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Edward Zwicks Film "Unbeugsam" behandelt ein unterschlagenes Kapitel der jüdischen Widerstandsgeschichte - leider nicht sonderlich überzeugend

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Die Partisanen-Gruppe der Bielski-Brüder ist ein unbeschriebenes Blatt in der Geschichte der Shoah. Das waren Oskar Schindler und Wladyslaw Szpilman auch, bevor man in Hollywood Filme über sie machte (Schindlers Liste, Der Pianist). Filme über den Holocaust lösen bei der Kritik seit je einen Abwehrreflex aus. Auf die Frage, ob man die Shoah in konventionelle dramatische Formen pressen darf (beziehungsweise: ob sie überhaupt verfilmbar ist), folgt üblicherweise das mit populistischem Gestus vorgetragene Argument der „Lehrmittel-Fraktion“ über den erzieherischen Wert dieser Filme. Nur: Will man sich wirklich von solchen Filmen die Geschichte erklären lassen? Auch Edward Zwicks Unbeugsam – Defiance über die polnischen Bielski-Brüder, die zwischen 1942 und 1944 ein jüdisches Partisanenkorps anführten, steckt in diesem Dilemma, das sich keineswegs in ästhetischen Fragen erschöpft.

Denn um die grundsätzliche Kritik vorwegzunehmen: Filmisch ist Unbeugsam weder in der historischen Tragweite seiner Geschichte noch innerhalb der überschaubaren Grenzen seines Genres sonderlich überzeugend. Ein Heldenepos, wie Hollywood es am Fließband zu produzieren versteht. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass die Helden, die sich in Zwicks Film mit Waffengewalt gegen den Nazi-Einmarsch (und Nazi-Kollaborateure) wehren, Juden sind. Und das ist dann immerhin bemerkenswert, widerspricht dieses Bild doch den Darstellungen des Hollywood-Kinos, in dem Juden sich vornehmlich mit der Opferrolle begnügen müssen. In Unbeugsam spricht Daniel Craig in Kämpferpose zu den jüdischen Flüchtlingen, die sich vor dem Ansturm der Deutschen im Wald verstecken, so dass schließlich selbst ein kleiner Junge ungläubig seine Mutter fragt, ob der denn wirklich ein Jude sei. Als ein russischer Offizier den Bielski-Brüdern Tuvia (Craig) und Zus (Liev Schreiber) vorhält, dass Juden nicht kämpfen würden, entgegnet Tuvia: „Diese Juden schon.”

Unbeugsam behandelt also ein unterschlagenes Kapitel der jüdischen Widerstandsgeschichte. Leider überlässt Hollywood solche wichtigen Filme Regie-Handwerkern wie Zwick, die sie dann in ambitionslose Dutzendware verwandeln. So ­gehen die eigentlich interessanten moralischen Positionen des Films unter hölzernen Drehbuchdialogen und vereinzelten Feuergefechten verschütt.

Fragen wie die, welchen Preis man im Widerstandskampf in Kauf nehmen darf. Dem Zionisten Tuvia geht es zunächst darum, möglichst viele Juden vor den Deutschen zu schützen. Gegen Ende des Krieges gehörten 1.200 Männer, Frauen und Kinder der Bielski-Gruppe an, die sich in einer autarken Siedlung im Wald verschanzt hielten. Zus dagegen wählt den militanten Weg, zur Not auch auf Kosten der „Malbushim“, den Schwachen der Gemeinschaft. Er schließt sich den Partisanen der Roten Armee an, die von Antisemitismus nicht frei waren.

Dieser Konflikt hätte durchaus Potential für einen interessanten, zeitgemäßen Film gehabt; im Grunde beschreibt er das ganze Dilemma des Staates Israel. Craig erklärt die Flüchtlingssiedlung einmal als einzigen Ort in Weißrussland, an dem Juden wirklich frei seien. Zwicks Film aber verleiht dieser politischen Idee nicht genügend Nachdruck. Noch versucht er begreiflich zu machen, worin die möglichen Probleme ihrer Umsetzung bestehen.

Unbeugsam Defiance Regie: Edward Zwick, ab 23. April bundesweit in den Kinos

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