Eine bessere Welt

Biografien In einem langjährigen Prozess suchte der Filmemacher Erwin Wagenhofer nach Menschen, die in ihrem Leben der Suche nach dem Guten gewidmet haben. Er fand sie auf der ganzen Welt
Kenny Werner
Kenny Werner

Foto: Pandora Filmverleih

Kenny Werner

„Es geht nicht darum, wohin sich die Musik entwickelt. Es geht darum, wohin sich
die Musiker entwickeln.“

Der US-amerikanische Pianist, Komponist, Dozent und Autor wurde 1951 in Brooklyn geboren und wuchs in Oceanside, Long Island auf. Er begann als Kind, klassisches Klavier zu spielen und studierte Improvisation an der renommierten Berklee School of Music in Boston. Werner veröffentlichte zahlreiche Jazzplatten und spielte u.a. mit Charlie Mingus, Dizzy Gillespie, Pat Metheny, Joey Baron, Bobby McFerrin und John Scofield. Zudem komponierte er Stücke für Orchester in den USA, Holland, Deutschland und Finnland. 1996 erschien sein für viele junge Musiker wegweisendes Buch „Effortless Mastery“, in dem er vor allem vom Überwinden innerer Hemmungen und Zwänge schreibt, um die eigene Kreativität zu befördern.

Mario Rom's Interzone

„Ich hab’ gar nicht so ein ultimatives Ziel ... , außer dass ich nicht die Freude an der Musik verliere.”

Mario Rom, 1990 in Wien geboren, ist ein österreichischer Jazztrompeter. Zusammen mit dem Schlagzeuger Herbert Pirker (Jahrgang 1981) und Bassist Lukas Kranzelbinder (Jahrgang 1988) spielt er seit 2011 als Mario Rom’s Interzone zusammen. Es ist seine Hauptband neben zahlreichen anderen Projekten. Interzone veröffentlichte bislang drei CDs: „Truth Is Simple To Consume“ (2017), „Everything Is Permitted“ (2015) und „Nothing Is True” (2012). Sie touren weltweit mit stetig wachsendem Erfolg.

Lucia Polido

„Respekt vor dem anderen Menschen würde der Welt einen viel harmonischeren Lauf erlauben.”

Lucia Pulido ist Sängerin aus Leidenschaft, ausgerüstet mit einer seelenvollen, kräftigen Stimme. Geboren und aufge- wachsen ist sie in Kolumbien, 1994 siedelte sie in die USA über. Gern begreift sich Lucia Pulido als Reisende. Ihr Repertoire besteht aus pulsierenden Versionen lateinamerikanischer Klassiker, darunter vor allem traditionelle Hirten-, Klage-, Erntelieder und Tänze, die sie mit ihrer eigenen Band hin zu Jazz und Kammerklassik öffnet. Lucia Pulido offenbart eine innige Verbundenheit zu den Menschen und der Kultur ihrer Heimat Kolumbien.

Erwin Thoma

„Es ist ein fataler Irrtum, dass wir glauben, das Leben funktioniere nur, wenn man kämpft.”

Erwin Thoma ist Förster aus Leidenschaft, Forstingenieur aus Berufung und entwickelt gemeinsam mit einem „Herzensteam“ Häuser, die ohne Chemie auskommen. Geboren 1962 in Radstadt, war er einst Österreichs jüngster Revierförster. 1990 gründete er seine eigene Firma, wenige Jahre später wurde Thomas Holz100-Bauweise patentiert. Seitdem entstanden in über 30 Ländern über 1000 Häuser aus Mondholz ohne belastende Dämmstoffe, Verleimungen, Schutzmittel und Metalle, da- runter das österreichische Filmarchiv nahe Wien. Erwin Thoma lebt in Goldegg/Pongau.

Barbara und Erich Graf

„Es kommt auch vor, dass wir Leute besuchen und Mist mitbringen. An Mist mangelt es immer.“

Sie ist ausgebildete Pädagogin und Architektin, er hat Elektrotechnik studiert und war Systemanalytiker in der Soft- warebranche. Dann die neue Berufung: Seit über zehn Jahren leben die beiden Schweizer mit ihren zwei Kindern im Nordwesten von La Palma, betreiben autarke Permakultur und unterhalten auf 40.000 m2 ein Zentrum für ökologische Lebensentfaltung. Essbare Wald-Garten-Ökosysteme sind ein wesentliches Ziel der Grafs und immer beginnt es mit dem Fruchtbarmachen von verlassenem, erodiertem und verseuchtem Ödland.

Sanjit „Bunker“ Roy & Barefoot College

„Die Frauen werden es sein, die der Welt Veränderung bringen.“

Sanjit „Bunker” Roy hat es nie bereut, nach seiner privilegierten Ausbildung an namhaften Colleges seine Heimat nicht verlassen zu haben. Dreifacher Landesmeister im Squash war er ebenfalls – und blieb trotzdem in einem indischen Dorf. Heute ist er 74 Jahre alt und noch immer bekennender Aktivist und Pädagoge, besonders für arme und benachteiligte Menschen. 1972 gründete er für sie in Tilonia/Rajasthan das Barefoot College als Sozialarbeits- und Forschungszentrum, 1986 entstand das erste feste Haus, gebaut von zwölf Architekten, die nicht lesen und schreiben konnten. Mehrere Millionen Männer und vor allem Frauen, Kinder und Großmütter, unabhängig von Kaste, Religion, Geschlecht oder wirtschaftlichem Status, durchliefen bis heute bei Barefoot eine aner- kannte Schule und Ausbildung in verschiedenen Berufen.
Frühes Zentrum der Arbeit war die unabhängige Versorgung der ländlichen Bevölkerung mit Wasser, später kamen die medizinische Versorgung und das Wirken mit Sonnenenergie hinzu, zunächst in ganz Indien, später auch in afrikanischen und lateinamerikanischen Staaten, in Madagaskar und Afghanistan. „Lernen und Verlernen“, so hat Sanjit „Bunker” Roy das Barefoot-Konzept beschrieben. Aus Schwächen sollten Stärken werden, denn es geht vor allem um außergewöhnliche, traditionelle handwerkliche Fertigkeiten, die fehlendes schulisches Wissen kompensieren können. Bis heute versorgen 2200 multinationale, im indischen College ausgebildete „Solar-Mamas“ über eine Million Menschen mit Sonnenenergie.

Dalai Lama

„Menschen beten seit Tausenden Jahren zu Gott und Buddha. Gesellschaftlich gesehen, ist das Ergebnis nicht sehr erheblich.“

Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten war das geistliche Oberhaupt der Tibeter 82 Jahre alt. Tenzin Gyatso, so sein Ur-Name, ist als buddhistischer Mönch der 14. Dalai Lama seit Mitte des 16. Jahrhunderts. Geboren wurde er als Sohn einer Bau- ernfamilie in Tibet. Mit zwei Jahren wurde er als Reinkarna- tion seines Vorgängers „erkannt“, mit vier kam er an den Potala-Palast nach Lhasa.
Die im Film gezeigte „Mind & Life“-Konferenz ist eine seit 1987 regelmäßig durchgeführte Gesprächsveranstaltung des gleichnamigen Instituts mit internationalen Naturwissenschaftlern und dem Dalai Lama.

Jetsun Pema

„Wenn du in mein Alter kommst, wirst du wissen, was zu tun ist. Ich jedenfalls habe mein Bestes versucht.“

Jetsun Pema ist die jüngste Schwester des amtierenden Dalai Lamas. 1940 geboren, war sie eines von insgesamt 16 Kindern der Familie. Nur sieben davon haben die Babyjahre überlebt. Als ihr Bruder sie taufte, war er selbst erst vier. Mit neun Jahren, unmittelbar vor der chinesischen Besatzung Tibets, ging Jetsun Pema an eine Klosterschule nach Indien, mit 21 zunächst in die Schweiz, dann nach England zur Ausbildung. Ihren Lebensinhalt hatte sie früh in der Pädagogik gefunden: Sie leitete mit ihrer älteren Schwester über 40 Jahre lang zwölf Kinderdörfer, speziell für Tausende aus Tibet geflüchtete, verletzte Mädchen und Jungen. 1980 durfte Jetsun Pema erstmals wieder nach Tibet reisen. Später wurde sie Ministerin für Bildung und Erziehung der Exilregierung.
Jetsun Pema hat drei Kinder und lebte in Indien lange Zeit mit dem Dalai Lama unter einem Familiendach. Sie sieht ihn nicht als Bruder, sondern als Mentor, Guru und Lehrer. In Jean-Jacques Annauds Spielfilm „Sieben Jahre in Tibet“ spielte sie ihre eigene Mutter.

06.11.2019, 10:16

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