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Bundeswehrsoldat Jesper (Ronald Zehrfeld) meldet sich erneut zum Dienst in das krisengeschüttelte Afghanistan und erhält mit seiner Truppe den Auftrag, einen Außenposten in einem kleinen Dorf vor dem wachsenden Einfluss der Taliban zu schützen. Dabei wird der junge Afghane Tarik (Mohsin Ahmady) als Dolmetscher zur Seite gestellt. Jesper versucht mit Tariks Hilfe, das Vertrauen der Dorfgemeinschaft und der verbündeten afghanischen Milizen zu gewinnen – doch die Unterschiede zwischen den beiden Welten sind groß. Er steht immer wieder im Konflikt zwischen seinem Gewissen und den Befehlen seiner Vorgesetzten. Als Tarik, der von den Taliban bedroht wird, weil er für die Deutschen arbeitet, seine Schwester in Sicherheit bringen will, geraten die Dinge außer Kontrolle.
Produktionsnotizen
Feo Aladag realisierte Zwischen Welten als Drehbuchautorin, Regisseurin und Produzentin an Originalschauplätzen in Afghanistan. Jahrelang hat sie darauf hingearbeitet, zahllose Hindernisse und Bedenken aus dem Weg geräumt, um direkt im Krisengebiet zu drehen und nicht, wie für westliche Produktionen üblich, auf ähnlich wirkende Länder auszuweichen. So wurde der Film an Originalschauplätzen in Kunduz und Mazar-i-Sharif sowie an verschiedenen Drehorten in Deutschland auf Deutsch, Englisch, Dari und Paschtu gedreht. Sämtliche afghanische Darsteller wurden aus der Gegend um Mazar-i-Sharif und Kabul besetzt: unter ihnen Mohsin Ahmady, Saida Barmaki und Abdul Salam Yosofzai (Drachenläufer).
Berater der Produktion waren der Afghanistan-Experte Matthias Kock sowie der Sicherheitsberater Martin Lang. Logistisch wurde der Film durch die Bundeswehr unterstützt, die auch in militärischen Fragen beratend zur Seite stand.
Die Geschichte der Freundschaft zwischen einem Bundeswehrsoldaten und seinem afghanischen Übersetzer gewann während der Produktionsphase eine aktuelle Brisanz: 2014 ziehen die deutschen Schutztruppen nach mehr als 10 Jahren aus Afghanistan ab und hinterlassen ein unbefriedetes Land und zahllose lokale Mitarbeiter, die von den Taliban als Kollaborateure der Besatzungsmächte gesehen werden.
Zeitgeschichtlicher Kontext
Afghanistan gehört zu den Ländern, die auf der Schattenseite der globalisierten Welt liegen. Die jüngere Geschichte des Landes handelt von Armut und Hungersnöten, von Krieg und Gewalt. Die sowjetische Besetzung im Jahr 1979, gefolgt von der Herrschaft der Mujaheddin und der Taliban, seit 2001 die amerikanisch geführte Intervention – weder kommunistische, islamistische noch westliche Modelle führten bisher zu einer dauerhaften politischen Ordnung. Den Auseinandersetzungen mit den Russen folgte erneut ein blutiger Bürgerkrieg. 1994 traten erstmals die Taliban in Erscheinung, diese eroberten im September 1996 Kabul und errichteten mit der Proklamation des Islamischen Emirat Afghanistan ein Schreckensregime.
Die Al-Qaida-Anschläge vom 11. September 2001 in New York und Washington führen zur amerikanischen Militärintervention in Afghanistan. Die USA sehen sich im Krieg. Der NATO-Rat stellt am 12. September 2001 fest, dass die terroristischen Anschläge im Sinne der Beistandsverpflichtung des Artikels 5 des Nordatlantikvertrages als Angriff auf alle Bündnispartner zu betrachten sind. Die USA fordern von den Taliban in Afghanistan die Auslieferung des Al-Qaida-Anführers Osama Bin Laden. Nachdem diese Forderung zurückgewiesen wird, beginnen US-Streitkräfte am 7. Oktober mit der Bombardierung von Stützpunkten von Al-Qaida und Taliban. Bodentruppen folgen, diese kämpfen im Verbund mit einheimischen Milizen.
Am 20. Dezember 2001 beschließt der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit der Resolution 1386 "die Einrichtung einer internationalen Sicherheitsbeistandstruppe". Auf dieser Basis erteilt der Deutsche Bundestag am 22. Dezember 2001 das erste Mandat für die deutsche Beteiligung am ISAF-Einsatz (International Security Assistance Force). Am 2. Januar 2002 trifft das Vorauskommando der ISAF in Kabul ein. Bereits am 14. Januar 2002 beteiligen sich deutsche Soldaten erstmals an Patrouillen in Kabul. Es beginnt der bis heute größte Auslandseinsatz der Bundeswehr.
Seither wurden in Afghanistan über 120.000 deutsche Soldatinnen und Soldaten eingesetzt mit dem Auftrag, zum Wiederaufbau des Landes beizutragen. Insbesondere haben sie, so die offiziellen Berichte, die afghanische Bevölkerung vor vielfältigen Bedrohungen geschützt. Dabei starben bislang 54 deutsche Soldaten. Das aktuelle ISAF-Mandat besteht noch bis zum 28. Februar 2014. Bis Ende 2014 werden die ISAF-Truppen das Land verlassen, danach gibt es eine kleinere Nachfolgemission zur Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte. Deutschland will sich daran mit bis zu 800 Soldaten beteiligen. Im April 2014 wählt Afghanistan zum dritten Mal einen neuen Präsidenten – der amtierende Hamid Karsai darf nach der Verfassung nicht erneut antreten. Zeitgleich werden in Doha Gespräche mit den Taliban geführt.
Das Land steht vor einer ungewissen Zukunft. Die Gefahr ist groß, dass Afghanistan erneut im Chaos versinkt; Ungewissheit besteht insbesondere auch für die afghanischen Helfer der ISAF. Im Zuge des geplanten Abzugs der ISAF-Truppen kam es zu ersten Demonstrationen der afghanischen Übersetzer, diese gelten in den Augen der Taliban wegen ihrer Arbeit für die Schutztruppen als Verräter und müssen nun Vergeltungsmaßnahmen befürchten.
Einen Monat nach dem Abzug der Bundeswehr aus Kunduz wurde am 24. November 2013 ein früherer Dolmetscher in der nordafghanischen Provinzhauptstadt getötet. Er stand auf einer Liste, die ihm die Einreise nach Deutschland ermöglicht hätte. Ob sein Tod tatsächlich im Zusammenhang mit seiner Arbeit für die ISAF steht, konnte bisher nicht bewiesen werden. 300 Afghanen mit Sicherheitsbedenken haben um Ausreise nach Deutschland gebeten. Deutschland will mindestens 182 afghanische Ortskräfte mit ihren Familien zu deren Schutz nach Deutschland holen.