Zum Ensemble des Films gehören einige der besten Schauspieler aus aller Welt, darunter Steve Buscemi als Chruschtschow, Simon Russell Beale als Beria, Jeffrey Tambor als Malenkow, Michael Palin als Molotow, Paul Whitehouse als Mikojan, Jason Isaacs als Schukow, Andrea Riseborough als Stalins Tochter Swetlana, Rupert Friend als Stalins Sohn Wassili, Paddy Considine als Andrejew und Olga Kurylenko als Konzertpianistin Maria Yudina.
„Grundsätzlich ist es oft kompliziert, so viele wichtige Rollen für einen Film zu besetzen, aber in diesem Fall war alles sehr einfach“, sagt Yann Zenou. „Jeder wollte mit Armando arbeiten.“
Den Schauspielern wurde schnell klar, dass sie sich Iannuccis Film voll und ganz widmen müssen. „Die Darsteller müssen bei den Vorbereitungen voll mitziehen“, sagt Loader. „Es gibt eine ausführliche Probenphase, die einige Wochen dauert, und die macht sich später auf der Leinwand bemerkbar. Es war sehr wichtig, dass alle Schauspieler ein paar Wochen zur Verfügung stehen, um Szenen zu proben und um den Stoff sowie die politische Realität, um die es ging, zu diskutieren.“
Iannucci betrachtet die Probenphase grundsätzlich als entscheidend, um eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern des Ensembles sicherzustellen. „In der Probenzeit nähern sich die Darsteller ihren Figuren und deren Verhältnis zu den anderen Figuren auf spielerische Weise an“, sagt er. „Sie erarbeiten einen Großteil des Films in dieser Zeit und lernen sich gegenseitig kennen, so dass sie das Gefühl bekommen, seit Jahren miteinander zu arbeiten – so wie die Mitglieder des Politbüros seit Jahren zusammengearbeitet haben. In einer Gerichtsszene wollte ich, dass sie sich bestialisch verhalten, wie eine Tiermeute. Ich hatte die Aufnahmen von Saddam Hussein vor Augen, als er erhängt wurde und alles so fürchterlich banal und alltäglich wirkte. Sie schreien in dieser Szene also alle den Angeklagten an und er schreit zurück und dann ist alles vorbei, bevor man überhaupt realisiert hat, was passiert.“
„Wir haben jeden Schauspieler für seinen jeweiligen Part gecastet“, fährt er fort. „Von Molotow hatten wir die Vorstellung, dass er ein Purist ist und die Parteilinie strengstens befolgt, und ich sah vor meinem inneren Auge, wie Michael Palin diese Figur vornehm und zugleich mit einem Hauch Irrsinn spielt – und es ist aufregend zu sehen, wie Michael das in dem Film macht.“
Michael Palin selbst musste nicht lange überzeugt werden, an dem Projekt mitzuwirken. „Armando hat einige großartige Sachen gemacht, und ich habe sofort zugesagt“, sagt Palin. „Er sagte, es sei eine sehr schwarze Komödie, aber dass es auch eine sehr ernste Angelegenheit sei, einen enormen Apparat wie Stalins Regierung zu führen, dass alles also ernsthaft und komisch zugleich sei. Und diese Mischung richtig hinzukriegen ist schwierig.“
Michael Palin beschreibt seine Figur Molotow so: „Das ist ein Intrigant, ein durch und durch gefährlicher Mann, der länger überlebte als alle anderen im Politbüro. Sie alle tänzeln umeinander herum, fast wie in einer Tanzchoreographie, und hin und wieder stechen sie jemandem in den Rücken. Molotow war seit Beginn der Revolution an Stalins Seite und er hält die Flamme der Revolution am Brennen. Er ist skrupellos, aber als Schauspieler muss man sich an der Realität dieser Menschen orientieren, man muss sie vermenschlichen, so gut es einem möglich ist. Man muss sie und ihre Situation ernst nehmen, also sind wir davon ausgegangen, dass sie Angst haben, beobachtet zu werden, dass jemand einen anderen hasst wegen irgendetwas, das dieser vor fünf Jahren gesagt hat. Die Pointen entstehen, wenn man diese Menschen absolut ernst nimmt. Das sind großartige Sätze, aber sie kommen aus den Mündern absolut skrupelloser und kalkulierender Menschen.“
Mit dem Cast zu arbeiten war für Palin ein Vergnügen. „Was für ein großartiges Ensemble“, sagt er. „Das sind alles Leute, die ich bewundere. Steve Buscemi hat einige großartige Filme gemacht, Jeffrey Tambor hat in ,The Larry Sanders Show’ hervorragende, subtile Arbeit abgeliefert, und Paul Whitehouse ist wahrscheinlich der lustigste Mensch in diesem Land, von ein oder zwei Leuten abgesehen. Was für eine großartige Truppe. Armando muss gespürt haben, dass wir uns irgendwie aneinander abarbeiten würden, dass jeder etwas Unterschiedliches einbringen würde, sich aber alle ergänzen würden.“
Auch Steve Buscemi, der Nikita Chruschtschow, den Minister für Landwirtschaft, spielt, genoss den Gemeinschaftsgeist des Ensembles: „Der Cast war fantastisch, und der Ensemble-Charakter hat mich von dem Film überzeugt“, sagt er. „Das hat mich an einen Robert-Altman-Film erinnert – alle Figuren haben eine Geschichte. Und zu wissen, dass man mit Jeffrey Tambor, Simon Russell Beale und Michael Palin arbeiten wird ... da will man einfach nur dabei sein und sein Bestes geben.“
Chruschtschow sei ein „Überlebender, der mit Stalin im Guten verblieben ist“, sagt Buscemi. „Er ist zumeist ein recht liebenswürdiger Kerl, auch wenn er jähzornig sein kann. Chruschtschow will verhindern, dass Beria die Macht übernimmt, also versucht er Einfluss auf Malenkow zu gewinnen, Stalins Nummer Zwei. Denn wer Einfluss auf Malenkow gewinnt, kann den Gang der Dinge beeinflussen. Aber er überrascht jeden, einschließlich sich selbst, als er nach Stalins Tod die Macht übernimmt – ohne selbst zu wissen, dass er das tut.“
Simon Russell Beale spielt Beria, den brutalen Chef der Geheimpolizei. „Der Film handelt von einem Machtvakuum. Wie in jeder Regierung gibt es nach dem Tod des Führers ein Ringen um die Macht, und das bringt bei den Menschen das Schlechteste zum Vorschein“, sagt Beale. „Man hat schon eine gewisse Verantwortung, wenn man einen Film wie diesen dreht, bei all dem Leid und Schmerz, den es gab. So lustig das alles auch ist, man hat die Verantwortung, zu zeigen, dass das keine netten Menschen waren.“
Beale ist vor allem für seine gefeierten Shakespeare-Darstellungen bekannt. Um in einem Film zu spielen, in dem auch improvisiert werden muss, musste er seine Komfortzone verlassen. „Ich bin kein Improvisator – so habe ich in meinem ganzen Leben nicht gearbeitet, und ich fühlte mich da nicht sehr sicher. Aber ich war von Leuten umgeben, die so arbeiten und sich dabei wohl fühlen. Der Cast bestand aus lauter Schauspielern, die einen komplett anderen Background haben als ich: große amerikanische Filmstars, große britische Filmstars – und dann jemand wie ich mit meinem Shakespeare-Background. Wir fanden es großartig, miteinander zu arbeiten und gemeinsam Zeit zu verbringen, und ich hoffe, dass man das merkt. Wir schreiben uns immer noch E-Mails im Stil des Politbüros.“
Iannucci wusste, dass Beale etwas einbringen würde, das Beria über die Figur eines comic-artigen Schurken erheben würde. „Die Leute bringen ihn nicht mit einem fiesen, niederträchtigen, derben Charakter wie Beria in Verbindung, auch wenn er einen bedrohlichen Jago in „Othello“ gespielt hat und das absolut genossen hat. Beria kommt mit seiner Grausamkeit davon, weil er kein Schurke wie bei James Bond ist, sondern durchaus menschlich: Er war offenbar ein toller Chef und kannte die Geburtstage all seiner Folterknechte – er war sehr gut zu seinem Team.“
Das Zusammenspiel von Beria und Chruschtschow ist für Iannucci einer der interessantesten Aspekte der Geschichte. „Am Anfang ist Beria der Böse und Chruschtschow der Lustige“, sagt er. „Aber sie tauschen schließlich ihre Rollen, Chruschtschow wird der Böse und Beria zeigt am Ende eine menschlichere Seite seines Charakters. Stalins Tochter sagt zu Chruschtschow: ,Ich hätte nie gedacht, dass es auf sie hinausläuft’. Und das hätte niemand von dem Kerl gedacht, der im Schlafanzug in der Datscha erscheint. Aber er konnte auf eine Weise zum Volk sprechen, wie das die etwas zu akademischen Mitglieder des Politbüros nicht konnten.“
Ein weiterer amerikanischer Hauptdarsteller spielt die Rolle des Malenkow: Jeffrey Tambor. „Malenkow war ein Büromensch, ein Bürokrat, und er war sehr zufrieden als Stalins Nummer Zwei“, sagt Armando Iannucci. „Als er Stalin nachfolgte, merkte er, dass er damit total überfordert ist. Ich hatte Jeffrey Tambor zum ersten Mal gesehen, als er Hank in ,The Larry Sanders Show’ spielte, eine meiner absoluten Lieblings-Comedy-Sendungen. Er gab den Sidekick von Talkshow-Moderator Larry Sanders, der niemals selbst Talkshow-Moderator wird. Nachdem er das Skript gelesen hatte, sagte Jeffrey Tambor, dass Malenkow eine gewisse Ähnlichkeit mit diesem Hank habe: Er will wie Stalin sein und inszeniert sich als starken Mann, aber er zweifelt immer auch an seinem Auftreten. Nachdem Chruschtschow ihn verdrängt hatte, leitete er recht erfolgreich ein Wasserkraftwerk, und da war er wahrscheinlich am glücklichsten.“
Auch Jason Isaacs, der Feldmarschall Schukow spielt, war glücklich, zum Ensemble zu gehören. „Armando ist der Guru, und letztlich hängt alles vom Drehbuch ab, und das ist, wie ich finde, das Beste, das er jemals gemacht hat“, sagte Isaacs, der Iannucci schon seit dessen Zeit beim Radio bewundert. „Ich habe mich gefragt, ob wir eine stalineske Version von ,The Thick of It’ oder ,The Day Today’ machen, aber für so etwas ist Armando viel zu klug. Er entwickelt sich weiter. Wenn er einen Film macht, ist alles sehr auf das Visuelle ausgerichtet, und er hat im Lauf der Jahre eine eigene Art entwickelt, durch Spontanität etwas Wahrhaftiges, Dramatisches und Lustiges entstehen zu lassen. Es wirkt, als ob er in letzter Minute Dinge ändert, aber sie machen in den Szenen den entscheidenden Unterschied.“
„Schukow ist so eine reizvolle Rolle“, fährt er fort. „Er ist der Mann, der wir alle sein wollen, ein Mann, der in jeder Situation die unsagbarsten Dinge sagt. Es war allerdings bei der Arbeit mit einigen meiner Komödien-Helden oft schwierig, nicht das Lachen anzufangen. Was für ein fabelhafter Cast!". Die Geschichte spielt in Russland, und die Filmemacher mussten sich überlegen, wie die Figuren sprechen sollen. „Wir haben uns früh entschieden, die Figuren nicht mit russischem Akzent sprechen zu lassen“, sagt Produzent Kevin Loader. „Als diese Entscheidung getroffen war, hatten wir beim Casting viel mehr Möglichkeiten. Die Sowjetunion war ein riesiges Reich mit vielen verschiedenen Nationen und Akzenten, also konnte Stalin in unserem Film Cockney sprechen, und die amerikanischen Schauspieler Steve Buscemi und Jeffrey Tambor konnten Chrutschtschow und Malenkow spielen. So konnten wir die Charaktere sehr unterscheidbar und überlebensgroß machen.“
Paul Whitehouse spielt Mikojan, den Minister für Auslandshandel, der in den 1930ern in die in die USA reiste und mit gut geschnittenen Anzügen und einer Leidenschaft für Eiscreme zurückkehrte. Whitehouse war erleichtert, dass er keinen Akzent lernen musste. „Es hat Spaß gemacht, mit meinem eigenen Akzent zu sprechen“, sagt er. „Meistens spreche ich mit komischen Akzenten, deshalb ist es eine Erleichterung, mit meinem eigenen sprechen zu können. Meine Figur hat ein paar markige Witze und One-Liner. Der Film hat viele Elemente einer Farce, aber man spürt zugleich die Panik und dass in diesem politischen Vakuum alles in Flammen aufgehen wird.“
Iannucci war begeistert, dass Whitehouse für den Film zusagte. „Ich musste ihn überzeugen, da er nur in Projekten spielt, die er selbst geschrieben hat. Ich bin froh, dass wir ihn bekommen haben. Er ist natürlich ein brillanter Komiker, aber auch ein wirklich guter Schauspieler“, sagt Iannucci.
Es spricht für Iannuccis Können als Regisseur, dass er einen derart brillanten Cast leitete und gleichzeitig jeden Aspekt des Filmemachens absolut im Griff hatte. „Man kann überhaupt nicht genug betonen, wie sehr Armando im Zentrum von allem steht. Er ist der Chef im Ring. Gleichzeitig wird an dem Drehbuch viel gemeinsam gearbeitet, er reicht es gern regelmäßig herum.“
Dank seiner Fähigkeiten als Regisseur und seines Charmes waren die Ensemblemitglieder sehr angetan von Iannucci: „Armando ist ein Perfektionist“, sagt Andrea Riseborough, die Stalins Tochter Swetlana spielt. „Er ist unermüdlich und sehr offen für die Ideen anderer. Die Herangehensweise ist in jeder Hinsicht absolut modern – auch wenn wir uns in Stalins Russland bewegen. Die Dialoge sind absolut modern, und das macht sie so brillant; die Autoren haben da etwas sehr Eigenes geschaffen. Es unterscheidet sich von allem, was Armando zuvor gemacht hat, da es von epischer Größe ist und eine echte Botschaft hat. Es ist eine Tramödie – eine Komödie innerhalb einer Tragödie.“
Auch Olga Kurylenko, die die Konzertpianistin Marija spielt, war begeistert von Iannucci: „Ich liebe Armandos Arbeiten, und das Drehbuch war so lustig – da wollte ich natürlich dabei sein. Er ist ein sehr positiver Mensch und liebt, was er tut, das ist offensichtlich. Er ist sehr klug und lenkt einen, ohne dass man es überhaupt merkt.“
Die Schauspieler waren beeindruckt, wie Iannucci Humor und Tragik ausbalancierte. „Nur hin und wieder gibt es irgendwo ein Juwel, und das hier ist eines“, sagt Dermot Crowley, der Kaganowitsch spielt. „Was so brillant an dem Film ist: Er ist absolut lustig, aber dann plötzlich ist es, als ob jemand einen Eimer Eiswasser deinen Rücken runterlaufen lässt, wenn jemand ganz prosaisch sagt: ,Schreib ihn auf die Liste und seine Frau auch. Erschieß ihn zuerst, damit sie es sieht.’ Das ist so erschreckend. Die Formulierung ,Banalität des Bösen’ fängt perfekt ein, was dort passierte. Und das in einen komischen Kontext zu setzen, macht alles nur noch beängstigender.“