Überschreibungen

Zum Stück Jonathan Meese, dessen individueller mythologischer Kunstkosmos eng mit Wagner verknüpft ist, hat nicht nur Bühnen- und Kostümbild entworfen, sondern debütiert hier auch als Regisseur einer großen Oper
Foto: Jan Bauer, Courtesy of Jonathan Meese
Foto: Jan Bauer, Courtesy of Jonathan Meese

MONDPARSIFAL BETA 9–23

(VON EINEM, DER AUSZOG DEN „WAGNERIANERN DES GRAUENS“ DAS „GEILSTGRUSELN“ ZU ERZLEHREN …)

Oper von Bernhard Lang nach Richard Wagners „Parsifal“
Eine Überschreibung für Stimmen, Chor und Orchester

Libretto von Bernhard Lang nach Richard Wagner
Musikalische Leitung: Simone Young
Regie, Bühne und Kostüme: Jonathan Meese

Schon Nietzsche sah in Wagner nicht den Seher einer Zukunft, wie er uns vielleicht erscheinen möchte, sondern den Deuter und Verklärer einer Vergangenheit. So ist die Wagner-Überschreibung „MONDPARSIFAL BETA 9–23“ auf der Bühne des Festspielhauses, die in der Alpha-Version bei den Wiener Festwochen im Juni Premiere feierte, kein nachschöpferischer Akt, sondern das Aufeinandertreffen mehrerer Künstler. Nachdem ihm die „Parsifal“-Inszenierung auf dem Grünen Hügel in Bayreuth verwehrt blieb, tat sich der Künstler Jonathan Meese mit dem Komponisten Bernhard Lang zusammen, um den Wagner-Mythos in ein weit entferntes Revolutionsjahr der Zukunft zu transportieren und so ein neues Werk entstehen zu lassen. Parsifal, Kundry, Klingsor und andere Protagonist*innen der mythischen Figurenwelt Wagners treffen auf eine von Wagner selbst wie auch von Fancy, Marlon Brando, Zardoz, dem Wicker Man und Barbarella bewohnte Mondbasis. Ein elektrisierter Eagle Transporter schwebt durchs Bild, die Gemeinschaft des Grals wartet immer noch unermüdlich auf dessen Enthüllung. Doch etwas hat sich mittlerweile grundlegend geändert.

Die Komposition von Bernhard Lang hält sich eng an das Libretto und die Struktur der Oper Wagners und schafft gleichzeitig einen neuen Klang- und Bedeutungskosmos jenseits des Bühnenweihfestspiels. Lang zerlegt einige Motive der Wagner-Oper in kleinste Teile, um diese zu einem neuen Ganzen zusammenzusetzen, scheinbar in die Unendlichkeit zu loopen oder um andere Klangwelten zu erweitern. Jonathan Meese, dessen individueller mythologischer Kunstkosmos eng mit Wagner verknüpft ist, hat nicht nur Bühnen- und Kostümbild entworfen, sondern debütiert hier auch als Regisseur einer großen Oper, die er unter Einsatz des Klangforums Wien und des Arnold Schoenberg Chors unter der Leitung von Simone Young auf die Bühne des Festspielhauses bringt. Er kommentiert das Geschehen fortlaufend auf einer eigenen künstlerischen Übertitelspur und gestaltet während der Aufführungen live die Verwandlungsszenen des 1. und 3. Aktes, die den Weg Parsifals in den Tempel der Gralsgemeinschaft zeigen.

Gerahmt werden die Aufführungen durch eine exklusive Installation, für die Jonathan Meese die Foyers und einige weitere Räume des Festspielhauses als zukünftige Version seines eigenen grünen Hügels inszeniert. Denn: „Nur Kunst zukunftet Freiheit!“

29.09.2017, 05:52

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