Wie kam es zu der Idee für diesen Film?
Eric Toledano: „Alles außer gewöhnlich“ ist das Ergebnis eines 20 Jahre andauernden, kontinuierlichen sozialen Engagements unsererseits. 1994 arbeiten wir als Betreuer in einem Ferienlager und ich musste eine Prüfung ablegen, die sogenannte „BAFD“, ablegen, um eine offizielle Genehmigung zur Betreuung der Minderjährigen zu erhalten. Dadurch habe ich Stéphane Benhamou kennengelernt, der 1996 den Verein „Le Silence des Justes“ (dt.: „das Schweigen der Gerechten“) gründete. Dieser hat sich auf die Aufnahme und Integration autistischer Kinder und Jugendlicher spezialisiert. Stéphane und ich haben uns anschließend aus den Augen verloren. Dann aber nahm er sich eines Mitglieds aus meiner Familie, das autistische Verhaltensweisen zeigte, an. Eines Tages haben Olivier und ich beschlossen, die Ferienkolonie in den Bergen, die Stéphane damals leitete, zu besuchen. Wir waren zutiefst beeindruckt von der Energie und der Menschlichkeit, die er und seine Mitarbeiter ausstrahlten. Die Chemie, die sich zwischen den jungen Pflegekräften und den jungen Menschen mit ihrem Handicap entwickelte, war total überwältigend.
Olivier Nakache: Kurze Zeit später benötigte Stéphane einen kurzen Imagefilm, mit dem er hoffte, an Sponsoren herantreten zu können. Denn es war nicht einfach für ihn, genug Unterstützer für die Arbeit seines Vereins zu finden. Wir sind also beide mit unserer kleinen Kamera nach Saint-Denis gefahren - genau an jenen Ort, an dem wir 20 Jahre später „Alles außer gewöhnlich“ gedreht haben. Dort trafen wir einen jungen Erzieher, Daoud Tatou, der sich um die jungen Autisten kümmerte. Diese erneute Begegnung mit den autistischen Kindern und ihren Betreuern hat sich tief in uns eingebrannt.
E.T.: Wir fanden das Umfeld, in dem Stéphane arbeitete, sehr spannend und überlegten, ob sich seine Geschichte nicht verfilmen ließe. Aber wir waren damals Anfänger im Filmbusiness und ich muss ganz offen eingestehen, dass wir damals nicht über die Mittel verfügten, um ein derart komplexes Thema filmisch umzusetzen. Das hat uns aber nicht daran gehindert, mit Stéphane und Daoud Tatou in Verbindung zu bleiben und eine Freundschaft zu ihnen aufzubauen. Vor vier Jahren schlug uns Canal+ vor, einen 26-minütigen Film über ein Thema unserer Wahl zu machen. Wir beschlossen, einen Dokumentarfilm über die Arbeit von Stéphane und Daoud mit dem Titel „Man müsste einen Spielfilm daraus machen“ zu drehen.
O.N.: Daoud hatte mittlerweile die Leitung des Vereins „Le Relais IDF“ übernommen. Diese Organisation kümmert sich um junge Autisten, bemüht sich aber gleichermaßen um die soziale und berufliche Wiedereingliederung junger Menschen aus Brennpunkt-Vierteln. Tatsächlich haben wir die Idee eines Spielfilms über Stéphane und Daoud in den vergangenen Jahren nie verworfen. Der jahrelange Kontakt zu den beiden hat unsere Sensibilität für die Situation für Menschen mit Handicap geschärft und zum Entstehen eines Films, den wir in einer Reihe mit „Ziemlich beste Freunde“ sehen, beigetragen. „Alles außer gewöhnlich“ ist wahrscheinlich die Summe aller Themen, die man aus unseren anderen Filmen kennt: Die Beobachtung einer Gruppe bei der Arbeit wie in „Hilfe, Ferien“, die Bedeutung von sozialem Engagement für die Gesellschaft wie in „Heute bin ich Samba“ und die Entwicklung einer Beziehung zwischen zwei Menschen wie in „Ziemlich beste Freunde“ und „Zwei ungleiche Freunde“.
E.T.: Unsere Filme erzählen immer von wenig wahrscheinlichen Begegnungen. In dem Fall hat das aber eine besondere Dimension: Wie gelingt es Menschen, die nicht oder wenig kommunizieren und als außerhalb der Norm stehend betrachtet werden, andere Menschen zum Kommunizieren zu bringen, die als „normal“ betrachtet werden, aber ihrerseits nicht mehr kommunizieren? Der von Stéphane Benhamou gegründete Verein und seine einzelnen Divisionen ist ein Schmelztiegel aus Kulturen, Religionen, Identitäten und Werdegängen, die nicht immer geradlinig sind. Von dieser Art der Gemeinschaft sollte sich manch einer inspirieren lassen.
Wie sind Sie ab dem Augenblick, als Sie beschlossen, Ihren Spielfilm tatsächlich zu drehen, weiter vorgegangen?
E.T.: Zwei Jahre lang haben wir die Arbeit der beiden Vereine „Le Silence des Justes“ von Stéphane Benhamou und „Le Relais Île-de-France“ von Daoud Tatou, die sich seit dem Jahr 2000 um Jugendliche ab 14 Jahren mit schweren autistischen Verhaltensauffälligkeiten bemühen, intensiv begleitet und beobachtet. Die Szenen des Films – inklusive derjenigen, in der Valentin ausreißt – haben sich alle so in der Realität zugetragen. Wir haben darauf geachtet, dass wir in „Alles außer gewöhnlich“ nicht nur Verständnis für die Autisten und ihre Pflegekräfte wecken, sondern auch für die Eltern, Ärzte, Gesundheitsfunktionäre und die IGAS (Inspection Générale des Affaires Sociales, das Sozialamt). Das Gesundheitssystem in Frankreich ist extrem komplex: Es gibt zum Beispiel eine Menge unverständlicher Abkürzungen wie ARS, MDPH, IME, USIDATU.
O.N.: Unsere Idee war es auch, beim Dreh mit echten Betreuern und Autisten zusammenzuarbeiten. Realität und Fiktion verschwimmen in ALLES AUSSER GEWÖHNLICH immer wieder: Dadurch gelingt es, den Blick auf die inneren Konflikte unserer Figuren zu richten und ein Gespür für ihren Alltag und ihre Probleme zu entwickeln.
Sie legen mit der Kamera auf der Schulter los, als wollten Sie dem Publikum die Dringlichkeit des Themas ganz nahe nahebringen ...
E.T.: Der Zuschauer soll den Beginn des Films wie eine Art Überfall erleben. Bruno und Malik, die beiden Betreuer der autistischen Kinder, sind permanent in Bewegung, da es an allen Ecken und Enden in ihrer Umgebung brennt.
O.N.: Die Mitarbeiter ihrer Organisationen sind Retter in der Not, und das rund um die Uhr. Diese Notfallbereitschaft hat ihren Sinn und wir wollten die Zuschauer von Anfang an dafür sensibilisieren. Die Musik dieser Anfangsszene erinnert übrigens an das Geräusch eines EKG.
Fast zufällig bekommt man mit, dass Bruno (Vincent Cassel), die Figur, die sich an Stéphane Benhamou anlehnt, jüdisch ist. Ebenso wie man später erfährt, dass sein Alter Ego Malik (Reda Kateb), der die Rolle von Daoud Tatou spielt, Moslem ist. Sie lassen sich über diese Thema aber gar nicht weiter aus...
E.T.: Innerhalb dieser Organisationen tritt das Religiöse oder die Identität zugunsten des Menschlichen in den Hintergrund. Das hat uns von Anfang an fasziniert. Es herrscht eine Offenheit, ein Blick für den anderen, die in unserer Gesellschaft oft fehlt.
Weil es nicht anders möglich ist, umgeht Bruno gewisse Regeln, indem er seinen Autisten Wohnungen für die Nacht zur Verfügung stellt und noch nicht diplomierte Pflegekräfte in seinen Organisationen beschäftigt...
O.N.: Weil er den legalen Weg verlässt, steht er unter ständiger Beobachtung. In unserer Gesellschaft findet der Informationsfluss in Bezug auf den Umgang mit denjenigen Kindern, die Bruno betreut, an vielen Stellen nicht mehr statt. Ein Grund mehr für Bruno, zu handeln.
E.T.: Es geht in „Alles außer gewöhnlich“ vor allem darum, wie man das, was außerhalb bzw. innerhalb der Norm steht, definiert. Indem man die angebliche Norm wie Bruno und Malik immer wieder hinterfragt, definiert man sie neu. Wir leben in einer Zeit, in der ziviler Ungehorsam auf dem Vormarsch ist. Grenzüberschreitungen können chaotisch ablaufen, aber auch sehr bereichernd sein. Wir liefern mit „Alles außer gewöhnlich“ keine Antworten und haben auch keine Message, die wir dem Zuschauer mit auf den Weg geben wollen. Für uns ist es wichtig, mit einem Film Fragen aufzuwerfen.
Warum haben Sie Vincent Cassel und Reda Kateb für die Figuren Bruno und Malik gewählt?
E.T.: Wir sind seit langer Zeit Fans der beiden Schauspieler. An Vincent bewundern wir seine Wandlungsfähigkeit und seine Bereitschaft, sich seine Figuren in ihrer Mimik und Gestik komplett einzuverleiben. Und dann gefiel uns der Gedanke, ausgerechnet ihn einen Mann spielen zu lassen, der kein besonderes Glück bei den Frauen hat. Reda Kateb bewies in jedem seiner bisherigen Filme ein sehr feines Gespür für seine Charaktere – er ist darüber hinaus ein sehr charismatischer Mensch und die Darstellung seiner Figuren ist immer realitätsnah.
Wie haben Sie die Rollen mit den beiden Schauspielern erarbeitet?
O.N.: Wir trafen sie getrennt und erklärten ihnen, dass wir eine Idee zu einem Film haben, es aber noch kein Drehbuch gibt und wir gerne zwei Stunden mit ihnen in einer sozialen Organisation verbringen würden. Denn uns war bewusst, wie viel bereits eine Anwesenheit von wenigen Minuten bei „Le Silence des Justes“ oder bei „Relais IDF“ in einem Menschen auslösen kann. Reta Kateb und Vincent Cassel haben sich auf unseren Vorschlag eingelassen und uns am selben Abend ungefähr dieselbe Nachricht geschickt: „Wir brauchen kein Drehbuch, um mit Ihnen an diesem Abenteuer weiterzuarbeiten.“
Im Film bringt Malik (Reda Kateb) seinen Pflegekräften Höflichkeit, französische Sprache und Pünktlichkeit bei ...
O.N.: Er vermittelt ihnen, wie wichtig eine umfassende Ausbildung ist. Er ist intelligent, hat einen sehr guten Instinkt und eine große Klappe. Durch sein Engagement ermöglicht es seinen Pflegekräften nicht nur, einer festen Arbeit nachzugehen, sondern bringt ihnen auch bei, wie sie sich Respekt in der Gesellschaft erarbeiten können und darin ihren Platz finden können.
Die jungen Pfleger in Ihrem Film kommen zum großen Teil aus verschiedenen gesellschaftlichen und sozialen Schichten, die in all Ihren Filmen eine große Rolle spielen.
O.N.: Die gelebte soziale und gesellschaftliche Vielfalt ist einer der wesentlichen Bestandteile der Organisationen wie „Le Silence des Justes“. Die Pfleger, die zum großen Teilen aus sozialen Brennpunkten stammen, sind oft mit viel Gewalt aufgewachsen und nehmen diese daher seitens der Autisten hin, ohne sie im Gegenzug selbst gegen sie anzuwenden. Und für jemand, der sich in der französische Gesellschaft schwer tut mit der Anerkennung der eigenen Person, bedeutet es sehr viel, als Pfleger arbeiten zu können. Wir haben übrigens unter den Protagonisten unseres Films einige echte Schauspieltalente entdeckt!
So wie Bryan Mialoundama, der Dylan spielt?
O.N.: Wir haben beim Casting sofort gespürt, wie authentisch er seine Rolle verkörpert. Er erinnerte uns an die neuen Pfleger und den Moment, in dem sie zum ersten Mal auf Stéphane oder Daoud treffen.
E.T.: In der Figur Dylan findet sich der Zuschauer am meisten wieder.
Wie haben Sie die autistischen Kinder und Jugendlichen gefunden, die im Film mitspielen?
E.T.: Wir sind in Paris auf den Verein „Turbulences“ gestoßen - eine Künstlerkompanie, die mit Menschen zusammenarbeiten, die autistische Verhaltenszüge aufweisen oder unter besonderen Kommunikationsstörungen leiden. Diese Hilfsorganisation ist in einem Zelt an der Porte d’Asnières ansässig und wir haben den Verantwortlichen vorgeschlagen, dort eine Theaterwerkstatt einzurichten. Dort haben wir Benjamin Lesieur getroffen, der Joseph spielt. Er verfügt über ein anziehendes Wesen, sprach aber nicht oder kommunizierte nur sprunghaft, indem er die Namen französischer Sänger aufzählte oder mehrmals hintereinander dieselbe Frage stellte: „Wie soll das Wetter heute Abend werden?“ Wir haben schnell gemerkt, dass ihm die Arbeit in der Werkstatt Spaß macht. Und dann sind wir auf einmal mit ihm umgegangen wie mit jedem anderen Schauspieler auch: Wir haben ihm die Rolle angeboten. Seine Eltern haben uns gewarnt, dass es kompliziert werden würde, dass er nie eine Krawatte, einen Gürtel oder Socken tragen würde und dass er es nicht erträgt, auf der Haut oder an den Haaren berührt zu werden. Während der 25 Drehtage haben wir ihm eine Krawatte umgebunden, einen Gürtel angelegt und Socken angezogen, ihn geschminkt und frisiert. Wir haben gemerkt, dass Benjamin die Ausstatter unseres Films sehr gern mochte – besonders die Kostümbildnerin Marine. Den Ausstattern, ihrer Sanftheit und ihrem psychologischen Verständnis, ist es zu verdanken, dass er die Kleider trug, die er tragen sollte. Marine spielte plötzlich Brigitte, die junge Angestellte des Unternehmens, in dem Joseph arbeitet. Sie war perfekt in ihrer Rolle.
O.N.: Im Lauf der Aufnahmen baten wir Benjamin: „Mach dies noch mal, geh noch mal auf deinen Platz zurück, los, wir machen das noch mal“, und er setzte die Anweisungen genauso wie professionelle Schauspieler perfekt um. Im Gespräch mit Ärzten merkten wir, dass das Filmemachen einen sehr autistischen Wiederholungsprozess mit sich bringt: Es gibt einen festen Rahmen und alles wiederholt sich immer wieder. Wir haben den gesamten Dreh auf Benjamin zugeschnitten. Wir zeigten ihm die Kulisse, ehe wir drehten, und probten die Szenen mit ihm. Er sagte alles, was er wollte, legte manchmal den Kopf auf die Schulter eines Technikers. So erlebten wir eine „Mise en abyme“: Eine Spiegelung der Geschichte, die wir erzählten.
E.T.: Er wurde schnell unser Freund und wir haben ihm sogar Sachen abgeschaut. Die Replik „Ich bin unschuldig!“ zum Beispiel kommt von ihm. Er liebte es, manche Dialoge in Endlosschleife zu wiederholen, und ein paar davon haben wir beibehalten, wie: „Wir haben es fast geschafft!“ Alle haben Benjamin während der Dreharbeiten ins Herz geschlossen, und die Tanzszene hat die gesamte Technikmannschaft zutiefst bewegt.
Und Marco Locatelli, der als Valentin in „Alles außer gewöhnlich“ zu sehen ist?
E.T.: Sein Bruder leidet an einer schweren Form von Autismus. Marco ist erstaunlich reif und hat sich fürs Casting gemeldet, ohne jemanden darüber zu informieren. „Ich habe einen kleinen Bruder, der Autist ist, wenn ich in diesem Film mitspiele, könnte mir das vielleicht helfen, ihm näherzukommen, ihn zu lieben“, meinte er, als wir ihn zum ersten Mal trafen. Er hat sehr überzeugende Probeaufnahmen und wir sprachen vor dem Dreh mit seiner Mutter, die uns sagte: „Ich vertraue Ihnen beiden voll und ganz. Marco wird selbst darüber entscheiden, ob er in diesem Film mitspielen möchte, oder nicht“.
An mehreren Stellen versuchen Sie, uns Valentins Empfindungen als Autist auf sehr sinnliche Art und Weise nahezubringen...
O.N.: Man kann nicht darstellen, was Autisten fühlen oder sehen. Aber wir sind uns sicher, dass sich diese Kinder auf bestimmte Geräusche konzentrieren. Manche von ihnen beruhigen sie, andere regen sie auf. Es handelt sich um eine Übersensibilität des Gehörs, die man Hyperakusis nennt. Wir wollten versuchen, das ohne zu große Effekte darzustellen, um die Welt aus Valentins Perspektive und durch seine subjektive Brille zu sehen.
E.T.: Wir mussten uns seine Realität vor Augen führen: Er verlässt das Krankenhaus, nachdem er dort sechs Monate eingeschlossen war. Alle Ärzte haben uns vorgewarnt: Man geht nicht einfach so raus, man muss das nach und nach üben. Deshalb entscheidet Malik (Reda Kateb), Valentin Dylan als Pfleger zur Seite zu stellen. Der Trick besteht in der 1:1-Betreuung. Trotz Dylans Ungeschicklichkeit entsteht plötzlich eine wahnsinnige Chemie zwischen Valentin und ihm, die beeindruckend ist.
Gab es schwierige Phasen am Set?
O.N.: Ja, und die mussten wir handeln, damit unser Film so authentisch wie möglich wird. Das bedeutete, das wir viel improvisiert haben - vor allem in den Gruppenszenen wie zum Beispiel auf der Eisfläche. Drei Kameras waren ständig im Einsatz, um alles, was um sie herum geschah, aufnehmen zu können.
Hélène Vincent spielt Benjamins Mutter, die um ihre Fassung ringt ...
E.T.: Mit Hélène verbindet es uns eine lange Geschichte, die mit „Samba“ ihren Anfang nahm. Diese Schauspielerin kann einerseits sehr bewegend in einem Film spielen und in einem anderen eine sehr komische Seite von sich zeigen. Sie ist sozusagen eine Schauspielerin „außerhalb der Norm“! Die Sätze, die Hélènes Figur sagt, haben wir oft aus dem Mund von Eltern autistischer Kinder gehört: „Was wird aus ihnen werden, wenn ich nicht mehr da bin?“ Wenn die Diagnose Autismus gestellt wird, haben Eltern keine Minute Zeit, an die Zukunft zu denken – für sie zählt nur die Gegenwart. Die Welt ist auf einmal zweigeteilt: In diejenigen, die einem helfen, und diejenigen, die einen nicht mal mehr anschauen.
Sie beiden sagen oft: „Hinter dem Lachen verbirgt sich das Weinen“. In diesem Fall könnte man diese Aussage fast umkehren und sagen: „Hinter dem Weinen verbirgt sich das Lachen“.
E.T.: „Komödie“ – das bedeutet für mich manchmal kostümierte Traurigkeit. Humor zu produzieren, ist auch eine Sache außerhalb der Norm. Anders gesagt: Man muss den Bereich des Normativen verlassen und manche Situation vielleicht weniger dramatisch darstellen, um Abstand dazu zu gewinnen.
Wie in „Das Leben ist ein Fest“ endet „Alles außer gewöhnlich“ mit einer sehr poetischen Szene ...
O.N.: Diese Szene unterstreicht das Hauptthema des Films am besten: Die Umstände sind hart, aber die Poesie, die Bewegung und die Musik gewinnen die Oberhand. Am Ende seiner Choreographie kehrt Joseph zum Mittelpunkt des Kreises zurück, um den er herumtanzt. Als er da allein im Licht steht, verkörpert er ganz und gar den Kampf, dem sich unsere Figuren jeden Tag wieder aufs Neue stellen müssen. Es war uns sehr wichtig, diese Kinder, diese Jugendlichen, diese Erwachsenen, die man im Film sieht, ins Zentrum zu stellen, um sie nicht aus dem Blick zu verlieren und aus unserem Alltag auszuschließen.
E.T.: Benjamin ist ein echter Poet. Jeder aus der Gruppe der Autisten um ihn herum befindet sich in seiner eigenen Welt, aber sie gehören doch alle zusammen. In dem Moment, als ihr Betreuer Bruno massiv in die Enge getrieben ist und vielleicht seine Einrichtung schließen muss, sieht er seine jungen Leute tanzen und ist ergriffen. Im Grunde beschreibt das sehr gut unsere Gefühle, die wir bei der Vorbereitung der Dreharbeiten und während des Drehs selbst durchlebt haben.