Sanfte Imkerin

Regiekommentar Als die Regisseure Hatidze Muratova kennenlernten, wussten sie, dass sie die Protagonistin ihres Films über die ökologische Rolle der Bienen werden sollte. Ihre intuitive Kommunikation mit den Bienen, sowie ihre Körpersprache zog beide in den Bann
Sanfte Imkerin

Foto: Neue Visionen Filmverleih

Die Geschichte von „Land des Honigs“ begann lange bevor Menschen die Region besiedelten, aber unsere Geschichte beginnt mit den letzten zwei verbliebenen Bewohnern: Hatidze und ihre Mutter Nasife: So wie Arbeiterbienen ihr ganzes Leben damit verbringen, sich um die Bienenkönigin zu kümmern, die den Bienenstock nie verlässt, hat Hatidze ihr eigenes Leben der Pflege ihrer blinden und gelähmten Mutter gewidmet.
Der Film spielt in einem unheimlichen Land, ungebunden an eine bestimmte Zeit und Geographie, unzugänglich durch das Straßennetz und doch nur 20 km von der nächsten Stadt entfernt. Die Familien hier sprechen eine alte türkische Landsprache, so dass der Film eher von visueller Erzählung als von Dialog geprägt ist und die Charaktere durch ihre Körpersprache, ihre Beziehungen zueinander und ihre Emotionen verstanden werden. Diese optische und intuitive Kommunikation zieht das Publikum näher an die Protagonisten und vor allem an die Natur und vermittelt das Gefühl, dass wir als Menschen nur eine Spezies unter vielen sind, die gleichermaßen von den Umständen um sie herum beeinflusst werden.

Das Protokoll von Nagoya – ein Übereinkommen der Vereinten Nationen über die biologische Vielfalt (CBD) – trat Ende 1993 in Kraft und legte globale Richtlinien für den Zugang zu natürlichen Ressourcen fest. Ziel war die Förderung einer gerechten Aufteilung der Leistungen unter Anbietern bzw. Boden, Pflanzen, Tieren und Verbrauchern, eben den Menschen. Die genetische Vielfalt bzw. Biodiversität ermöglicht es den Menschen, sich an veränderte Umweltbedingungen und ein sich änderndes Klima anzupassen und so zur Erhaltung und Nachhaltigkeit der Ressourcen beizutragen.
Die „Honigkrise“, die man im Film sieht, bringt die Gefahr zum Ausdruck, die darin liegt, diese biologische Vielfalt zu stören, indem ihre Protokolle ignoriert werden. Hatidzes Geschichte ist ein Mikrokosmos in der umfassenderen Logik, die Natur und Mensch eng miteinander verflochten hat. Sie zeigt, wie viel wir verlieren werden, wenn wir diese grundlegende Verbindung außer Acht lassen.

– Ljubomir Stefanov und Tamara Kotevska
20.11.2019, 14:38

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Wahrhaft grandios

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Zum Film Mit dem Film „Land des Honigs“ spüren Ljubomir Stefanov und Tamara Kotevska den Veränderungen nach, die sich zwischen Mensch und Bienen eingeschlichen haben. Einfühlsam und voller Poesie erzählen sie mit Hatidze und ihren Bienen eine Naturgeschichte
Preisgekröntes Duo

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Biografie Feinfühlig erzählt das Regiedoppel die Geschichte der Bienen – gefilmt nur mit dem Licht von Sonne und Mond: Eine Hommage an die Schönheit Mazedoniens und eine Aufforderung, das Gleichgewicht zwischen Mensch und der Natur zu wahren
Außergewöhnliche Aufnahmen

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Netzschau „Abgesehen von seinem großen dokumentarischen Wert beeindruckt „Land des Honigs“ durch seine wunderschönen Bilder: Das sind die Nahaufnahmen von den Bienen und ihrer Umgebung, [...] ebenso wie die Aufnahmen der Landschaften Nordmazedoniens.“

Land des Honigs | Trailer

Video Auf ihrem Bauernhof kümmert sich die Imkerin Hatidze um ihre handgemachten Bienenkörbe und ihre bettlägerige Mutter. Ab und zu fährt sie in die Hauptstadt, um ihren Honig & die Körbe zu verkaufen. Dokumentarfilm der Regisseure Stefanov und Kotevska


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