Theorie und Praxis

Zum Film In Maurice Béjarts Ballettfassung von Beethovens Neunter Sinfonie wird die textuelle Utopie von "Alle Menschen werden Brüder" zu praktisch getanzter Wirklichkeit
Theorie und Praxis

Foto: Arsenal Filmverleih

"Alle Menschen werden Brüder", heißt es in Schillers "Ode an die Freude", die Ludwig van Beethoven in seiner berühmten 9. Symphonie vertonte. In Maurice Béjarts Ballettfassung des großen Werkes wird diese Utopie zu getanzter Wirklichkeit. Zusammen mit dem Tokyo Ballett und dem Israel Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Zubin Mehta brachte das Béjart Ballet Lausanne 2015 eines der atemberaubendsten Tanzstücke des 20. Jahrhunderts auf die Bühne.

Neun Monate lang verfolgt der Film in rauschhaften Bildern die ebenso schweisstreibenden wie leidenschaftlichen Proben bis hin zur triumphalen Aufführung des Kunstwerkes. Wir sehen Tänzerinnen und Tänzern, Choreografinnen und Choreografen, Musikerinnen und Musikern aus aller Welt vereint bei der Arbeit zu und lauschen ihren Ausführungen zu Beethovens Komposition, die den ewigen Kreislauf des Lebens und die Freude am Dasein feiert.

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Der Choreograph Maurice Béjart sagt zu seiner Inszenierung:

"Diese choreografische Fassung des Werkes von Beethoven verfolgt keine andere Absicht, kein anderes Ziel, als der Musik zu dienen, von der allein und für die allein sie lebt. Sie ist eine Art getanztes Konzert, in dem der Tanz die Musik weiterführt, so wie das Gedicht von Schiller der Musik von Beethoven eine weitere Dimension hinzufügt. Der Tanz begleitet das langsame Fortschreiten des Komponisten von der Angst zur Freude, vom Dunkel ins Licht. Es ist kein Ballett im eigentlichen Sinne, sondern ein zutiefst menschlicher Akt der Teilhabe an einem Werk, das zum Welterbe gehört. Es wird nicht nur gespielt und gesungen, sondern auch getanzt, ganz wie in der griechischen Tragödie und bei den Riten der Urmenschen. Es ist eine 'Kundgebung' im wortwörtlichen Sinne."

13.04.2017, 16:58

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