Priesterin der Finsternis

Zur Person Susanna Nicchiarelli zeichnet in ihrem Film "Nico, 1988" die letzten Jahre der Sängerin Christa Päffgen nach. In einen armen Haushalt geboren, wird Christa als Model schnell berühmt. Doch das neue Leben hat auch seine Schattenseiten
Priesterin der Finsternis

Foto: Emmanuel Scarpa/ Filmkinotext Presse

Nico wurde unter ihrem bürgerlichen Namen Christa Päffgen 1938 in Köln geboren. Die deutsche Schauspielerin und Sängerin galt in den 1950er Jahren als erstes Supermodel und war als Musikerin wegweisend für Musikrichtungen wie Punk und Gothic. Bereits mit 16 Jahren wurde Christa Päffgen bei einer KaDeWe-Modenschau entdeckt. 1954 ging sie aufgrund ihres zunehmenden kommerziellen Erfolgs von der Schule ab und arbeitete hauptberuflich als Model.

Der Modedesigner Heinz Oestergaard verschaffte ihr internationale Aufträge, so dass sie für namhafte Modemagazine gebucht wurde. Er empfahl ihr auch einen Namenswechsel, da Christa zu deutsch klänge und gab ihr den Namen Nico nach dem Filmemacher Nico Papatakis. 1956 zog sie nach Paris und arbeitete u.a. für Dior. Bereits Ende der 1950er Jahre gehörte sie zu den erfolgreichsten Models, vergleichbar mit den heutigen Supermodels.

Ihre erste Schauspielerfahrung sammelte sie bei Aufnahmen für Werbespots. Einen ersten längeren Auftritt bekam sie von Frederico Fellini in seinem 1960 erschienenen Film LA DOLCE VITA, in welchem sie sich selbst spielte. Nach diesen ersten Filmerfahrungen zog sie nach New York City und besuchte die Schauspielschule von Lee Strasberg. Dort lernte sie Andy Warhol kennen und wurde dessen Muse. Sie gehörte zu seiner “Factory” und spielte in diversen Filmen von ihm mit, u.a. in THE CHELSEA GIRLS.

Warhol brachte sie auch mit der Band “The Velvet Underground” zusammen, deren Sängerin sie wurde. Nachdem sie eine kurze Affäre mit Sänger Lou Reed hatte und auch der Konkurrenzkampf zwischen beiden in der Band zu groß wurde, verließ sie “The Velvet Underground” aber bald wieder.

1965 nahm Nico ihre erste Solo-Single “I'm Not Sayin” auf. Zwei Jahre später eschien ihr erstes Solo-Album “Chelsea Girl”, auf dem sie Songs von Bob Dylan, Tim Hardin, Lou Reed, Jackson Browne und John Cale intonierte. Zwischen 1967 und 1988 brachte Nico insgesamt 11 Solo-LPs auf den Markt. Ihr letztes Studioalbum “Camera Obscura” kam 1984 raus. 1987 erschien iher letzte Live-LP “Nico In Tokyo”. Nico pflegte Beziehungen u.a. zu Lou Reed, Brian Jones, Bob Dylan, Leonard Cohen, Jim Morrison, Jackson Browne, Jimi Hendrix und Iggy Pop.

Mit Alain Delon hatte sie einen gemeinsamen Sohn, den sein Vater nie anerkannte – und der bei Delons Mutter nahe Paris aufwuchs, weil Nico, inzwischen auf Heroin, Speed und Valium, mit der Erziehung überfordert war. Mit 50 Jahren verstarb Christa Päffgen an einer durch einen Fahrradsturz verursachten Hirnblutung auf Ibiza. Zum Kinostart am 18. Juni 2018 jährt sich ihr Todestag zum 30. Mal.

11.07.2018, 18:23

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