Anarchokatz und Anarchoreligion

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Ich habe mit der Anarchokatz ein religionsphilosophisches Interview geführt. Hier ist die Abschrift:

R.B.: Wieder herzlich willkommen Anarchokatz!
A.: Wieder Hallo, Red Bavarian!

R.B.: Du sagst, Du seist die altägyptische Göttin Bastet und Sachmet. Das hört sich unglaublich an.
A.: Für mich hört es sich wirklich an, denn ich bin es.

R.B.: Kannst Du das näher erklären?
A.: Sicher. Du kennst ja die Bibel der Menschen, darin die Genesis. Es gibt auch die Bibel der Katzen.

R.B.: Die kenne ich nicht.
A.: Kannst Du auch nicht, denn sie ist ja noch vergraben, damit sie nicht von unverständigen Menschen vernichtet wird.

R.B.: Du meinst: Vergraben wie das Thomasevangelium es gewesen ist?
A.: Genau. Das Thomasevangelium - an dem ich übrigens mitgewirkt habe - ist zu seiner Zeit gefunden worden. Zu einer Zeit, wo erstens die Alte Kirche nicht mehr die Macht hat, es zu vernichten; wo zweitens die informationstechnologische Revolution in ihren Anfängen war, was im Internet kulminiert ist, wo das Thomasevengelium leicht weltweite Verbreitung findet; und drittens zu einer Zeit, wo das wissenschaftliche wie das spirituelle Interesse an Religion wieder groß ist.

R.B.: Ja, ein unwahrscheinlicher Zufall, dass es 1945 gefunden worden ist.
A.: Es gibt Zufälle, die keine sind.

R.B.: Hast Du das etwa in die Wege geleitet?
A.: Klar, schließlich war es auch meine Idee, das Thomasevangelium sicher zu vergraben. Allerdings muss ich mich schon ein bissel beschweren, dass ihr Menschen es anfänglich so unsachgemäß behandelt habt. Aber Schwamm drüber, es ist ja gut ausgegangen.

R.B.: Und die Bibel der Katzen, wo ist die vergraben?
A.: Weiß ich nicht; ich wollte es nicht wissen. Wie ich mich kenne, hätte ich sie schon längst in meiner Egomanie ausgraben lassen.

R.B.: Aber Du weißt, das drin steht?
A.: Freilich, ich habe sie ja verfassen lassen. Also, wie in der Bibel der Menschen gibt es den Baum der Erkenntnis und den Baum des Lebens. Die Menschen haben vom Baum der Erkenntnis gegessen, wie es in der Bibel der Menschen geschrieben steht. Was nicht drinsteht, ist, dass ich vom Baum des Lebens gegessen habe, und wer davon isst, der ist unsterblich. Voilà!

R.B.: Bestechend einfach, wenn man das weiß. Und warum steht das nicht auch in der Bibel der Menschen drin?
A.: Wegen dem Ersten Gebot: "Du sollst keine anderen Götter haben neben mir"

R.B.: Stimmt, logisch. Aber die Alten Ägypter haben sich nicht daran gehalten.
A.: Ja, sie haben ja die verschiedenen Tiergötter gehabt, erkennbar an den Köpfen.

R.B.: Aber die haben doch Menschenkörper.
A.: Ja, weil die Menschen alles vermenschen.

R.B.: Menschen. Tja, es waren doch Adam und Eva, die vom Baum der Erkenntnis gegessen haben. Was ist mit Deinem Partner geschehen?
A.: Tja, der wollte nicht, als ich ihm die Frucht vom Baum des Lebens angeboten hatte. Darum ist er schon ewig lange tot.

R.B.: Mein Beileid, nachträglich.
A.: Danke, aber ich hab's schon lange überwunden.

R.B.: Aber vom Baum der Erkenntnis hast Du nicht gegessen?
A.: Nein, da wollte ich nicht, nachdem ich gesehen hatte, wie Ihr Menschen Euch dadurch verändert habt. Ihr seht es ja heute, was es Euch eingebracht hat, gut und böse unterscheiden zu können. Ihr teilt die ganze Welt und Euch selber dazu in gut und böse ein, und bekämpft die Welt und Euch selber gegenseitig deswegen.

R.B.: Und Du weißt nicht, was gut und was böse ist?
A.: So ist es. Deshalb bin ich ja die gute Bastet und die böse Sachmet in einem. Nur ihr Menschen habt mich dualistisch gespalten. Darum lautet das Kernmotto des Thomasevangeliums ja: aus Zwei Eins machen.

R.B.: Aha, jetzt verstehe ich endgültig, warum es keinen Unterschied zwischen Göttinnen und Anarchistinnen gibt!
A.: Genau, deshalb liebe ich Dich ja so, Red Bavarian. Und ...

R.B.: ... Was?
A.: Na gut, es war auch eine Strafe dabei. Ihr kennt ja Eure Strafe für das Essen vom Baum der Erkenntnis. Meine war, dass ich mich nur in Menschenmänner verlieben kann, nicht in Kater. Damit ich keine unsterblichen Kinder bekomme. Ich bin ja nicht Gott. Ich bin nur die Katzengöttin. Gleichfalls unsterblich, aber untergeordnet.

R.B.: Na da schau her.
A.: Tu ich ja, liebster Red Bavarian. Schau mir in die Augen, Kleiner!

R.B.: ...
A.: Red Bavarian, Du schaust total süß aus, wenn Du so brinrot wirst.

Hier habe ich die Abschrift abgebrochen. Ich hoffe, die geneigte Leserschaft versteht, dass man das Wegbleiben der Sprache schlecht schreiberisch darstellen kann. Wäre auch fad, nur noch drei Punkt-Sequenzen zu lesen ...

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Red Bavarian

Die Vergangenheit analysieren, die Gegenwart gestalten, die Zukunft erdenken.

Red Bavarian

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden