Ding und Weile

Biographien Als Drehbuchautor hat Ingo Haeb schon bei diversen Produktionen mitgewirkt. "Das Zimmermädchen Lynn" ist allerdings erst sein drittes Werk in der Funktion des Regisseurs
Ding und Weile

Foto: Verleih

Ingo Haeb (Buch und Regie)

Ingo Haeb wurde 1970 in Hamburg geboren und absolvierte nach verschiedenen Hospitanzen am Schauspielhaus Düsseldorf zunächst ein Regiestudium an der Kunsthochschule für Medien in Köln und danach ein Drehbuchstudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie (dffb).

Er arbeitet seit 1999 als Drehbuchautor und Regisseur und hat seitdem sieben Filme auf die deutschen Leinwände gebracht. Sein Regie-Debüt, das Drama Neandertal, war 2008 in den Kinos zu sehen, 2012 folgte die Tragikomödie Sohnemänner. Für das Drehbuch zum Max-Ophüls-Preis-Gewinner von 2005, Am Tag als Bobby Ewing starb, erhielt Ingo Haeb den Förderpreis der Eurovision. Die Schimmelreiter, eine Komödie aus Ingo Haebs Feder, wurde von den Zuschauern des NDR zum "Beliebtesten Film Norddeutschlands" gewählt.

Zuletzt schrieb er eine Folge für die Reihe Bloch, ein abendfüllendes TV-Drama für den WDR (gemeinsam mit seiner Ehefrau Christina Ebelt) und arbeitete am Drehbuch zu Fraktus – Das letzte Kapitel der Musikgeschichte, dem Kino-Debut des Hamburger Komiker-Trios Studio Braun, mit. Für die Romanadaption von Markus Orths "Das Zimmermädchen" hat er wieder selbst die Regie übernommen. Ingo Haeb lebt in Köln.

Kinofilme als Regisseur:

DAS ZIMMERMÄDCHEN LYNN / D 2014
Drehbuch, Regie / Drama
Produktion: Sutor Kolonko, 58Filme in Koproduktion mit Pandora, Torus und WDR

SOHNEMÄNNER / D 2010
Drehbuch, Regie / Drama, Komödie
Produktion: Peter Rommel und ZDF, Kinoauswertung durch Aries Images
Filmfest Hamburg 2011, Eröffnungsfilm bei „Filmz“ Mainz

NEANDERTAL / D 2006
Drehbuch, Regie / Drama, Coming of age
Produktion: Peter Rommel, ZDF/Arte und GFP
Hofer Filmtage 2006, Max-Ophüls-Festival & Berlinale 2007
Nominiert für den Rising Star als bestes Debüt beim Fernsehfilmfest Baden-Baden / Nominiert für
den Hauptpreis beim Filmfest Turin 2007 / Preis der Studenten- und Kritikerjury beim Deutschen
Filmfest Nancy 2008

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Vicky Krieps (Lynn)

In BEVOR DER WINTER KOMMT ist Vicky Krieps unter der Regie von Philippe Claudel an der Seite von Daniel Auteuil und Kristin Scott Thomas aktuell im Kino zu sehen. 2014 spielte sie an der Seite von Philipp Seymour Hoffman in der Bestseller-Verfilmung A MOST WANTED MAN unter der Regie von Anton Corbijn und begeisterte darin das internationale Kinopublikum. Außerdem verkörperte Vicky Krieps in dem Fernsehfilm ELLY BEINHORN - ALLEINFLUG die gleichnamige Titelheldin, eine Sportfliegerin, die in den 1930er Jahren große Erfolge feierte.

2012 war sie neben renommierten Schauspielkollegen sowohl in Detlev Bucks Bestsellerverfilmung DIE VERMESSUNG DER WELT als auch in dem Drama ZWEI LEBEN von Georg Maas auf der Kinoleinwand zu sehen.

Abgedreht sind MON CHER PETIT VILLAGE von Gabriel Le Bomin, OUTSIDE THE BOX von Philip Koch und COLONIA DIGNIDAD von Florian Gallenberger.

Die Schauspielerin ging 2010 unter der Regie von Roland Emmerich in ANONYMUS (14. Babelsberg Film) den Spuren William Shakespeares nach, war in Joe Wrights Actionthriller HANNA (2010) zu sehen sowie in dem Drama WER WENN NICHT WIR von Andreas Veiel und in Philippe de Pierponts ELLE NE PLEURE PAS, ELLE CHANTE.

Vicky Krieps wurde 1983 in Luxemburg geboren und spricht mehrere Sprachen (Deutsch, Luxemburgisch, Französisch und Englisch). Nach dem Abitur absolvierte sie von 2005 bis 2009 ihre Schauspielausbildung und spielte in dieser Zeit im Schauspielhaus Zürich u.a. die Hauptrolle in der Theaterproduktion DIE ROTE ZORA UND IHRE BANDE (Regie: Annette Raffalt, 2009). Als Regisseurin inszenierte sie DARWINS ERBE von Eveline de la Chenelière im Jungen Staatstheater Berlin.

Für das deutsche Fernsehen trat sie in der ARD/ORF-Produktion ROMMEL (Regie: Nikolaus Stein von Kamienski, 2011) und in der TATORT-Folge "Eine bessere Welt" (Regie: Lars Kraume, 2010) vor die Kamera. Ausgestrahlt sind die ARTE-Produktion TAG DER WAHRHEIT von Anna Justice und DAS ZEUGENHAUS von Matti Geschonneck.

Als beste Nachwuchsschauspielerin erhielt sie 2008 die Auszeichnung "Best Youngster" für den Kurzfilm LA NUIT PASSÉE (Regie: Eileen Byrne) auf dem Busho Festival Budapest. Für DAS ZIMMERMÄDCHEn erhielt Vicky Krieps 2013 den Förderpreis Neues Deutsches Kino in der Kategorie "Beste Nachwuchsschauspielerin".

Vicky Krieps lebt und arbeitet in Berlin.

Lena Lauzemis (Chiara)

Lena Lauzemis wurde 1983 als Tochter einer Grundschullehrerin und eines Drehbuch- und Hörspielautors geboren. Sie wuchs gemeinsam mit zwei älteren Brüdern in Berlin-Kreuzberg auf, wo sie auch bis zur zwölften Klasse das Gymnasium besuchte. Mit der Schauspielerei kam Lauzemis im Alter von 13 Jahren in Berührung, als sie 1996 Mitglied der schuleigenen Theatergruppe "Wild Bunch" wurde. Es folgten Gastauftritte am Berliner Ensemble und an anderen Schauspielstätten. Anlässlich des 100. Geburtstags von Bertolt Brecht trat Lauzemis 1998 mit "Wild Bunch" im Rahmen des Deutschen Kinder- und Jugendtheatertreffens im Berliner Caroussel Theater an der Parkaue auf. Daraufhin wurde eine Schauspielagentin auf die Schülerin aufmerksam und vermittelte ihr mit Der Sohn des verrückten Dichters (ZDF – Das kleine Fernsehspiel, 1997) und Leander Haußmanns Sonnenallee (1999) erste kleine Fernseh- und Filmrollen.

Im Frühjahr 1998 erschien die 15-jährige Lauzemis als Lavinia in Heiner Müllers Anatomie Titus Fall of Rome. Die Inszenierung von Regisseur Thomas Heise vertraute auf ein Schülerensemble und wurde innerhalb von drei Monaten vom theater 89 auf einem ausgedienten Fabrikgelände im Berliner Bezirk Marzahn organisiert. Nach dem Part der vergewaltigten und verstümmelten Römerin gab Lauzemis ihre Pläne Lehrerin zu werden auf und bemühte sich um eine Karriere als Schauspielerin. Durch die Pressevorführung von Anatomie Titus Fall of Rome wurde Christine Wiegand auf die Berliner Schülerin aufmerksam. Die Regisseurin besetzte Lauzemis daraufhin in ihrem Fernsehfilm Das Alibi (2000).

An den Erfolg von Das Alibi konnte Lauzemis ein Jahr später mit der weiblichen Hauptrolle in Hanno Brühls Fernsehfilm Herzrasen (2001) anknüpfen. In dem Drama war sie als entschlossene Jugendliche Isa zu sehen, die sich in den ruhelosen, aggressiven Dieb Marco (Antonio Wannek) verliebt und diesen aus der Psychiatrie befreit. Von 2002 bis 2006 folgte eine Ausbildung zur Schauspielerin an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" Berlin. Daneben belegte Lauzemis Clown-Workshops und stand unter anderem neben Stipe Erceg in Yugotrip (2004) und für Jutta Brückners Hitlerkantate (2005) mit Hilmar Thate vor der Kamera. Im letztgenannten Film war sie als junge und talentierte Musikschülerin zu sehen, deren fanatische Verehrung Adolf Hitlers sich in eine sexuelle Leidenschaft steigert, um dann in eine Mordfantasie umzuschlagen.

Nach dem Ende ihrer Schauspielausbildung wurde Lauzemis von Intendant Frank Baumbauer als festes Ensemblemitglied an die Münchner Kammerspiele geholt. Dort debütierte die androgyne, dunkelblonde Schauspielerin als "das Mädchen" in Laurent Chétouanes Inszenierung von Jon Fosses Schatten (2006). In den folgenden Jahren konzentrierte sich Lauzemis auf ihre Theaterarbeit und erschien unter anderem als Kreusa in Stephan Kimmigs Version von Mamma Medea (2007), in Andreas Kriegenburgs Der Prozess nach Franz Kafka (2008), als Sascha in Anton Tschechows Platonow sowie als Victoria in Albert Camus' Belagerungszustand (beide 2009). 2009 folgte der Nachwuchsförderpreis des Fördervereins Münchner Kammerspiele. Auch war sie in improvisierten Theaterprojekten wie Kriegenburgs Alles nur der Liebe wegen (2010/11) involviert, nahm an Lesungen teil und leitet bei den Münchner Kammerspielen auch eine Jugendtheatergruppe.

Nach fünfjähriger Leinwandabstinenz übernahm Lauzemis im Jahr 2010 die weibliche Hauptrolle der Gudrun Ensslin in Andres Veiels Spielfilmdebüt Wer wenn nicht wir (2011), das sich auf Gerd Koenens Biografie "Vesper, Ensslin, Baader" stützt. Laut eigenen Angaben hatte sie bereits als 18-Jährige den Part der Terroristin in einem experimentellen Film von Suse Beer (Hans und Grete) übernommen. Das Drama Wer wenn nicht wir feierte seine Welturaufführung im Wettbewerb der 61. Internationalen Filmfestspiele Berlin und wurde in weiteren Hauptrollen mit August Diehl (als Bernward Vesper) und Alexander Fehling (Andreas Baader) besetzt. Lauzemis wurde von der Kritik als schauspielerische Entdeckung gefeiert und als Mitfavoritin auf den Darstellerpreis der Berlinale gehandelt, den aber das weibliche Schauspielensemble des iranischen Beitrags Jodaeiye Nader az Simin erhielt. Die Hauptrolle brachte Lauzemis eine Nominierung für den Deutscher Filmpreis 2011 ein.

Lena Lauzemis lebt in München und Berlin.

Christine Schorn (Lynns Mutter)

Christine Schorn wurde 1944 in Prag geboren. Sie ist das dritte Kind des Schauspielerehepaares Peter Schorn und Alice Marianne Emilie Schorn, geborene Scheimer (Bühnenname: Elisabeth von Wielander). Nach der Flucht aus Prag über Salzburg wuchs Christine Schorn zunächst in Kiel und ab Anfang der 1950er Jahre in Berlin auf. Mit 16 Jahren entschloss sie sich, den Beruf der Eltern zu ergreifen und bewarb sich an der Schauspielschule. Da sie zunächst als zu jung abgelehnt wurde, arbeitete sie als Wäscherin und Verkäuferin und studierte dann 1961 bis 1964 an der Staatlichen Schauspielschule in Ost-Berlin.

Unmittelbar nach dem Studium hatte sie 1963 gemeinsam mit Dieter Mann am Deutschen Theater in dem Stück Unterwegs des sowjetischen Autors Wiktor Rosow großen Erfolg. Sie ist bis heute unverändert an diesem Theater engagiert und spielte dort unter anderem die Recha in Nathan der Weise, Alkmene in Hacks' Amphytrion, Lady Milford in Kabale und Liebe, Jelena in Onkel Wanja und die Titelrolle in García Lorcas Dóna Rosita bleibt ledig und die Herzogin von Friedland in Schillers Wallenstein. Von 1973 bis 1980 pausierte sie am Theater aus privaten Gründen und brachte auch ihre Tochter zur Welt.

Auch im Fernsehen wurde Christine Schorn öfters eingesetzt und erhielt 1968 den Nationalpreis der DDR I. Klasse für Kunst und Literatur für ihre Darstellung der Ingenieurin Bolzin in Zeit ist Glück.

In den Filmen Nachtspiele (1978) und vor allem Die Beunruhigung (1982) konnte sie auch als Hauptdarstellerin ihre schauspielerischen Qualitäten unter Beweis stellen. Im Jahr 1986 erhielt sie als Teil des Schauspielerkollektivs des Fernsehfilms Ernst Thälmann den Nationalpreis II. Klasse.

Nach der Wende setzte sie ihre Karriere fort und war vor allem in Fernsehserien wie Polizeiruf 110 und am Theater zu sehen. Dem gesamtdeutschen Publikum wurde sie spätestens mit der satirischen Fernsehserie Wir sind auch nur ein Volk (1994), die die Probleme der wiedervereinigten Deutschen auf die Schippe nahm, als weibliche Hauptrolle neben Manfred Krug bekannt. Zuletzt hatte sie Anteil am Erfolg des preisgekrönten Filmwerkes Good Bye, Lenin! (2003) und wurde für ihre Nebenrolle als alkoholkranke Mutter von drei erwachsenen Töchtern in Franziska Meletzkys Frei nach Plan (2008) mit dem Deutschen Filmpreis 2008 ausgezeichnet. Erneut als beste Nebendarstellerin mit dem Deutschen Filmpreis geehrt wurde Schorn 2013 für ihre Leistung als krebskranke Mutter von Wotan Wilke Möhring in André Erkaus Tragikomödie Das Leben ist nichts für Feiglinge (2013).

27.05.2015, 19:15

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