In „Schwimmen“ erleben Elisa und Anthea die erste wirklich bedeutende Freundschaft – ihre erste große Liebe. Für mich als Autorin und Regisseurin geht es um noch viel mehr als das. Ich setze mich intensiv und leidenschaftlich damit auseinander wie Kinder und Jugendliche heute aufwachsen. Ich beobachte, dass sie in unserer sich immer schneller drehenden Welt immer schneller erwachsen werden. Sie sind unabhängig, gebildet und weltgewandt – sie sind aber auch überfordert und orientierungslos.
Elisa und Anthea gehören zu der ersten Generation, die mit dem Internet, digitalen Bildern und der Selbstdarstellung im Netz groß geworden ist. Aktiv an der Bilderflut teilzunehmen, die im Netz verbreitet wird, ist ein wichtiger Bestandteil im Leben der Mädchen, daher lassen wir ihre Handyvideos in das Material unseres Films einfließen. Wir kreieren so einen sehr subjektiven Stil, voller Auslassungen und Perspektivwechsel – nah dran und ungeschliffen.
Elisa und Anthea leben wie viele Jugendliche in ihrem Alter in einer absoluten Parallelwelt, in der eigene Regeln, Werte und eine eigene Skala von Emotionen existieren. In ihrem Alter können die kleinsten Dinge eine riesengroße Bedeutung bekommen und was in der Welt der Erwachsenen gilt, gilt hier noch lange nicht. Die Probleme in den Familien wie Leistungsdruck im Job, Entfremdung den Kindern gegenüber oder Trennungen rücken dadurch komplett in den Hintergrund. In unserem Film gehen Elisa und Anthea so weit, ein eigenes System der Selbstjustiz zu erfinden. Sie tun ihren Mitschüler*innen schreckliche Dinge an, doch in ihrer Wahrnehmung ist das vollkommen gerechtfertigt. Sie erfinden ihre eigenen Werte, geben einander Halt und Orientierung.
Diese eigenartige und einzigartige Wahrnehmung möchte ich für den Zuschauer erfahrbar machen (oder wieder in Erinnerung rufen), indem ich die Geschichte der beiden auf Augenhöhe und nah am echten Leben erzähle.