MARX IN LONDON
von Jonathan Dove
Uraufführung am 9. Dezember 2018 Opernhaus, Bonn
Anlässlich des 200. Geburtstags von Karl Marx entsteht am Theater Bonn mit MARX IN LONDON eine Oper aus der Feder des britischen Komponisten Jonathan Dove, die einen satirischen Blick auf das Leben des einflussreichen Philosophen und Gesellschaftstheoretikers wirft. Das Stück versucht jedoch gar nicht erst, direkt und unmittelbar Geist und Wesen des Marxismus mit den Mitteln der Oper zu ergründen, sondern beschreibt lediglich 24 Stunden im Londoner Leben des ständig mit Geldnöten konfrontierten und am Rande der wirtschaftlichen Legalität lavierenden Titelhelden im Jahre 1871.
Mit Jonathan Dove hat man einen der wichtigsten zeitgenössischen Komponisten Großbritanniens beauftragt, dem mit der Oper FLIGHT 1998 sein internationaler Durchbruch gelang. Es folgten eine Vielzahl von Neuinszenierungen und prominenter Uraufführungen seiner Stücke; unter anderem verbindet ihn durch Sir Simon Rattle eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmonikern, dem London Symphony Orchestra und dem Festival d’Art Lyrique d'Aix-en-Provence, in deren Rahmen 2015 seine Mitmach-Oper THE MONSTER IN THE MAZE in Koproduktion mit den Berlinern unter dem Dirigat von Rattle uraufgeführt wurde.
Der Anstoß zu dem Projekt kam von Regisseur Jürgen R. Weber, der in Chemnitz bereits Doves SWANHUNTER inszeniert hatte: „Vor einigen Jahren meinte Jürgen Weber zu mir, dass sich Marx’ häusliches Leben in London als Stoff für eine komische Oper perfekt eignen würde. Ich war direkt von der Idee begeistert, vor allem weil ich einer der wenigen Komponisten bin, die überhaupt komische Opern schreiben“, erzählt Dove. Bereits seit mehreren Jahren arbeitet er seitdem an dem Werk, das er eigens für das Opernensemble des Theater Bonn entwirft: „Ich habe mit einigen Sängerinnen und Sängern aus Bonn schon früh Teile der Oper ausprobiert. Das war sehr inspirierend und hilfreich für mich und seitdem hatte ich beim Schreiben ihre Stimmen im Ohr.“
Dazu Generalintendant Dr. Bernhard Helmich: „Wir suchen für Bonn neben dem klassischen Opernrepertoire immer auch nach unbekannten oder ganz neuen Stücken, denn wir haben festgestellt, dass es bei unserem Publikum eine große Entdeckungslust gibt. Die Idee, Marx auf die Opernbühne zu bringen, hat mich von Anfang an gereizt – zumal Bonn mit ihm ja eine Geschichte verbindet.“
Tatsächlich hatte Marx 1835 sein Jura-Studium an der Universität in Bonn aufgenommen, wo er „wegen nächtlichen ruhestörenden Lärmens und Trunkenheit“ aufgefallen war – Stoff für eine Komödie fände sich also auch direkt in der Bundesstadt. Noch wesentlich turbulenter als am Rhein ging es freilich für Marx an der Themse zu: Wir erleben, wie es ihm, um sein KAPITAL vollenden zu können, immer wieder am Kapital mangelt – die Vollstrecker der Gerichtsvollzieher stehen Schlange, der Versuch, das Tafelsilber seiner Ehefrau Jenny zu versetzen, scheitert, selbst nach einem gewonnenen Redenwettbewerb rinnt ihm das Geld durch die Finger. Kann der Freund (und ewige „Privatbankier“) Friedrich Engels helfen? Und: Warum wird er von einem deutschen Spion observiert?
Mit Charles Hart wurde außerdem ein vielfach ausgezeichneter Librettist gewonnen (u. a. wurde er 2004 für einen Oscar nominiert), der gemeinsam mit Regisseur Jürgen R. Weber das Libretto entwickelte.