Konkrete Gestalt
"Noch am 15. Juni 1961 hatte Walter Ulbricht in einer Pressekonferenz geäußert: 'Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.' Tatsächlich hatte die SED aber bereits seit 1958 eine Lösung favorisiert, die unter dem Stichwort 'Operation Chinesische Mauer' die vollständige Abriegelung West-Berlins von der DDR vorsah. Dadurch sollte einem Zusammenbruch der DDR vorgebeugt werden. Als diese Idee in der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 Wirklichkeit wurde, bekam das von Winston Churchill 1945 geprägte Schlagwort 'Eiserner Vorhang' im Herzen Berlins eine konkrete Gestalt." Bundeszentrale für politische Bildung
Ungewöhnliche Aktion
"Es ist der 3. November 1986 – ein kühler Novembermorgen in Berlin. Mitten in Kreuzberg, am Mariannenplatz, starten Wolfram Hasch, Frank Willmann, Jürgen Onißeit, Thomas Onißeit und Frank Schuster eine ungewöhnliche Aktion. Die fünf jungen Künstler sind alle ehemalige DDR-Bürger und erst vor wenigen Monaten in den Westen gereist. Galten in der DDR als Punks, als Unangepasste, die Bürger, Polizei und Stasi provozierten." ZDF aspekte
Spiel und Ernst
"Manche Passanten pöbelten, andere lachten. 'Streicht doch lieber einer alten Frau das Badezimmer', riefen ein paar West-Berliner Arbeiter empört. Doch die fünf Gestalten mit ihren bizarren Gipsmasken ließen sich nicht beirren. In aller Ruhe zogen sie mit weißer Wandfarbe einen dicken Strich über die Westseite der Mauer: Sechs Kilometer lang, immer auf Augenhöhe, quer über die grellen Graffiti. Bis sich im Grenzwall plötzlich eine unscheinbare, kleine Tür auftat." Spiegel Online
Politikum
"Auf die erbosten Passanten reagieren die scheinbar respektlosen Mauermaler mit ihren merkwürdigen Gipsmasken nicht. Sie könnten natürlich erklären, dass sie ihr Tun ebenfalls als Kunstperformance betrachten, doch sie wollen sich nur auf ihr Projekt konzentrieren. Dass nicht nur überraschte West-Berliner die fünf Männer beobachten, sondern auch DDR-Grenzsoldaten, ahnen sie nicht. Sie können sich auch nicht vorstellen, dass ihre Kunstaktion am kommenden Tag zu einem Politikum werden wird und ihre Geschichte zu einer der ungewöhnlichsten, die es über die Berliner Mauer gibt." Welt Online
Symbol und Provokation
"Die Ausstellung 'Der weiße Strich' dokumentiert jene Kunstaktion, die für einen der Beteiligten auf tragische Weise in der Stasi-Haftanstalt Bautzen II endete. Im Gegensatz zu früheren Graffitis und Mauerkunstwerken, die ab den 1980er Jahren zu touristischen Attraktionen und das Symbol des Kalten Krieges für die West-Berliner zum belanglosen Alltag werden ließen, war der weiße Strich keine Kunst – er war eine Provokation." Gedenkstätte Berliner Mauer