Inhalt
New York City, Frühjahr 1978. Irving Rosenfeld (Christian Bale) steht in einem Hotelzimmer vorm Spiegel und klebt sich sein Toupet aufs schüttere Haupt. Anschließend legt er die langen Seitenhaare quer darüber. Gut sieht das nicht aus, aber das darf man ihm nicht sagen, da reagiert er empfindlich. Vor allem Richie DiMaso (Bradley Cooper) sollte besser die Klappe halten. Irving hat ihn schon länger im Verdacht, eine Affäre mit seiner Geliebten Sydney Prosser (Amy Adams) zu haben. Aber jetzt müssen sich alle gefälligst mal am Riemen reißen, denn gleich geht hier im Hotel eine geheime FBI-Aktion über die Bühne, bei der Camdens Bürgermeister Carmine Polito (Jeremy Renner) mit einem Koffer voller Geld der Korruption überführt werden soll. Doch den Deal verbockt in letzter Minute ausgerechnet Richie, der übereifrige FBI-Agent. Wie konnte es nur so weit kommen?
An Irving kann es nicht liegen, denn er hatte schon als Junge in den Fünfzigern begriffen, wie man es mit kleineren und größeren Betrügereien weiterbringt. Mit einem kleinen Waschsalon hatte er sich eine bürgerliche Fassade aufgebaut, hinter der er mit allerlei dubiosen Geldgeschäften ein äußerst bequemes Auskommen hatte. Das hilft ihm auch bei den Frauen, denn mit Plauze und Glatze ist er nicht gerade der attraktivste Kerl. Als er auf einer Party die hübsche Sydney kennenlernt, ist er sofort begeistert. Frisch vom Land nach New York gezogen, will Sydney hoch hinaus.
Schnell schafft sie es in die Belegschaft des Cosmopolitan-Magazins. Doch als ihr Irving nicht nur die sündhaft teuren Abendkleider aus seiner Wäscherei zu Füßen legt, sondern auch die eigentliche Quelle seines Einkommens verrät und ihr ein Leben in Saus und Braus anbietet, sieht Sydney ihre Chance gekommen. Die beiden werden ein Paar, beruflich und privat, und erweitern ihren Einsatzbereich beträchtlich. Aus dem amerikanischen Provinzgirl Sydney wird die englische Lady Edith mit angeblichen Bankkontakten nach London und gemeinsam ziehen sie mit der Story und falschen Krediten armen Schuldnern die letzten Dollar aus der Tasche. Auch der Handel mit gefälschten Kunstwerken blüht prächtig. Ihr Glück hat nur ein klitzekleines Manko: Irving ist verheiratet. Und obwohl er Sydney immer wieder verspricht, sich scheiden zu lassen, hat er die Rechnung ohne seine unberechenbare Frau Rosalyn (Jennifer Lawrence) gemacht. Denn die leicht psychotische Diva hält gar nichts von einer Trennung, dafür genießt sie das sorgenfreie Leben als nichtpraktizierende Hausfrau viel zu sehr. Und dann ist da ja auch noch der uneheliche Sohnemann Danny, den Rosalyn zwar in die Ehe mitgebracht hat, den Irving aber wie sein eigenes Kind liebt.
Als Irving und Sydney wieder einmal einen kleinen Fisch am Haken haben, den sie dank Sydneys Charme ausnehmen können, entpuppt sich dieser als getarnter FBI-Agent Richie DiMaso (Bradley Cooper). Er lässt ihre dubiosen Kreditgeschäfte gnadenlos auffliegen. Doch statt sie hinter Gitter zu bringen, schlägt der ehrgeizige Ermittler ihnen einen Deal vor: sie sollen als Lockvögel die Politprominenz von New Jersey in eine Falle locken. DiMaso vermutet hinter den weißen Westen Mafiaverbindungen und Korruption im großen Stil. Panisch fleht Sydney Irving an, mit ihr nach Europa zu fliehen, doch der will seinen Ziehsohn nicht zurück lassen. Schließlich lässt sie sich auf den Deal ein, aber nur unter der Bedingung, DiMaso mit Irvings Einverständnis zu verführen. Ihr Plan: Den Bullen derart um den Finger zu wickeln, dass dieser blind vor Liebe, beide unbeschadet aus dieser Nummer wieder entlässt.
DiMaso hat es derweil vor allem auf den Bürgermeister von Camden, Carmine Polito (Jeremy Renner) abgesehen, dessen großer Traum es ist, die marode Casino-Metropole Atlantic City wieder auferstehen zu lassen. Politos Saubermann-Image hält der FBI-Hitzkopf allerdings für eine einzige Lüge. Deshalb wird Irving auf den Bürgermeister angesetzt. Und so kommt es schließlich zu dem Geschäftstreffen im Hotel, das den Politiker der Bestechlichkeit überführen soll. Doch das geht gehörig schief.
Also nimmt Irving die Sache selbst in die Hand, führt Polito und dessen Frau chic zum Essen aus, seine Ehefrau Rosalyn notgedrungen im Schlepptau. Die zwitschert sich im Laufe des Abends zwar gehörig einen an und schlägt deshalb über die Stränge, aber mit ihrer schrägen Art punktet sie bei den Politos. Und Irving stellt fest, was für ein netter, gutmütiger Kerl der Bürgermeister eigentlich ist. Frustriert über Irvings Alleingang ruft Sydney währenddessen bei Richie an und überredet ihn, mit ihr einen draufzumachen. Wenig später, auf dem Dancefloor der Disco funkt es endgültig zwischen den beiden und als sie sich zusammen knutschend auf dem Klo wiederfinden, ist klar: keine Spielchen mehr, was zwischen uns passiert, ist echt!
Trotz erheblicher Zweifel macht Irving widerwillig bei einer zweiten, weitaus größeren Undercover-Aktion mit, um nicht nur den Bürgermeister, sondern auch die eigens aus Florida angereisten Mafiosi mithilfe eines falschen Scheichs in flagranti zu erwischen. Als Scheich hat DiMaso allerdings einen mexikanischen FBI-Kollegen angeheuert, der nicht nur wegen fehlender Arabischkenntnisse schnell die Zweifel von Mafiaboss Victor Tellegio (Robert De Niro) auf sich zieht. Inzwischen bandelt die frustrierte Rosalyn, die keinen blassen Schimmer von den geheimen Operationen ihres Mannes hat, spontan mit dem ebenfalls aus Florida angereisten aalglatten Gangster Pete Musane (Jack Huston) an.
Als kurz darauf der übereifrige Agent DiMaso endlich einen großangelegten Deal beim FBI durchgesetzt hat, um das korrupte Netzwerk ein für alle Mal auffliegen zu lassen, plaudert Rosalyn beim intimen Lunch mit Mafioso Musane die Pläne aus und droht damit, die gesamte Operation zum Platzen zu bringen...
Produktionsnotizen
AMERICAN HUSTLE ist der Höhepunkt einer dreiteiligen Filmreihe von Regisseur David O. Russell, die mit THE FIGHTER begann, fortgesetzt wurde mit SILVER LININGS und die jetzt mit AMERICAN HUSTLE ihren krönenden Abschluss findet. Russell erzählt in allen seinen Filmen von Charakteren, die versuchen, ihr Leben zu ändern, indem sie sich neu erfinden. "Diese Filme handeln von Menschen, deren Leben nicht so verlaufen sind, wie sie es sich vorgestellt oder geplant hatten", erklärt er. "Diese Typen sind zwar extrem liebenswert, aber sie haben auch etwas Herzzerreißendes an sich. Sie sind auf der Suche nach sich selbst, nach dem Sinn des Lebens und nach Liebe. Das Selbstbild dieser Figuren ist ein einziger Scherbenhaufen. Sie fragen sich nicht nur, was noch kommt, sondern auch, was das Leben wieder lebenswert macht und ob sie jemals wieder lieben können. Mir ist es sehr wichtig, dass alle Figuren Leidenschaft besitzen. Genauso wichtig ist mir ihr Durchhaltevermögen und das sie für ihre Träume kämpfen, Höhen und Tiefen durchleben und am Ende erstarkt hervorgehen. Es ist eben kein Klischee, wenn es, wie Irving im Film sagt, von Grund auf gelebt ist."
Im Kern ist AMERICAN HUSTLE eine große Liebesgeschichte zwischen Irving Rosenfeld und Sydney Prosser, die zugleich Seelenverwandte und Geschäftspartner sind. "Die Liebe zwischen den beiden gibt ihnen eine besondere Kraft, die jeder bestätigen kann, der selbst jemals wirklich geliebt hat", sagt Russell. "Wenn man liebt, spürt man, dass man mehr als die Summe der Teile ist – etwas Göttliches passiert mit einem. Für mich handelt der erste Teil des Films davon, wie sich diese beiden verlieben und einander verehren. Und der Zuschauer verliebt sich in ihre Leidenschaft für das Leben. Und dann fangen die Probleme an. Irving und Sydney müssen sich neuerfinden, um zu überleben. Und wenn sie das tun, was geschieht dann mit ihrer Liebe?"
Tatsächlich ist der Film in vielerlei Hinsicht romantisch. "Es geht um Irvings und Sydneys Liebe füreinander, um die kurze Liebelei zwischen Richie und Sydney und auch um die fast erloschene Leidenschaft zwischen Irving und Rosalyn in ihrer gescheiterten Ehe. Es gibt die Freundschaft zwischen Irving und Carmine, und Carmines Ehe mit Dolly. Und natürlich ist Irving als Gauner auf eine gewisse Weise auch romantisch – er hat eine Gabe die Leute zu verzaubern, sie dazu zu bringen, zu glauben, zu wollen und zu träumen.", so Regisseur Russell.
"Die Idee des Betrugs durchdringt jeden Aspekt des Films", ergänzt Produzent Charles Roven. "Wen hauen Irving und Sydney übers Ohr – den Typen, dem sie das Geld abluchsen oder sich selbst, indem sie sich vormachen, dass es okay ist, was sie tun? Wen belügen wir, wenn wir mit jemandem zusammen sind? Sind wir in einer Beziehung, weil wir den anderen lieben oder weil wir ihn brauchen?" "Vieles im Film handelt von den verschiedenen Arten, wie wir uns gegenseitig und auch uns selbst belügen", ergänzt Produzent Richard Suckle. "Wenn man in einem Job, den man hasst, oder in einer problematischen Beziehung feststeckt, redet man sich selbst ein, dass es schon in Ordnung ist, dass alles gut werden wird. Wir alle müssen Wege finden mit dem Leben zurechtzukommen, mehr können wir nicht tun. Und genau das machen auch die Figuren im Film."
AMERICAN HUSTLE begann damit, dass Drehbuchautor Eric Warren Singer den beiden Produzenten Roven und Suckle vorschlug, einen Film über den Abscam-Skandal zu drehen. Daraufhin schrieb er ein Script, das aber jahrelang auf der Schwarzen Liste unverfilmter Drehbücher stand. Als Roven und Suckle schließlich das Projekt David O. Russell anboten, schlug dieser eine ganz neue Richtung vor: weg von den politischen Fakten des Skandals und hin zu sehr viel persön- licheren Erinnerungen, Gefühlen und der eigenen Fantasie, um eine fiktionale Geschichte zu erzählen, die von den Figuren ausgeht. "Mein Vater war ein Geschäftsmann in den 60er und 70er Jahren und er hatte sehr viel Ähnlichkeit mit der Figur, die Christian Bale im Film verkörpert: gewissenhaft und äußerst ehrlich, einer, der in Geschäftsdingen immer ausgenutzt wird, so sah ich ihn. Nette Typen ziehen immer den Kürzeren. Das hatte einen großen Einfluss bei uns Zuhause und deshalb fühle ich mich beiden Seiten von Christian Bales Figur verbunden. Einerseits verehrt er seinen Vater, einen ehrlichen Geschäftsmann, anderseits tut er alles, um diesem Schicksal zu entgehen."
"Eric hat eine unglaubliche Leistung abgeliefert und eine sehr spannende Story geschrieben", betont Roven. "Aber David brachte eine komplett neue Dynamik hinein." Suckle ergänzt, dass der liebevolle und herzliche Ton des Films zunächst wie ein Widerspruch zu den tatsächlichen Ereignissen erscheint, die den Film inspirierten, doch Russells Brillanz bestehe genau darin, die Verbindung zwischen der wahren Geschichte und der zu finden, die er erzählen wollte. "Es herrscht ein gewisser Zynismus, was bestimmte Aspekte der Abscam-Geschichte angeht, doch das ist nicht der Film, den David machen wollte", sagt er. "Davids Filme haben ein unglaublich großes Herz. In all seinen Filmen stehen die Figuren vor einer Abrechnung mit ihrem bisherigen Leben und sind auf der Suche nach etwas Besserem."
Letzten Endes sieht Russell seinen Job als Regisseur darin, dass das Publikum die Charaktere trotz all ihrer Fehler liebt. "Ich hoffe, die Zuschauer genießen einfach die Zeit mit diesen Figuren", sagt Russell. "Ich will, dass man sie gern hat. Das schönste Kompliment, dass man mir machen kann, ist nach dem Kinobesuch zu sagen 'Ich fand diese Leute richtig klasse – ich wollte sie gar nicht mehr gehen lassen'."