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Hat das wer mitbekommen? Ich wurde letzte Woche von meiner Schwester darauf gestoßen. Sie kam darauf, weil mein Neffe mir das T-Shirt vollgekotzt hatte und ich meinte, es wäre praktisch für solche Gelegenheiten abwaschbares Material zu tragen.

Man stelle sich vor: Ein Haufen Nazis geht zu einem Konzert, das extra für sie veranstaltet wird. Vermutlich sind die meisten Besucher des Konzertes betrunken und laufen grölend und torkelnd zwischen Tresen und Bühne hin und her. Was da so geredet wird, will keine wissen, kann sich aber jede vorstellen. Die Bude stinkt nach Schweiß und Bier und mitten im Gemenge werden dann 250 T-Shirts für lau verteilt. Gratis, einfach so. Richtig tolle Shirts: ein Totenkopf und der Schriftzug „Hardcore Rebellen - National und frei“. Die gehen weg, wie warme Semmeln.

Nun, das Konzert ist vorbei, die Nazis wieder zu Hause. 250 von ihnen mit einem neuen T-Shirt. Da das ja schon auf dem Konzert vollgeschwitzt wurde, muss es schnell gewaschen werden - nicht sauber, sondern rein, oder so.

Da steht er nun, der Hardcore Rebell, ganz frei und so national, vor der Waschmaschine und schaut fasziniert in die Trommel. So schön bunt, so beruhigend. Das sind anderthalb Stunden, in denen der Nazi ruhig gestellt ist, weil er wie gebannt die Drehungen beobachtet. Im Schleudergang wird ihm dann schwindelig und er setzt sich die letzte viertel Stunde vor den Fernseher, vor dem er dann friedlich schlummernd bis zum Morgen verweilt.

Die nationale Nazifreundin - auch Rebellin, aber nicht rebellisch - hat seine Wäsche zum trocknen aufgehängt, so das der Nazi sich wie ein Wiesel freut und das neue T-Shirt von der Leine nimmt, es sich über den Kopf zieht und mit stolz geschwellter Brust vor die Freundin stellt. Guck mal hier, ist das nicht schön, sagt sein Blick.

Der Nazi wundert sich. Die Freundin liest - das dauert eine Weile - und ihr Gesicht verzieht sich zu einer angewiderten Fratze, die sagen will: ist das Dein Ernst?

Der Nazi schaut an sich herunter und wundert sich. Das ist nicht das T-Shirt, das er am Vorabend mitgebracht hatte. So besoffen hätte er gar nicht sein können.

Es dauert ein bisschen, bis er das, was da steht entziffert hat und es dauert noch ein bisschen länger bis er verarbeitet hat, was dort steht.

Er steht in diesem Moment schon oben ohne im Wohnzimmer. Trampelt, tobend vor Wut, auf dem T-Shirt herum. Spuckt es an und beginnt schließlich, es zu zerreißen.

Tja, das T-Shirt ist ein Pferd und zwar ein trojanisches. Im Gegensatz zum Mythos gibt es allerdings keine Kassandra, die davor gewarnt hätte. Das spielt zwar keine Rolle, denn sie wäre ja ohnehin nicht erhört worden, dank Apollon, dem Schuft…naja, das ist eine andere Geschichte.

Eine allseits bekannte Aussteigerinitiative war auf die Idee gekommen, diese T-Shirts über einen Strohmann auf das Konzert zu schleusen. Als Geschenk für die Kameraden.

Nach dem Waschen wurde aus „Hardcore Rebellen - national und frei“ „Was dein T-Shirt kann, kannst du auch - Wir helfen dir, dich vom Rechtsextremismus zu lösen“.

Es hat wohl etwas gedauert das T-Shirt so hinzubekommen, dass der Aufdruck Schweiß und Bier aushält, die Waschmaschine aber nicht. Na, der Aufwand hat sich wohl gel0hnt.

Ich habe so gelacht, als ich das gehört habe. Eine sehr gute Aktion, die zwar kaum einenNazi dazu bringen wird, sich von seinen Ideen oder Kameraden zu trennen, aber dafür viele andere Menschen amüsiert hat.

Und: was gibt es schöneres, als sich über Nazis auch mal amüsieren zu können?!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.