Eine Nation von Sinnen
"Ausgangspunkt von „Die Sanfte“ ist eine Kafka-Posse, aber der Film kippt schon bald in ein visuelles Delirium, das sich der Surrealist Luis Buñuel nicht besser hätte ausdenken können. Als die Heldin ein Paket an ihren inhaftierten Mann mit dem Vermerk „unzustellbar“ zurückbekommt, macht sie sich auf den Weg in die weit entfernte Gefängnisstadt, deren Subökonomie noch von den Leidtragenden der russischen Justiz zu profitieren scheint. Eine Arbeitskollegin beneidet sie zum Abschied um die Reise, weil sie selbst keinen Mann habe, der im Gefängnis sitzt. Ein Taxifahrer meint beiläufig, dass Gefängnisse ja zum Leben dazu gehören." Tagesspiegel
Eine Sackgasse
"Der Roadtrip wird – auch das führt zurück zu einem früheren Film Loznitsas, seinem ersten Spielfilm nämlich, „Mein Glück“ (2010) – zum Sozialpanorama und zur Politparabel. Wie der Inbegriff von Sackgasse am Ende der Welt legt sich Sibirien, das antiutopische Reiseziel Alyonkas, von Anfang an über diesen anderen langen und freilich scheiternden „Marsch gegen die Institutionen“. Von Stopp zu Stopp gerät die unschuldige Frau tiefer in die Misere und bis hinter die Tore des Gefängnisses: Wer sie nicht abblitzen lässt, verfolgt einen eigenen Zweck. Das Opfer wird zur Angeklagten. Hinterlistig ist der Fuchs, räudig der Kater." taz
Verheißungsvolle Abgründe
"Abschweifungen sind das Mittel der Wahl für Die Sanfte. Abschweifungen ins Absurde, ins Körperliche und ins Spiel. Der alltägliche, beiläufige Fluss, der die Protagonistin ins Labyrinth führt, ist ein zweifellos fiktionaler, der Spaß am Gebauten hat, am Erfundenen, am Witz und an Skurrilitäten – was, warum nicht, an Straßen vorbeiführt, die nach Marx und Hegel benannt sind und so einige Kabinettstückchen bereit hält, wie etwa eine Menschenrechtsaktivistin, die unbedingt helfen will und völlig hilflos erscheint. Passend dazu schenkt Oleg Mutu, der auch die vorherigen Spielfilme von Loznitsa fotografiert hat, den Bildern etwas Majestätisches (oder Zarisches), auch dann, wenn sie intime und bedrängende Ausschnitte der Szenerien einfangen." Critic.de
Düsteres Panorama
"Eine Frau begibt sich auf weite Reise nach Sibirien. Die Fahrt wird zur Demütigung durch feindselige Behörden oder Gangster. Regisseur Sergei Loznitsa entwirft ein düsteres Panorama der russischen Gegenwart" Mitteldeutscher Rundfunk
A Nightmare Journey
"A Gentle Creature has a gaunt sense of its own Russianness, and it has also a kind of Ancient Mariner address to the audience: it is gripping and absorbing in its way, although perhaps too conscious of its own metaphorical properties and opinion may divide as to whether its expressionist element works. Yet there is no doubt as to its power, and its severity." The Guardian