Wir mussten wohl oder übel lernen, dass die großen Revolutionen nicht nur durch ihre Feinde von außen bedroht werden, sondern im Gegenzug auch nahezu sofort beginnen, sich nach innen in Lager aufzuspalten, die einander bekämpfen. Eine Gruppe gewinnt die Oberhand, es folgt Überwachung, politische Verurteilungen und Terror.
Und doch sehnen wir uns nach Veränderung, denn die Welt ist in einem üblen Zustand. Die Tage der Commune erzählt von einer „kleinen“ Revolution, beschränkt auf die Stadt Paris und eine Dauer von 72 Tagen. Wie tief wird an die Möglichkeit eines guten Ausgangs geglaubt! Wie verzweifelt wird auf eine bessere Zukunft gehofft! Wie innig wird die Vision einer gerechten Welt geliebt, wie hart darüber gestritten, wie diese neue Welt aussehen soll!
Am 28. Mai 1871 wurden die Kämpfer der Commune endgültig besiegt. Die deutsche und die französische Regierung, eben noch Erzfeinde, sorgten gemeinsam für die Niederschlagung des Aufstands. Tausende Männer, Frauen und Kinder wurden deportiert, in Gefängnisse gesteckt, etwa 7000 erschossen.
Der Glaube kann Berge versetzen? Liebe macht blind? Die Hoffnung stirbt zuletzt? „Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei; aber die größte unter ihnen ist die Liebe“, heißt es in der Bibel. Dabei wissen wir ja:
„Auch der Hass gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit Konnten selber nicht freundlich sein.“
– Bertolt Brecht aus „An die Nachgeborenen“