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Kultur : Staatsaffären prima selbstgemacht

Übereilte Blumensträuße, Twitter-Lecks und eine vorschnelle Kapelle: Bei Horst Köhlers Wahl zum Bundespräsidenten ging einiges schief. Zum Glück

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Genau genommen war es keine Überraschung, dass Horst Köhler am Samstag in seinem Amt als Bundespräsident bestätigt wurde. Von dieser Bundespräsidentenwahl könnte vor allem eine Fußnote in Erinnerung bleiben: Die „Twitter- und Blumenstrauß/Blaskapellen-Affäre” (Frankfurter Allgemeine Zeitung), über die sogar die Tagesthemen berichteten und die uns mit etwas Glück noch über die Sommerpause hinweg verfolgen wird.

Für alle, die die letzten vier Tage auf dem Mond verbracht haben: Als Bundestagspräsident Norbert Lammert das Ergebnis endlich verkündete, hatten die Fernsehsender bereits länger gemutmaßt, dass die Wahl längst gelaufen sei. Statt weißen Rauchs aus der Sixtinischen Kapelle, waren es die Blumensträuße, die in den Plenarsaal geschleppt worden waren, und das Bläserquartett, das für die Nationalhymne bereitstand. Und wer zufälligerweise an den richtigen Stellen im Internet unterwegs gewesen war, wusste noch mehr: Mindestens drei Abgeordnete hatten den groben Ausgang der Wahl beziehungsweise deren exaktes Ergebnis bereits vorab über den Kurznachrichtendienst Twitter in die Welt hinausposaunt.

Blumen und Bläser wurden als „protokollarischer GAU” (Volker Beck) und „außerordentlicher Fall von Peinlichkeit” (Peter Frey) gegeißelt, dabei waren sie doch nur ein sympathischer Hinweis darauf, dass Perfektion eigentlich immer langweilig ist: Die genau durchgeplante Amtseinführung von Barack Obama wird ja unter anderem auch dafür in Erinnerung bleiben, dass der Oberste Richter John Roberts Obama den Amtseid falsch vorgelesen hat.

Auch die Twitter-Nachrichten sind natürlich kein Weltuntergang (die Wettbüros waren vermutlich mit anderem beschäftigt), aber wenn ausgerechnet Abgeordnete ihrem Parlamentspräsidenten die Verkündung eines Wahlergebnisses vorwegnehmen, müssen sie sich schon Fragen gefallen lassen, wie es um ihren Respekt gegenüber dem hohen Haus bestellt ist. Man muss ja nicht immer und überall Kurznachrichten in die Welt schicken. Trauerfeiern zum Beispiel sollten eigentlich von sich aus als Twitter-freie Ereignisse gelten, was man manchen Journalisten vielleicht auch noch mal erklären müsste.

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