Kontrapunkt

Thema Das Programm setzt der "Kunst des Vergessens" das Theater als Schauplatz der Erinnerung entgegen. Als Ort, an dem verdrängte Konflikte zum Ausbruch kommen – um vielleicht gerade dadurch überwunden zu werden
»El Hotel« von Teatro la María / Foto: Marcos Ríos
»El Hotel« von Teatro la María / Foto: Marcos Ríos

Festival Internationale Neue Dramatik 2018

Vom 6. bis 22. April

Viele der in diesem Jahr eingeladenen Inszenierungen setzen sich mit dem Vergessen auseinander, sie versuchen, eine »Kunst des Vergessens« zu entwickeln.

Den Ausgangspunkt bildet der utopische Wunsch, Traumata durch eine gezielte Verwischung des eigenen oder des kollektiven Gedächtnisses zu überwinden. Doch der alte Menschheitstraum der Heilung durch Vergessen entartet schnell zum Schreckensszenario. Das Verdrängen der Vergangenheit führt zum ungewollten Wiederaufbrechen von Wunden, zum Verlust der persönlichen und kulturellen Identität.

Das institutionalisierte Vergessen, das eigentlich eine Wiederherstellung des Friedens ermöglichen soll – die Amnestie –, wird zum Freibrief für Leugnung von Verbrechen – zur gesellschaftlichen Amnesie. Im Zeitalter des Neoliberalismus bewirkt eine zynisch praktizierte »Kunst des Vergessens« die Löschung ganzer Bevölkerungsteile aus dem Diskurs: eines Heeres von »Vergessenen«, das sich allein auf dem Weg des Triumphs von Rechtspopulisten wieder in Erinnerung ruft.

Das FIND-Programm 2018 setzt der »Kunst des Vergessens« das Theater als Schauplatz der Erinnerung entgegen. Als Ort, an dem verdrängte Konflikte zum Ausbruch kommen – um vielleicht gerade dadurch einen Weg zu ihrer Überwindung zu weisen.

FIND plus

Das zehntägige Workshop-Programm »FIND plus« findet 2018 zum achten Mal statt. Es bringt dieses Jahr Schauspiel- und Regiestudierende aus Frankreich, Deutschland und Portugal zusammen. Die 75 Studierenden von Schulen aus Paris, Berlin und Lissabon treffen auf die Theatermacher_innen des Festivals, begleiten das Programm, und arbeiten in Masterclasses zusammen, die von geladenen Dozent_innen unterrichtet werden. Dazu stößt eine Klasse der New Yorker Tisch School of the Arts. In den vergangenen Jahren waren Studierende aus Kroatien, Palästina, Polen, Russland, Tunesien, der Türkei, Ungarn und Griechenland unsere Gäste bei dieser besonderen Begegnungsmöglichkeit für den Theaternachwuchs.

30.03.2018, 15:38

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