Die Geschichte hat uns wieder

Als der Kalte Krieg vor 30 Jahren endete und sich die Mauer zwischen den beiden Deutschlands öffnete, waren nicht wenige davon überzeugt, dass Konflikte, Grenzen und ideologische Gegensätze von nun an der Vergangenheit angehören würden. Das verheißungsvolle Gefühl, das "Ende der Geschichte" erreicht zu haben – ein Ausdruck des amerikanischen Politologen Francis Fukuyama – ging einher mit dem Versprechen auf Freiheit, Frieden und Wohlstand. Dass dieses Gefühl uns etwas vorgaukeln, dass das Versprechen trügen würde, wollte damals kaum jemand wissen. Jetzt, 30 Jahre nach 89, beobachten wir, wie alte Konflikte aufbrechen, sich neue Fronten bilden und der Wohlstand sich höchst ungleich verteilt. Die Geschichte hat uns wieder. Und muss, vielleicht, auch neu geschrieben werden – 30 nach 89: Mit Inszenierungen (u. a. Heiner Müllers „Philoktet“ und dem trinationalen Projekt „30.nach.89 – Talking About Your Generation“), Diskussionen, Lesungen und einem Schwerpunkt-Wochenende, widmet sich das Deutsche Theater Berlin im Oktober der deutsch-deutschen Geschichte und Gegenwart.