MADONNA
Aus unzähligen Federn von mindestens 13 verschiedenen Vogelarten bestehen die erhaben wirkende Madonna und der prächtige Hintergrund. Das Mosaik zeugt von der verwobenen spanisch-mexikanischen Geschichte, denn in dem Kunstwerk verschmilzt die vorspanische Federtradition mit einem christlichen Motiv.
Betrachtet man es aus einem bestimmten Blickwinkel, schillern die Kolibri-Federn des Mantels hell auf, das Bild erstrahlt in Blau-, Rot- und Gelbtönen. Ein beeindruckender Effekt, der wohl auch bei den Gläubigen nicht ohne Wirkung blieb. Einzig die unbedeckten Körperpartien der Maria, das sogenannte Inkarnat, wurden als gemalte Partien eingearbeitet.
DIE MADONNA AUS PÁTZCUARO
Gefertigt wurde das Bild in Pátzcuaro. Bis heute ist die Stadt im mexikanischen Bundesstaat Michoacán als Zentrum des Federhandwerks bekannt. In der dortigen Basílica de Nuestra Señora de la Salud findet sich eine Skulptur der Maria, die als Vorlage für das Mosaik gedient haben dürfte. Das handliche Federbildnis ermöglichte es den Gläubigen, ihre Madonna aus Pátzcuaro in ihr privates Zuhause mitzunehmen und zu Andachtszwecken zu verwenden.
Dass sich ein beinahe identisches Federbild im Museum von Tepotzotlán, Mexiko, befindet, gibt uns einen weiteren Hinweis auf die Verbreitung dieser möglicherweise sogar seriell produzierten Federmosaike als Votivbilder. Europäer haben sie wohl vor allem wegen ihrer exotischen Anmutung geschätzt. Bereits seit dem 17. Jahrhundert schickten Jesuiten derartige Federbildnisse aus den Missionen in die Heimat.
INDIGENES KUNSTHANDWERK UND CHRISTLICHE TRADITION
Das Federmosaik ist Zeugnis der verwobenen spanisch-mexikanischen Geschichte, denn in dem Kunstwerk verschmilzt die vorspanische Federtradition mit einem christlichen Motiv. Die handwerklich äußerst anspruchsvolle Kunst des Federmosaiks hat ihren Ursprung in der vorspanischen Tradition der Azteken: Sie waren berühmt für ihre mit Federn verzierte Kleidung und den prunkvollen Federkopfschmuck, der allein den Mächtigsten vorbehalten war. Federn galten als Ausdruck des politischen Einflusses.
Die Tradition derAmanteca, wie die aztekischen Federkünstler genannt wurden, lebt seit der Missionierung durch die Spanier in christlichen Motiven fort. Die Marienverehrung, vor allem in der Vorstellung der „Inmaculada“, der „Unbefleckten Empfängnis“, spielte eine entscheidende Rolle in der Christianisierung Amerikas durch die Spanier.
WEG NACH BERLIN
Alexander von Humboldt selbst brachte dieses Kunstwerk von seiner Amerikareise 1803/04 mit. Ein Brief belegt, dass er das „Federgemälde“ zusammen mit Gesteinsproben, Steinskulpturen und Medaillen nach Berlin schickte. Die Federmadonna ist ein Exponat des Ethnologischen Museums und wird zukünftig im 2. Obergeschoss des Humboldt Forums präsentiert.
Jetzt zu sehen in derGemäldegalerie am Kulturforum, zukünftig in den Museen im 2. OG im Humboldt Forum.