Der Ball bleibt rund, oder?

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Sag mal Chef, zeigen wir eigentlich auch die Frauen-WM?

Fußball ist Fußball und der Ball bleibt ja rund, egal wer ihn schießt, brummte es.

Hm, dachte ich, das kann ich wohl als ja werten, oder wenigstens als mach doch was Du willst. Auch wenn ich Fußball ganz gerne (gucken) mag, war die Frage nach dem Zeigen der Frauen-WM eher ein Prinzipiending. Alle zwei Jahre (plus 1. Bundesliga, plus 2. Bundesliga, Pauli ist ja wieder abgestiegen, plus champions league, plus UEFA-Cup, aber da nur die interessanten Spiele) gibt es irgendein nationalistisches Spektakel. Alle zwei Jahre, wird geschrien und geweint. Alle zwei Jahre versuchen wir, mehr oder weniger erfolgreich, Nationalsymbole aus dem Laden zu verbannen. Da die fußballfreie Zeit bei uns in der Bar ohnehin ziemlich kurz ist, macht eine WM mehr oder weniger den Braten auch nicht fett.

Die Gäste finden es gut. Vor allem aus Prinzip.

Nun ja, die Sache mit der Nation: die Fähnchen habe ich schon an diversen Autos entdeckt. Auch die Supermärkte sind Stellenweise in schwarz-rot-gold gehalten. Die Augen, die auf die Spiele in diesem Jahr gerichtet sind, werden aber wohl nicht so viele Tränen vergießen, wie wir das in denn zwei-Jährlichen Flaggen- und Fahnenmeeren gewohnt sind.

Ich vermute, das liegt an einem impliziten Nation- und Männlichkeitsding.

Zurück zum Ball. Der ist also rund, egal wer ihn schießt? Ich nehme das anders wahr. Der Ball, den die Medien sich da gegenseitig zuspielen nimmt mitunter die merkwürdigsten Formen an.

Warum ist Fußball nicht gleich Fußball?

Genau das versucht der DFB zusammen mit „den“ Medien zu ändern, oder? Aufmerksamkeit muss her. Wie geht das ambesten, wenn man einen Haufen Frauen zur Hand hat?

Klar: nackte Haut.

Playboy, bitteschön - it‘s your turn.

In den Tagesthemen habe ich Frau Fitschen gesehen. Die hat sinngemäß gesagt: wenn das die Art ist [Ausziehen], wie Fußball, wie Frauenfußball Aufmerksamkeit bekommt, dann ist das erstmal positiv. Es ist ja Aufmerksamkeit.

Aha.

Positiv würde für mich im Zusammenhang mit dieser populären Ballsportart bedeuten, die Art des Spiels der amtierenden Weltmeisterinnen zu würdigen.

Dann gibt es Interview, in dem sie [Frau Fitschen] darauf hinweist, dass man bei der WM vor allem Kindern und Familien jede Menge bieten möchte.

Bei der Fußball-Frauen-WM geht es also um die Kinder und die Familie.

Ach ja: es geht auch um die Weiblichkeit. Denn, so befürchten die Spielerinnen, der U20 Nationalmannschaft, die sich ausgezogen habe, fußballspielende Frauen werden in der Öffentlichkeit doch oft als „Mannsweiber“ gedacht. Sie wollen als echte Frauen wahrgenommen werden, obwohl sie sich in einer Männerdomäne befinden.

Was steckt drin, in diesem Ball? Die Idee, dass Frauen, die Dinge tun, die sonst Männern vorbehalten sind, nicht weiblich sind? Oder nicht weiblich genug?

Was ist das eigentlich, eine echte Frau? Macht das Fußballspielen Männer denn männlich?

Ich glaube das den Spielerinnen auch. Also, ich glaube, dass diese Frauen der Meinung sind, dass das Zeigen ihres „attraktiven“ Körpers mit wenig Stoff und viel Haut beweist, dass sie echte Frauen sind. Ich glaube auch, dass sie sich Sorgen machen, nicht als echte Frauen wahrgenommen zu werden.

Nur was eine echte Frau sein soll, das konnte ich nur nährungsweise herausfinden. Echt ist sie, wenn sie weiblich im Sinne von glatt und sanft ist. Ein nasses, knappes Shirt, wenn möglich zerrissen, hilft auch.

Achja, eins noch. Oder besser - eine noch: WM-Barbie. Und WM-Ken? Wo ist der?

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Geschrieben von

luzieh.fair

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luzieh.fair

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