Wer arbeitet: Menschen, Maschinen, Geld?

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Ausgehend von der Presseerklärung 'Das gute Leben entdecken, statt blind im Hamsterrad der Arbeit zu laufen' der stellvertretenden Vorsitzenden der Partei DIE LINKE, Katja Kipping, zum Welttag für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz stelle ich hier weitere Überlegungen an.

Ja, das Leistungs-, Konkurrenz- und Profitprinzip des Kapitalismus macht die Menschen kaputt. Aber das Hamsterrad der Arbeit läuft nicht nur im Kapitalismus, sondern in allen Ideologien, wo das klassische Arbeitsethos propagiert wird. Notwendig ist es, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, nicht die Arbeit.

Im Kapitalismus steht genauer besehen das Geld im Mittelpunkt. Einkommen aus Kapital sind da genauso legitim wie Einkommen aus Arbeit. Mehr noch genießt ersteres einen höheren Status als zweiteres. Einkommen aus Kapital beruht klassischerweise auf der Aneignung der Arbeitskraft der arbeitenden Menschen. Denn Geld arbeitet nicht.

Menschen arbeiten. Allerdings arbeiten auch Maschinen. Während beispielsweise der mechanische Webstuhl noch ein Werkzeug der Weber war, stellten die maschinisierten Webstühle im Zuge der industriellen Revolution eine tendenzielle Entwicklung der Maschinen von Werkzeugen zu Selbstarbeitern dar. Die informationstechnologische Revolution hat die Linie mit Industrierobotern und Computern weitergeführt. In der Zukunft kommen KIs dazu. Ein Beispiel in diese Richtung ist die automatische U-Bahn in meiner Stadt.

Es werden also immer mehr und immer hochqualifiziertere Arbeiten statt von Menschen dann von Maschinen ausgeführt. Aus diesem Aspekt heraus dürfte es klar sein, dass mit der Produktivkraft dieser nichtmenschlichen Arbeiter letztendlich kein Mensch konkurrieren kann. Aus der kapitalistischen Sicht werden damit die gewünschten hohen Profit- und Renditeraten ermöglicht.

Das Problem dabei ist, dass unsere Gesellschaft immer noch auf der Gleichsetzung 'Arbeit = Arbeiter = Mensch' aufbaut, und zwar quer über das politische Spektrum. Selbst ein Systemwechsel weg vom Kapitalismus und hin zum Sozialismus täte scheitern, sofern man diese Gleichsetzung nicht aufhebt. Denn kein Mensch kommt in unserer hochtechnologisierten Welt leistungs- und konkurrenzmäßig gegen die Produktivkraft der Maschinenarbeiter an.

Ein Lohn- und Sozialdumping ist somit selbst ohne das kapitalistische Profit- und Renditestreben nicht zu verhindern, sofern man nicht vom klassischen Arbeitsethos wegkommt. Der Mensch wird dadurch mit den entsprechenden negativen Folgen zur Maschine degradiert.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Red Bavarian

Die Vergangenheit analysieren, die Gegenwart gestalten, die Zukunft erdenken.

Red Bavarian

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