Zwei gravierende Taten der Menschheit stehen im Fokus des Programms: der Kolonialismus mit seiner noch immer spürbaren Folgen, und die Ausbeutung der Natur an der Schwelle zur Selbstvernichtung. Schon in den Welterklärungen der Religionen und der nordischen Mythen ist von den Ursprüngen des Menschen in der Natur und seiner Machtergreifung die Rede („Die Edda“). Zwei andere Abende denken das Thema Mensch-Natur dystopisch nach vorn: „Arctic“ erzählt, wie das mittlerweile eisfreie Grönland längst von Ölfirmen aufgekauft ist und eine Innuit Vergeltung übt. „Farm Fatale“ zeigt Vogelscheuchen im agrikulturellen Widerstand gegen das Artensterben. Deutlich optimistischer ist „Zugvogelmusik“ – eine vitale Liebeserklärung an die migration birds.
Wie geht postkoloniale Selbstbestimmung? Die Thalia Eigenproduktion „Hereroland“ sucht 115 Jahre nach dem deutschen Völkermord in Namibia den Dialog. „Reverse Colonialism!“ überspringt witzig und unterhaltsam ethnische Kartographien und „Die Verlobung in St. Domingo“ übermalt gedanklich kühn den alten Heinrich von Kleist.
Sind Mauern eine Strategie, um uns abzuschotten gegen den Süden? Der Mexiko-Schwerpunkt („Amarillo“ und „Andares“) erzählt von den verheerenden Folgen der tausende Kilometer langen Mauer gegen Mexiko. Abschottung oder Öffnung gegenüber Flüchtlingen ist auch eine europäische Frage, die Lösung aber eine andere: Müssten nicht Krieg und Gewalt, wie in der griechischen Orestie, beispielsweise auch im Nahen Osten durch Versöhnung und Gerechtigkeit überwunden werden können („Orest in Mossul“)?
Gastspiele, Ausstellungen, Diskussionen, Lectures, Konzerte und Begegnungen – drei Wochen volles Programm mit den Lessingtagen.
Zum Programm der Lessingtage 2020 am Thalia Theater Hamburg
Die Lessingtage 2020 werden unterstützt von: Hamburger Behörde für Kultur und Medien, Hamburger Volksbank, K.S. Fischer Stiftung, mare, Rudolf Augstein Stiftung, Rusch Stiftung, Stiftung Mara und Holger Cassens, Thalia Freunde, Udo Keller Stiftung Forum Humanum.
Projektförderer: Auswärtiges Amt, Fonds TURN der Bundeskulturstiftung, Goethe-Institut.