Vanessa

Berliner Abende Kolumne
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Vanessa ist einer jener Menschen, deren Wege sich mit meinen eigenen immer wieder kreuzen, ohne bisher mit ihnen ein Wort gewechselt zu haben. Zum ersten Mal fällt mir Vanessa in einer warmen Sommernacht auf. Plötzlich gibt es Geschrei auf der Straße. Von meinem Balkon aus sehe ich die Männer mit Dosenbier, die ich von dort unten ja kenne.

Vanessas geblümtes Sommerkleid liegt eng um Busen und Hüften. Barfuss tanzt sie am Trottoir. Die Männer schlagen rhythmisch in die Hände und grölen. Vanessa gießt auch noch Öl in das Feuer, lässt ihre Träger über die Schultern fallen, tut obszön mit Zunge und Fingern. Fenster gehen auf, jemand brüllt nach Ruhe, droht mit der Polizei. Einerseits Zustimmung, andererseits schreit