In einem schmucken New Yorker-Vorort mit Villen, eleganten Menschen und großen Autos steht pünktlich zum Weihnachtsfest ein verlorener Sohn vor der Tür – als könne er kein Wässerchen trüben und als sei es das Selbstverständlichste der Welt, an so einem Tag in den Schoß der Familie zurückzukehren.
Aber auch wenn seine Mutter (Julia Roberts) Ben (Lucas Hedges) mit strahlendem Lächeln und herzlicher Umarmung begrüßt, wird schnell klar, dass an dieser Heimkehr gar nichts selbstverständlich ist. Von außen betrachtet die pure Idylle – von innen aber, man ahnt es, maroder und fragiler, als es auf den ersten Blick scheint. Fassaden sind nicht mehr als Fassaden, niemand weiß das besser als Holly Burns. Die vierfache Mutter hat eine Scheidung hinter sich, ist zum zweiten Mal verheiratet und mit ihrem ältesten Sohn Ben schon mehr als einmal durch die Hölle gegangen.
Ben ist mit seinen 19 Jahren immer noch ein Teenager, blickt aber schon auf eine langjährige Drogenkarriere zurück, nachdem er nach einer Sportverletzung auf verschreibungs-pflichtigen Medikamenten hängen blieb. Nun ist er erneut auf Entzug und lebt in einer Klinik. Bis er dann unangemeldet bei seiner Familie auftaucht und behauptet, seine Betreuer hätten ihm für die Weihnachtstage „freigegeben“. Die Reaktionen der Familienmitglieder sprechen Bände – und auch Holly ist hin- und hergerissen zwischen Mutterliebe und schierer Panik. Einzig die beiden Nachzügler Lacey (Nia Fowler) und Liam (Jakari Fraser) sind noch zu jung, um angesichts ihres doppelt so alten Halbbruders in Angst zu geraten. So changiert die Stimmung zuhause zwischen gequälter Harmonie und rigoroser Ablehnung. Mag Ben auch noch so harmlos wirken, er scheint unberechenbar zu sein. Holly jedenfalls bringt vorsichtshalber Medikamente und Wertsachen in Sicherheit.
Im Grunde ihres Herzens aber will Holly ihren Sohn nicht aufgeben und kämpft um ihn wie eine wütende Löwin. Sie legt die Regeln fest: Nachdem Ben einen Drogenschnelltest bestanden hat, darf er einen Tag zu Hause bleiben, aber nur unter der Bedingung, dass sie nicht von seiner Seite weichen wird, egal wohin er geht. Aus dem anfangs mit viel Feinsinn inszenierten Familienkammerspiel macht Regisseur Peter Hedges einen atemberaubenden Thriller, der immer größere Kreise zieht. Wir folgen Ben vom Shoppingcenter in eine Selbsthilfegruppe und schließlich zurück in jene dunkle Welt, von deren Existenz seine Eltern kaum eine Ahnung haben, geschweige denn von seiner Rolle darin. Bens Rückkehr nach Hause entwickelt sich zu einem intensiven Trip, der tief berührt.
"Ben Is Back" verknappt sein Geschehen auf einen Zeitraum von 24 Stunden; das meiste, das sich in den Jahren davor abgespielt hat, fließt nur sparsam in das Szenario ein. Stattdessen leben wir zusammen mit der besorgten Holly buchstäblich im Moment: Aus ihrer Perspektive entfaltet sich vor dem Zuschauer ein aufwühlendes, packendes und in seiner Vielschichtigkeit extrem erhellendes Drama zum Thema Abhängigkeit und ihren Konsequenzen.