaber des Techno-Clubs Tresor, der 1991 in der Leipziger Straße eröffnete. Zeitgleich gründete er mit Tresor Records ein dazugehöriges Technolabel. Über den Tresor entstand eine anhaltende Verbindung zu Detroiter Musikern wie Mike Banks und Jeff Mills. Hegemann engagiert sich bei der “Detroit-Berlin-Connection”, einem Förderverein, der sich um den Ausbau der kulturellen Zusammenarbeit der beiden Metropolen bemüht. Sein Ziel ist es, der Stadt, deren Künstler*innen entscheidend für den Erfolg des Tresors waren, etwas zurückzugeben. Nach mehreren Konferenzen in Detroit und Berlin sieht seine Detroit-Planung vor, die Sperrstunde in der Stadt aufzuheben als Grundlage für eine lebendige Clublandschaft und mit der Realisierung des Packard Plant Projektes die kulturelle Attraktivität der Stadt zu beleben. Hegemann glaubt an die Kraft einer Nighttime Economy, die für das junge Berlin die wesentliche Attraktivität ausmacht.

Kotti-Shop

Der Kotti-Shop ist ein experimenteller, Non-Profit-Kunst- und Projektraum, der im Dezember 2008 gegründet wurde. Er liegt direkt am Kottbusser Tor, im Neuen Kreuzberger Zentrum. Die künstlerische Leitung haben Julia Brunner und Stefan Endewardt inne. Regelmäßig finden im Kotti-Shop Ausstellungen, Performances, Filmvorführungen, Konzerte und partizipative Kunstprojekte mit der Nachbarschaft statt. Das Besondere an dem Kunstraum ist neben der Vielschichtigkeit der Aktivitäten seine Rolle im Berliner Kiez und seine starke Verbindung zur Nachbarschaft. Das Kunst-Labor SuperFuture ist dem Kotti-Shop entsprungen. Sein Repertoire umfasst künstlerische Arbeiten mit oder ohne partizipativen Ansatz, die sich meist in raumgreifenden, multimedialen Installationen zusammenfügen. Ausgehend von der Annahme einer Wechselbeziehung zwischen Struktur und Handeln untersucht und befragt es urbane (Lebens)Räume mitsamt ihrer Vielschichtigkeiten und Prozesse mit künstlerischen Methoden.

Ingrid LaFleur

Ingrid LaFleur ist Kulturproduzentin und letztjährige Kandidatin für das Amt der Bürgermeisterin von Detroit. Sie hat in den USA und international Ausstellungen organisiert, vor allem zum Thema Afrofuturismus. 2013 gründete sie das in Detroit ansässige AFROTOPIA, ein sich stetig erweiterndes Forschungsprojekt, das Möglichkeiten auslotet, die afrofuturistische Kunstbewegung als psychosoziales Heilmittel nutzbar zu machen. AFROTOPIA besteht unter anderem aus einer Filmreihe und Seminaren für Jugendliche sowie einem monatlichen Buchklub, einem DJ-in-Residence-Programm, einem performativen Kunstfestival und einem Archiv des Afrofuturismus. LaFleur geht der Frage nach historischen Traumata nach und erforscht die Rolle spiritueller Wissenschaften und Technologien in afro-amerikanischen soziopolitischen Bewegungen. Ihre Forschung zum Afrofuturismus wurden weltweit ausgestellt und präsentiert, unter anderem auf der Something Else Off Biennial in Kairo, der Future Africa-Visions in Time in Bayreuth, bei TEDxBrooklyn, der AfroTech Conference in Dortmund und Black in Design an der Harvard University.

Séverine Marguin

Séverine Marguin ist Kunst- und Raumsoziologin. Für ihre Promotion forschte sie zu Künstler*innenkollektiven in Paris und Berlin und erstellte in diesem Zusammenhang ein kartografisches Archiv der Projekträume in Berlin seit 1970. In ihren anschließenden Postdoc-Projekten – am Exzellenzcluster Bild Wissen Gestaltung der Humboldt Universität zu Berlin und an der Universität der Künste Berlin – hat sie sich dem Thema Raum und Wissensproduktion gewidmet. Als Wissenschaftsethnografin führte sie hier unter anderem eine experimentelle Feldforschung über die Auswirkung von Raum auf Forschungspraxis durch. Im Herbst 2015 koordinierte und verfasste sie die Multimedia-E-Publikation aus dem Leipziger kulturpolitischen Kongress “kultur | standort. bestimmung”. Sie ist nun im Sonderforschungsbereich “Re-figuration von Räumen” an der Technischen Universität von Berlin beschäftigt und forscht interdisziplinär über die Methoden der Raumforschung.

Tiff Massey

Tiff Massey ist eine aus Detroit stammende Künstlerin. Sie hat ihren Master in bildender Kunst mit dem Schwerpunkt der Schmiedekunst an der Cranbrook Academy of Art gemacht. Ihre Arbeiten, die von afrikanischen Sichtweisen auf wirtschaftliche Dynamiken inspiriert sind, umfassen sowohl groß angelegte als auch tragbare Skulpturen. Massey betrachtet die ikonische Kultur, die durch den Hip-Hop in den 1980er-Jahren entstand, als eine ihrer größten Inspirationsquellen. Sie macht sich zeitgenössische Studien zu Klassenverhältnissen und “Race” zunutze und betrachtet diese aus dem Blickwinkel der afrikanischen Diaspora. Außerdem greift sie in ihrer Arbeit auf ihre Lebenserfahrung in Detroit zurück. Neben ihrer künstlerischen Arbeit produziert Massey Musik, Filme und Videos. Sie hat an verschiedenen internationalen Programmen teilgenommen, darunter ideas city in Detroit und Athen (Griechenland) und Arles (Frankreich), eine vom New Museum of New York und der Volterra-Detroit Stiftung in Italien ins Leben gerufene Initiative. Ihre Arbeiten wurden in den USA und international in Museen und Galerien ausgestellt. Mit der Auftragsarbeit “What Up Doe” für das Festival “Detroit – Berlin: One Circle” feiert sie ihre Theaterpremiere.

Diana McCarty

Diana McCarty aus Albuquerque (USA) lebt und arbeitet in Berlin. Sie ist unabhängige Produzentin im Bereich Medien und Mitgründerin des freien Künstlerradios reboot.fm 88.4 in Berlin. Außerdem ist sie Gründungsmitglied des Netzwerks radia.fm für Kulturradios und der internationalen Gemeinschaft faces-l für Frauen in den Medien. Als Cyberpunk hat McCarty in den 1990er-Jahren aktiv an der Entstehung von Mailinglisten, Netzkunst und unabhängigen Medienpraktiken in der digitalen Kultur mitgewirkt. Zuletzt hat sie mit Filipa César an dem Film “Luta ca caba inda” gearbeitet, außerdem war sie an Filmen wie “Spell Reel” and “Conakry” (mit Grada Kilomba) beteiligt. In ihren Arbeiten geht es um Kunst, Gender, Diversität, Politik und Technologie. McCarty beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem radikalen Feminismus.

Zoë Claire Miller

Zoë Claire Miller kommt ursprünglich aus Boston (USA), heute lebt und arbeitet sie in Berlin. An der Universität Heidelberg hat sie Philosophie, Anthropologie und Romanistik studiert, bevor sie an die Universität der Künste in Berlin und die Kunstakademie Karlsruhe ging. 2010 schloss sie ihr Studium der Bildhauerei ab. Sie arbeitet heute als Künstlerin, Kuratorin und Veranstalterin. Miller hat 2012 den Berlin Art Prize mitbegründet, einen unabhängigen Preis für Künstler*innen in Berlin. Außerdem leitete sie von 2010 bis 2014 die Projekträume der Galerie Europa und des Salon Mutlu. 2015 war sie Mitglied der Initiative AG Zeit, die sich für eine Verbesserung der Kulturpolitik in Berlin einsetzte. Sie ist Vorstandsmitglied des bbk Berlin (Berufsverband bildender Künstler*innen). Als Bildhauerin arbeitet sie hauptsächlich mit Keramik und widmet sich Fragen der Zusammenarbeit, der Dinglichkeit und des Negativraums. Ihre Arbeiten wurden bereits international ausgestellt, 2017 erhielt sie ein Stipendium der Kulturabteilung des Berliner Senats.

Miz Korona & The Korona Effect

The Korona Effect ist die Band um die preisgekrönte Hip-Hop-Größe Miz Korona. Als anerkannte Hip-Hop-Künstlerin schreibt sie Texte, die sich mit der Gegenwart auseinandersetzen. 2009 gründete sie zusammen mit Piper Carter und DJ Invisible ein Kollektiv, das zu einer Bewegung wurde: die “Foundation of Women in Hip Hop”. 2010 brachte sie ihr Debütalbum “The Injection” heraus. Zu Koronas Band gehören die Musiker Kamau, DJ Invisible, Rain Man und Showtime. Kamaus Art, Bassgitarre zu spielen, zeichnet sich durch rhythmische, funkige und harmonische Melodien aus. DJ Invisible arbeitet seit 1992 als DJ und stand schon mit Xzibit, Obie Trice, Public Enemy und vielen anderen Künstler*innen auf der Bühne und hinter den Turntables. Der aus Detroit stammende Schlagzeuger der Band, Eric “Rain Man” Gaston, macht nicht nur selbst Musik, sondern arbeitet auch als Professor und Leiter der Abteilung Schlagzeug am Detroit Institute of Music Education. Der Keyboarder Brandon “Showtime” Bland ist auch als Sänger und Produzent tätig. Er kennt sich mit einer ganzen Bandbreite musikalischer Genres aus und tritt weltweit auf.

SDW e.V.

Unter dem Namen Schwarze Deutsche Welle (SDW e.V.) beschäftigen sich Joana Tischkau, Elisabeth Hampe, Anta Helena Recke und Frieder Blume mit der medialen Repräsentation Schwarzer Deutscher Musiker*innen, Moderator*innen und Entertainer*innen von den 1950ern bis heute. SWD e.V. ist die Konstruktion einer fiktiven kulturgeschichtlichen Bewegung sowie eines Genrebegriffs. In den nächsten Jahren entsteht ein performatives Archiv, das kontinuierlich weitergeführt wird. Tischkau ist Choreografin, Tänzerin und ihre Arbeiten “WHAT.YEAH.” und “TPFKAWY” präsentierte sie u.a. in der Danshallerne Kopenhagen, am Künstlerhaus Mousonturm sowie am Staatstheater Darmstadt. Dramaturgisch begleitet wurden diese Arbeiten von Hampe, die außerdem eigene Produktionen mit dem Fokus auf Sound- und Raumkonzepte entwickelt. Als Teil des Schwabingrad Balletts war Recke bereits 2017 am HAU Hebbel am Ufer vertreten. Ihre mit Schwarzen Darsteller*innen neu besetzte Kopie von Anna-Sophie Mahlers “Mittelreich”-Inszenierung wurde an den Münchner Kammerspielen produziert und zum Berliner Theatertreffen 2018 eingeladen. Blume ist DJ und Musikproduzent. Sein Album “Schleifen” wurde 2016 auf Σ Tonträger veröffentlicht. Seine Beschäftigung mit Populärmusik und ihrer sozialkritischen Einordnung führten ihn zur Mitarbeit an diversen Theaterprojekten. Gemeinsam waren die Künstler*innen Teil des flausen+young artists in residence Programms.

Sun Ra Sessions (Mike Huckaby, Richard Zepezauer, Lakuti)

Mike Huckabys “Sun Ra Reel-To-Reel Sessions” widmen sich dem Vermächtnis des einflussreichen Jazz-Komponisten, kosmischen Philosophen und Band-Frontmanns Sun Ra. Sie lassen nicht nur das klangliche Universum von Sun Ra wieder erklingen, sondern bearbeiten es auch mithilfe moderner experimenteller Electronica. 2011 begannen Richard Zepezauer und Mike Huckaby mit den ersten Sessions. Noch im selben Jahr veröffentlichten sie die “Mike Huckaby Reel-To-Reel Edits” auf dem Label Kindred Spirits. Seitdem hat eine kleine Anzahl ausgewählter Künstler*innen, darunter Pole, Thomas Fehlmann und Jimi Tenor, an den Sessions teilgenommen. Als Detroiter DJ, Produzent, Sound Designer und Pädagoge ist Huckaby wohl am besten für sein umfassendes musikalisches Wissen bekannt. Er produziert tiefgreifende und gefühlvolle House- und Techno-Musik für seine zwei Labels Deep Transportation und S Y N T H. Außerdem arbeitet er als Sound Designer und Lehrbeauftragter sowohl für Firmen wie Native Instruments und Ableton als auch für die in Detroit ansässige Stiftung Youth-Ville, die mit Jugendlichen arbeitet. Richard Zepezauer ist ein in Berlin lebender DJ und Produzent. Er hat an mehreren Projekten mitgewirkt, die klassische Musik in modernen Zusammenhängen inszenieren und dabei mit ungewöhnlichen klanglichen Texturen arbeiten. Sein eigenes Label n s y d e dient gleichzeitig als Plattform für Musik, die sich kaum in ein Genre fassen lässt. Hinzu kommt die House-Musik-DJ und Gründerin von Uzuri Artist Bookings & Management Lerato Khathi, besser bekannt unter dem Namen Lakuti. Sie steht für einen Sound, der stark von Soul, Funk, Jazz und Chicago House inspiriert ist.

Adrian Tonon

Adrian Tonon ist der Hoffnungsträger für viele Kreative in Detroit. Er arbeitet als “Director of Customer Service” und ist einer der Menschen in der Detroiter Verwaltung, die sich für ein Potenzial der vielen Freiräume der Stadt für die Kreativszene Detroits einsetzen. Er plädiert für eine Veränderung der Sperrstunde, damit sich in Detroit endlich eine Clubkultur entwickeln kann, die das musikalische Erbe der Stadt widerspiegelt. Zudem ist er Mitbegründer der Detroit Music Foundation.

25.05.2018, 17:43

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