"Ja, Poppe manipuliert uns. Er tut es mit den besten Absichten. Das ist streitbar. Aber es ist auch genau das, was er mit dem Film will. Denn eine wichtige Motivation Poppes, diesen Film überhaupt zu drehen, war die Aussage mehrerer Überlebender, dass es so unendlich schwierig sei, über das Erlebte zu sprechen. Gleichzeitig merkten viele, dass die Erinnerung der Menschen an die Tat verblasst. Jetzt hätten die Hinterbliebenen diesen Film, sagt eine junge Frau, die dem Massaker entkam, auf der Berlinale. "Ihr werdet es nie verstehen. Aber schaut zu!" Danach kann man darüber reden" ZeitOnline
Emotionale Wucht
"Die Charaktere sind fiktionalisiert, dramaturgische Mittel werden mit größter Sparsamkeit eingesetzt und vor allem: Der Mörder wird nicht ein einziges Mal gezeigt. Bei der Erstellung des Drehbuchs waren gleich mehrere Überlebende des Anschlags mit eingebunden, ihre Erfahrungen haben die Drehbuchautorinnen Anne Bache-Wig und Siv Rajendram Eliassen zu einem "exemplarischen" Fall kondensiert. Er habe einen Film über die Opfer drehen wollen, sagt Regisseur Erik Poppe, weil er es nicht mehr ausgehalten habe, dass alle Welt nur über den Täter spreche. Das ist ihm gelungen. Diesen Film anzusehen, tut trotzdem sehr weh" Kulturradio
Norwegens Trauma
"Zweiundsiebzig Minuten dauerte der Massenmord. Neunzig Minuten dauert der Film, und keine davon ist verschenkt. Mit „Utøya“ hat die Berlinale, die sich gern für das politischste der drei großen Festivals hält, einen ersten klaren Anwärter auf den Goldenen Bären. Auch die Weigerung, die politischen Hintergründe einer Tat zu klären, kann eine politische Geste sein. Man weiß das. Hier sieht man es" Frankfurter Allgemeine Zeitung
Schockierend
"Bereits unmittelbar nach dem Film waren die altbekannte Frage zu hören, die immer nach Filmen gestellt wird, die auf wahren Ereignissen basieren und mit Subjektivität arbeiten: Ist es nicht geschmacklos, dass Leute im Kino sitzen und genau dieses Erlebnis nacherleben sollen? Darf man aus einem solchen Ereignis einen Film drehen, der mit den Elementen eines Thrillers arbeitet und einen heldenhaften Charakter in den Mittelpunkt stellt? Doch es erscheint wichtig, gerade in diesen Zeiten, auch daran zu erinnern, dass Terrorismus und Rechtspopulismus nichts ist, was man hinnimmt und stets auf einer abstrakten Ebene verhandeln kann. Diesem Film aber kann man nur schwer mit ästhetischer oder ethischer Kritik von sich fernhalten, denn hier wird kein Leid spekulativ ausgebeutet, sondern der Vorstellungskraft extrem schmerzvoll nah gebracht." Kino-Zeit
Wichtige Nähe
"A real-time feature film re-enactment of the massacre by a far-right terrorist in Norway has premiered at the Berlin film festival, where it drew praise from survivors as a painful but necessary examination of the dangers of extremism facing Europe.The 90-minute film recounts events solely from the perspective of the young social democrats who were attending a summer camp on the island of Utøya in Tyrifjorden, when the attack took place. Seventy-two minutes are devoted entirely to the precise time it took Breivik to shoot dead 69 people and injure a further 200. The precise number of shots Breivik fired are replicated in the film, which was re-enacted on Utøya and filmed in a single take." The Guardian