Die Hölle auf Erden

Netzschau "Dieser starke Film mit seinen eindringlichen, erschreckenden Bildern ist keine plumpe, oberflächliche Anklage, sondern vor allem eine respektvolle Annäherung an diese Menschen, an ihren Überlebenswillen in einer apokalyptischen Lebenswelt"
Die Hölle auf Erden

Foto: Camino Filmverleih

"Zu den uns so allvertrauten Bildern von Computern und sauber verlegten Netzwerkkabeln in sterilen, gekühlten Serverfarmen in Europa oder den USA wirken die schwarzen Rauchschwaden von Agbogbloshie wie ein dramaturgischer Kontrapunkt und größter Widerspruch. Und doch gehört beides eben zusammen. "Welcome to Sodom" von Florian Weigensamer und Christian Krönes zeichnet die dunkle Kehrseite der sauberen digitalen Welt. Vor allem aber gibt der Dokumentarfilm den Menschen, die am Ende der Wertschöpfungskette leben und arbeiten, ein Gesicht und eine Geschichte: dem Mädchen, das als Junge Müll sammelt, dem Herrn der Feuerstelle, dem Rapper und Star der Deponie oder dem schwulen Flüchtling aus Gambia, der nur hier eine Chance hat zu überleben, oder der Wasserfrau, die viel älter aussieht, als sie ist." Deutschlandfunk

"Das ist kein Ort, um alt zu werden"

"Einmal betrachten zwei Männer die Bilder auf der Speicherkarte eines Mobiltelefons, das ebenfalls auf den Müllbergen gelandet ist, Bilder westlichen Wohlstands. Aber dieser wirkt hier nicht mehr wie ein entferntes Versprechen, das zum Aufbruch lockt, sondern wie etwas, das längst vorbei ist, weggeworfen wurde, mit dem Handy selbst auf dem Schrottplatz der Geschichte gelandet ist. Gerade deswegen steckt in diesen epischen Bildern der Hölle auf Erden auch ein Moment der Emanzipation und der Utopie. "Wir Afrikaner wissen, wie man Dinge repariert", sagt ein Protagonist. Der Westen wirft seine Geräte weg und zerstört die Welt. Vielleicht wissen wenigstens die Afrikaner, wie man die Welt aus dem Schrott, den man ihnen hinterlassen hat, neu aufbauen könnte." Süddeutsche Zeitung

Die Hölle auf Erden

"Außer zweier Texttafeln, einer am Anfang und einer am Ende, halten sich die Regisseure mit Kommentaren und Erklärungen zurück – was eine der großen Stärken des Films ist. Stattdessen lassen sie ihre alle paar Minuten wechselnden Protagonisten sprechen. Die erzählen aus dem Off in fast schon poetischen Worten von ihren Wünschen, ihren Überzeugungen und den Ursachen, warum es sie an diesen lebensfeindlichen Flecken verschlagen hat. Immer wieder berichten sie von Mythen, etwa von der Allmacht des Chamaläons, die daran erinnern, dass es hier eine Zeit vor Sodom und vor der europäischen Kolonialisierung gegeben hat." Weserkurier

Apokalyptische Lebenswelt

"Im Film sprechen die Menschen nicht wie üblich in die Kamera, sie kommentieren das Geschehen aus dem Off, mit einer klugen, reflektierenden Distanz. Auf dieser Halde werden auch Kinder geboren, Lieder gesungen und Feste gefeiert. Dieser starke Dokumentarfilm "Welcome to Sodom – Dein Smartphone ist schon hier" mit seinen eindringlichen, erschreckenden Bildern ist keine plumpe, oberflächliche Anklage, sondern vor allem eine respektvolle Annäherung an diese Menschen, an ihren Überlebenswillen in einer apokalyptischen Lebenswelt." MDR

02.08.2018, 10:36

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