Seltsame Sehnsucht

Synopsis Eine ungewöhnliche Einbruchserie: hier geht es nicht um das Erbeuten von Wertgegenständen im klassischen, finanziellen Sinne, sondern vielmehr um die Nähe zu Ihren Besitzern, den Stars
Seltsame Sehnsucht

Nachts in Hollywood. Eine Überwachungskamera zeigt schemenhaft Gestalten, die in ein Haus einsteigen. Drinnen gehen sie zielstrebig von Zimmer zu Zimmer, bis sie das Objekt ihrer Begierde erreicht haben: ein Ankleideraum, prall gefüllt mit edlen Designerschuhen, Kleiderstangen voller Luxusmarken, funkelndem Schmuck. Doch hier sind keine Profis am Werk. Unter den Kapuzenpullovern verbergen sich lediglich ein paar Teenager auf der Suche nach dem ultimativen Kick.

Blick zurück. Der eher unscheinbare Mark (Israel Broussard) ist neu an der High School, ein Außenseiter, den niemand weiter beachtet. Als die hübsche und äußerst beliebte Rebecca (Katie Chang) ihn einlädt, nach der Schule mit ihr und Freundin Chloe (Claire Julien) abzuhängen, willigt er nur allzu dankbar ein. Die Mädchen aus gutem Hause, die ihre Tage gern kiffend am Meer und die Nächte mit wilden Partys verbringen, suchen nach neuer Ablenkung aus ihrem sonst so behüteten Leben.

Eines Abends nach der Feier eines Mitschülers schlägt Rebecca Mark vor, in der Nachbarschaft nach unverschlossenen Autos Ausschau zu halten. Ein kleiner Kick gegen die Langeweile. Tatsächlich zocken sie aus den Autos ein paar Wertsachen. Kann das wirklich so leicht sein? Mark lässt sich prompt von Rebecca dazu überreden, als nächstes in das Haus eines reichen Freundes einzusteigen, der gerade mit seiner Familie verreist ist. Als die beiden dann auch noch kurzerhand den Sportwagen des Vaters für eine Spritztour durch LA mitnehmen, verfällt Mark vorbehaltlos dem Rausch des Verbotenen.

Als Anhang von Rebecca lernt er bald auch Nicki (Emma Watson) und ihre Adoptivschwester Sam (Taissa Farmiga) kennen, zwei stylische Teenager, die fast jede Nacht in den Clubs mit der Hollywoodprominenz abhängen und ihre Eskapaden konstant auf Handyfotos festhalten und im Internet posten. Zuhause wartet auf sie ja doch nur ihre ahnungslose Mutter Laurie (Leslie Mann), die vergeblich versucht, ihren Töchtern mit Heimunterricht und Medikamenten gegen ADHS beizukommen. Und ebenso wie Rebecca und Chloe ersehnen sich auch Nicki und Sam Ruhm und Bekanntheit als einzigen Ausweg aus dem alltäglichen Stumpfsinn und der öden Langeweile. Sie wollen den Stars nicht nur so nahe wie möglich kommen, sondern wie sie sein: It-Girls, deren Leben man in Reality-Shows, Klatschblättern und Blogs verfolgen kann.

Als Mark beim Surfen im Internet entdeckt, dass Paris Hilton mal wieder auf Reisen ist, kommt Rebecca die Idee, in deren leerstehendes Haus einzubrechen. Die genaue Adresse ist schnell recherchiert, der Weg hinein fast noch leichter, denn der Schlüssel liegt tatsächlich unter der Fußmatte. Die selbstverliebte Welt, in die sie eintauchen – bei Hilton tragen selbst die Sofakissen das Konterfei der Hausbesitzerin – stillt nicht etwa ihr Verlangen, sondern beflügelt sie nur zu weiteren Taten. Bald sind auch Chloe, Nicki, Sam und deren 13-jährige Schwester Emily (Georgia Rock) mit auf Tour durch die Villen der Stars, was sie fortan völlig schamlos als "Shopping" betreiben. Das Diebesgut trägt die Clique – von der Presse reißerisch als "The Bling Ring" bezeichnet – entweder selbst oder verkauft es über den schmierigen Clubpromoter Ricky (Gavin Rossdale). Mit dem Geld finanzieren sie echte Shoppingtrips, exzessive Partytouren und zunehmend auch Alkohol und Drogen. Konsequenzen scheint es für sie keine zu geben. Nach einem Autounfall gibt Chloe sogar noch damit an, wie viel Promille sie hatte. Und die Waffe, die Sam aus einem der Häuser mitgehen ließ, ist auch nur ein weiteres blitzendes Spielzeug. Nicht mal als eines der Einbruchsopfer ein Überwachungsvideo zur Fahndung veröffentlicht, stoppt das die nächtlichen Raubzüge der Teenie-Gang. Dabei ist ihnen die Polizei bereits näher, als sie es in ihrem Rausch noch bemerken.

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Aus den Produktionsnotizen:

Über die Produktion

Sofia Coppola hatte schon vom berüchtigten "Bling Ring" gehört, doch erst als sie in Vanity Fair einen Artikel von Nancy Jo Sales über die Truppe Teenager las, die mehrere Prominente ausgeraubt hatten, kam ihr die Idee, diese schier unglaubliche Räubergeschichte zu verfilmen. Bei einem Treffen mit Sales stellte sich schnell heraus, dass es noch viel mehr zu erzählen gab, als die Autorin in dem Artikel "The Suspects Wore Louboutins" hatte unterbringen können, und so begann Coppola mit der Arbeit an ihrem Drehbuch.

Die wahre und wahrlich moderne Geschichte in ein Drehbuch umzuwandeln, war für Coppola die größte Herausforderung bei ihrer Arbeit an diesem Film: "Es gab so viel Material, das ich für meine fiktionale Version verwenden konnte", erzählt sie. "Das alles durchzuarbeiten, zu redigieren, einen Weg zu finden, die Figuren sympathisch und ihre Handlungen nachvollziehbar zu machen, war eine ziemlich große Aufgabe. Als ich mit der Arbeit anfing, gab Nancy Jo mir ihre Abschrift der Interviews mit den echten Kids. Einiges von dem, was die ihr erzählt hatten, konnte ich kaum fassen. Es offenbarte viel über sie, über ihre Ziele und die Kultur, in der wir leben. Von diesem Ausgangspunkt konnte ich meiner Phantasie freien Lauf lassen. Meine Ideen entstanden aus ihren Geschichten und auch aus meiner eigenen Kindheit. Ich habe nichts eins zu eins übertragen, sondern eher versucht, mich an das Gefühl zu erinnern, in dem Alter zu sein, und mich dann in die Kids hineinversetzt. Bei den Figuren fing ich mit dem an, was sie in der Realität erlebt hatten, erfand dann aber darauf basierend meine eigenen Charaktere und versah sie mit Wesenszügen von realen Menschen aus meinem Bekanntenkreis."

Produzent Youree Henley, der mit Coppola schon bei SOMEWHERE zusammengearbeitet hat, beschreibt ihr Drehbuch als "sehr minimalistisch, wie die meisten von Sofias Drehbüchern. Es war spannend, es zu lesen und mir alles vorzustellen und dann mit ihr zu besprechen, wie sie es umsetzen wollte. Was den Film so interessant macht, ist, dass viel passiert, das nicht im Drehbuch stand, zum Beispiel tragen hier Archivaufnahmen oder Dinge, die auf Facebook passieren, zur Handlung bei, ohne dass sie vorher schwarz auf weiß festgelegt worden sind."

Der Cast

Im Mittelpunkt des Ensembles stehen fünf Teenager, der sogenannte "Bling Ring." Um die ideale Zusammensetzung zu finden, suchten Coppola und ihre Casting Agenten Nicole Daniels und Courtney Sheinin, die auch schon zum Team von SOMEWHERE gehörten, sowie Coppolas langjähriger Mitarbeiter und Berater, der Ausführende Produzent Fred Roos, über ein Jahr nach den passenden Schauspielern.

"Für mich sind die fünf noch Kinder, und es war mir beim Casting extrem wichtig, junge Leute zu finden, die authentisch wirken und tatsächlich im gleichen Alter sind wie ihre Rollen”, erklärt Coppola. "Es nervt mich, wenn in Filmen Teenager von 25-Jährigen gespielt werden, deshalb bin ich froh, dass der Großteil des Ensembles altersmäßig nah an den echten Figuren ist. Es hat richtig Spaß gemacht, neue Talente aufzuspüren, und es war großartig, mit Emma Watson zu drehen, die hier ganz anders spielt, als man es von ihr gewohnt ist. Sie hat echt geschuftet, um den Calabasas-Dialekt perfekt zu beherrschen. Ihre Verwandlung mitzuerleben, war das reinste Vergnügen. Toll war auch, die anderen Kids bei ihrem ersten professionellen Engagement zu begleiten." Produzent Youree Henley ergänzt: "Das Ensemble musste ausgeglichen sein. Es geht nicht um die einzelne Person, sondern darum, was sie zusammen erleben."

Die fünf Hauptdarsteller sind Emma Watson, die als Hermine Granger in den HARRY POTTER Filmen weltberühmt wurde; Taissa Farmiga, bekannt aus der ersten Staffel der TV-Serie American Horror Story; Israel Broussard, der zum Cast von Rob Reiners FLIPPED gehörte; und die Debütantinnen Claire Julien und Katie Chang. Coppola bemerkt über die Schauspieler: "Es hat mir viel Energie gegeben und großen Spaß gemacht, mit unserer jungen Besetzung zu arbeiten, von denen einige noch nie in einem Spielfilm mitgewirkt haben. Sie waren so offen dafür, Neues zu lernen, sehr enthusiastisch und professionell. Emma Watson ist natürlich ein Vollprofi, aber sie hat sich der Rolle mit frischem Elan angenommen."

14.08.2013, 16:48

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