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Es ist das Jahr 2014. Europa stolpert von einem Krisengipfel zum nächsten, die Vereinigten Staaten haben die 15 Billionen-Schuldenschallgrenze durchbrochen, und weltweit protestieren Menschen auf den Straßen, weil sie erkannt haben, dass etwas gehörig falsch läuft: Die Marktwirtschaft reißt eine immer tiefer werdende Kluft zwischen Superreichen und dem Rest. Die Banken sind außer Kontrolle und die Regierungen haben ihre Staatsverschuldungen längst nicht mehr im Griff.
Da taucht nach elf Jahren in Philadelphia ein Mann aus der Versenkung, der in den 1990er Jahren mit Hilfe einer Computersimulation und der Zahl Pi mit erstaunlicher Präzision ökonomische Wendepunkte vorhersagte: Martin Armstrong prognostizierte das exakte Datum des Crash im Oktober 1987, den Nikkei- Crash 1989, den Niedergang des japanischen Bullenmarktes 1990 und die Wendepunkte der US- und europäischen Märkte im Juli 1998. Er war einer der teuersten Marktanalysten der Wall Street und wurde zum Ökonom des Jahrzehnts und Fondmanager des Jahres 1998 ernannt. Doch er weigerte sich, das Spiel der Banker mitzumachen und warnte seine Klienten, "der Club" manipuliere Währungen und Silbermärkte. Er machte sich schnell mächtige Feinde: New Yorks Investmentbanker, Hedgefondsmanager, Salomon Brothers und Goldman Sachs. Das FBI und die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC begannen sich für seine Computersimulation zu interessieren. 1999 wurde er unter Betrugsverdacht verhaftet, ein Vorwurf, den er bis heute bestreitet. Er wurde sieben Jahre in Beugehaft genommen – ein unvorstellbarer Vorgang. Nach einiger Zeit in Einzelhaft und Drohungen gegen seine Mutter unterzeichnete er ein Teilgeständnis und wurde zu fünf weiteren Jahren Gefängnis verurteilt.
Dieser Dokumentarfilm ist das Porträt eines Mannes, der nach zwölf Jahren im Gefängnis ins Leben zurückkehrt. Der Regisseur begleitet ihn, wenn er alte Geschäftspartner zum ersten Mal wieder sieht und dokumentiert seine erste öffentliche Rede vor Leuten, die noch immer bereit sind, um den halben Globus zu reisen und immense Summen zu bezahlen, um ihn reden zu hören. Der Film zeigt, wie er versucht, seine Unschuld zu beweisen und die Macht der New Yorker Banken zu entlarven.
Dabei begann Martin Armstrongs Karriere mit einer kompletten Fehleinschätzung. Schon in jungen Jahren versuchte er, das System und die Logik zu verstehen, nach der auf jeden Boom eine Krise folgt. Hatte Machiavelli Recht, wenn er sagte, dass sich die Geschichte wiederholt, weil sich die Leidenschaften des Menschen nicht ändern? Armstrong analysierte die Finanzmärkte, studierte die Geschichte der Geschäftszyklen, Börsenkräche und globalen Finanzsysteme. Er besuchte Bibliotheken und sammelte historische Daten: Goldpreise, Wechselkurse. Er spielte mit Zahlen und Daten, dividierte die Zeitspanne zwischen der Rye-House-Verschwörung 1683 und dem Jahr der Bankerpanik 1907 (224 Jahre) durch die Anzahl der Marktkräche in dieser Zeit (26) und kam am Ende mit einem Durchschnitt von 8,6 heraus. Auf diesem Zyklus von 8,6 Jahren schien die Weltwirtschaft zu basieren.
Er multiplizierte die Zahl mit sechs, also 51,6 Jahre. Und wieder passte alles perfekt zusammen: der Schwarze Freitag 1869, die Panik von 1920, der Zweite und der Dritte Punische Krieg. Er dividierte, subtrahierte und multiplizierte und kam schließlich darauf, dass 8,6 Jahre Dreitausendeinhunderteinundvierzig Tagen entspricht: 3141, die magische Zahl Pi mal Tausend. Hat Pi vielleicht auch die Märkte beherrscht oder die Aktionen und Stimmungen, die sich in diesen Märkten manifestiert haben?
Armstrong war sich sicher: Es gibt eine Geometrie der Zeit. Er kann vielleicht nicht erklären, warum. Aber es gibt eine Art von Ordnung in dem Chaos, das uns umgibt.
Martin Armstrong hatte über die Geheimnisse von Pi geschrieben, als das FBI sein Büro stürmte. Kurz darauf waren seine Konten und die seiner Partner in London, Australien und Japan eingefroren. Die nächsten zwölf Jahre würden sie sich nicht wiedersehen. "Ist der Finanzexperte Armstrong ein Betrüger, ein Spinner oder ein Genie?", fragte der 'New Yorker' in der Überschrift eines achtseitigen Porträts, das geschrieben und veröffentlicht wurde, als Armstrong in einem Hochsicherheitstrakt eines New Yorker Gefängnis saß. Was sind hier die rechtlichen Fakten, die gesetzlichen Besonderheiten und die juristischen Zweifel? Und wer könnte von Armstrongs langem Aufenthalt hinter Gittern profitiert haben? Und vor allem: Was sagt das aus über ein System, von dem wir alle auf die ein oder andere Weise abhängig sind?
Zwölf Jahre nach dem Niedergang seines Unternehmens Princeton Economics wird Martin Armstrong aus dem Gefängnis entlassen, nachdem er ein erzwungenes Schuldgeständnis unterschrieben hat. Sein neues Leben beginnt mit der "World Economic Conference" in Philadelphia. Nur drei Monate nach seiner Entlassung ist er wieder da. Als ob nichts passiert wäre. Als ob es diese zwölf Jahre nicht gegeben hätte, in denen ihm die Welt geraubt worden ist. Martin Armstrong spricht vor 350 Leuten, die extra für ihn nach Philadelphia gereist sind. Er spricht von seinem ursprünglichen Ansatz, die globale Finanzkrise zu lösen, die er mit dem Fall Roms vergleicht. Und zwölf Jahre später sind einige seiner Partner zurück, um vielleicht da anzuknüpfen, wo sie damals aufhören mussten. Werden Martin Armstrong und seine früheren Partner wieder an einem Strang ziehen, Princeton Economics wieder aufbauen, um dem desolaten Finanzsektor ihren ganz eigenen Stempel aufzudrücken?