Ein zeitgenössischer Woyzeck

Nahaufnahme Franz hat von vorn angefangen nach 1989. Er hat hart gearbeitet für das Glück, das er gefunden hat. Bis zum tödlichen Affekt
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Im Zuge der Maueröffnung, die den Tatgegenstand der versuchten Republikflucht ad absurdum führt, nach elf Monaten aus einem Leipziger Gefängnis entlassen, steht Franz Ende November 1989 vor dem Notaufnahmelager in Bayreuth und denkt: „Jetzt fängt dein neues Leben an!“

Seine inzwischen verstorbene West-Oma hatte ihm vorsorglich die Telefonnummer von Freunden zukommen lassen, die in der Nähe von Darmstadt leben. Die Freunde sind vor Jahren aus der Tschechoslowakei geflohen und zeigen sich dem Neuankömmling gegenüber hilfsbereit: „Natürlich kannst du zu uns kommen und fürs Erste bei uns wohnen.“ Franz bezieht ein Kellerzimmer, das zu seinem Schrecken vergittert ist. Die Tochter des Hauses hilft ihm in den nächsten Tagen